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Horaz (Q. Horatius Flaccus): 65–8 v. Chr.

Einer der hervorragendsten Dichter des augusteischen Zeitalters, in Apulien geboren, wo sein Vater, ein Freigelassener, ein kleines Landgut besaß. Im zwanzigsten Jahre zog der Dichter zur Fortsetzung seiner Studien nach Athen, trat der Sache des Brutus bei, focht als Kriegstribun bei Philippi mit und entkam durch die Flucht. Fortan mußte er von seiner Feder leben.

 

An Themire

Ach, würden falsche Schwüre
Durch Zeichen an dir kund!
Verfärbte sich, Themire,
Dein frevelhafter Mund!

O, daß ein Zahn sich schwärzte,
Meineidige, daß nur
Ein Fingerchen dir schmerzte,
Das sich erhob zum Schwur!

So glaub ich, Götter hielten
Noch was auf Treu und Pflicht,
Und falsche Mädchen spielten
Mit teuern Eiden nicht. –

Doch deinen Reiz erheben
Verbrechen nur noch mehr,
Und immer dichter schweben
Verehrer um dich her.

Frau Venus und ihr Völkchen
Läßt fünf gerade sein.
Von Anmut nicht ein Wölkchen
Hüllt ihre Stirnen ein.

Per Dio! Was noch schlimmer:
Dein Flattersinn ergötzt
Den Schadenfroh, der immer
An heißen Pfeilen wetzt.

Daher in allen Schulen
Befiedert täglich sich
Ein Paar von jungen Buhlen,
Und insgesamt für dich.

Die kommen dann und zollen
Dir Huldigung und Pflicht;
Die alten aber trollen
Deswegen sich noch nicht.

Und alt und jung umschwärmet
Nun wie behext dein Haus.
Man boxet sich, man lärmet ...
Ach, wo will das hinaus? –

Dich scheut des Söhnchens wegen
Die zärtliche Mama,
Und, seines Beutels wegen,
Der geizige Papa.

Du ängstigst junge Frauen:
Es möchte deinen Wert
Kein Tröpfchen Gunst betauen,
Das ihnen zugehört.

(Travestiert von Bürger nach Horazens: An Barine)

 

An Thaliarch

Im Wintergewande ragt auf zur Höh
Soraktes glänzender Gipfel.
Im Froste erstarrt ruht Fluß nun und See,
Und unter der Last von Eis und Schnee
Beugt traurig die Tanne den Wipfel.

Nun schnell im Kamine dir schüren laß
Die wärmenden flackernden Gluten,
Nun her mit dem freudenspendenden Naß,
Laß brechen aus dem Sabinerfaß
Des Weines glühende Fluten!

Und was, Thaliarch, das Herz dir bedrückt,
Das mußt du den Göttern vertrauen.
Dem Sturm, der heute die Wälder noch knickt,
Sich morgen keine Lilie mehr bückt –
Drum laß mich dich heiterer schauen.

Und jeglichen Tag als Gunst betracht,
So dir die Himmlischen schenken.
Auf! lustig gescherzt und geliebt und gelacht,
Denn wer in der Jugend nicht alt sich macht,
Wird niemals aufs Kommende denken.

Bald auch mit Flocken bist du bereift
Und winterlich wird dirs im Herzen.
Drum wer noch heute durchs Marsfeld schweift,
Muß morgen, wenn Liebe das Herz ihm ergreift,
Schon wieder kosen und scherzen.

Der Liebsten versäume nicht nachzugehn
Zur nächtlich bestimmten Stunde.
Ihr Kichern verrät sie, du wirst sie erspähn,
Nicht kann sies in dämmriger Laube verschmähn,
Dich zu lieben aus Herzensgrunde!

 

Die rechte Zeit (An Chloe)

Noch so spröde, mein Kind, wie ein junges Zicklein,
Das im wilden Gebirg nach der Mutter meckert
Und bei jedem Geräusche schreckhaft zusammenfährt? –
Kind, ich tu dir nichts: ich bin kein reißender Löwe,
Trenne dich von der Mutter, und komm in mein Stübchen,
Komm, ich lehr dich der Liebe reizendes Spiel,
Komm, du bist grade im rechten Alter, mein Schätzchen!

*

Eisballade


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