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Rufinus

 

Vorzug der Magd vor der vornehmen Frau

Statt hoffärtiger Frauen erwählen wir lieber die Magd uns,
Welche den täuschenden Schein üppigen Standes verschmäht.
Jene, die Haut umduftet von Salböl, schreitet mit Hochmut
Prunkender einher; und Gefahr bringt es, ihr liebend zu nahn.
Diese, geschmückt mit natürlichem Reiz und Farbe, versagt dir
Nimmer das Lager und heischt nimmer ein köstlich Geschenk.
Pyrrhus, ich ahme dir nach, du edler Sohn des Achilleus,
Der du Andromache nahmst an der Hermione Statt.

 

Ablehnung

Jetzt wohl grüßest du mich, Mißgünstige, da dir das Antlitz
Schwand, wie parischer Stein glatt und schimmernd zuvor.
Jetzo schmeichelst du mir, nachdem das Haar dir entfallen,
Welches mit reichem Gelock stolz dir den Nacken umfloß.
Nicht mehr nahe dich mir, Leichtsinnige! Tritt mir in Weg nicht!
Dem du die Rosen versagt, bietest du Dornen umsonst!

 

Die bestrafte Ehebrecherin

Wer hat so dich gegeißelt und nackt auf die Straße geworfen?
War sein Herz denn ein Stein? War er der Augen beraubt?
Kam er zur Unzeit etwa zurück und fand den Geliebten?
Wars das, tröste dich, Kind! Machens doch alle wie du.
Doch ist künftig der Buhle bei dir und der Mann aus dem Haus weg,
Riegle die Haustür zu, daß es nicht wieder so geht.

 

Seltsame Erhörung

Während ich Prodica jüngst zur erwünschten Stunde allein fand,
Schlang ich die flehende Hand um das ambrosische Knie.
»Rette,« so bat ich, »o rette den Liebenden, welchem nur wenig
Atem und Leben noch blieb; gönn ihm den fliehenden Rest.«
Tränen entfielen ihr, während ich sprach; dann trocknend die Augen –
Warf sie mit rosiger Hand mich zu der Türe hinaus.

(Fr. Jacobs-Boesel)

*


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