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Sappho: Zwischen 630 und 570 v. Chr.

Die lesbische Nachtigall oder zehnte Muse genannt.

 

Ode an Aphrodite

Goldigthronende göttliche Aphrodite,
Tochter des Zeus, Listspinnende, höre mein Flehen!
Nicht durch Schmach und herbes Leid, o Hohe,
Beuge den Stolz mir!

Sondern nahe mir jetzt, wie du ja gnädig
Meiner Sehnsucht brünstigen Ruf schon einmal
Helfend hast erhöret, des Vaters Wohnung
Freundlich verlassend.

Hoch auf goldenem Wagen kamst du. Ihn zogen
Fluggeübte Tauben zur düstern Erde
Nie ermattenden Fittichs aus Wolkenhöhe,
Äthergeschaukelt.

Pfeilgeschwinde warest du da und fragtest,
Selige, mich lächelnd in göttlicher Anmut:
»Welch Verlangen brennt dir im Herzen, daß du
Meiner begehrest?

Was ersehnt die lüsterne Flammenseele
Gar so wild? Wen soll ich listig betören,
Wen denn wieder ins Netz dir fangen, wer doch
Kränkte dich, Sappho?

Flieht dich dein Freund: morgen soll er dir folgen.
Schlägt er Gaben aus: reichlich soll er dir geben.
Liebt er nicht: bald soll er entbrennen, und du
Laß ihn dann schmachten!«

Komm auch heut und befrei mich von schweren Sorgen!
Was, vor Liebe krank, mein sehnendes Herz wünscht,
O, gewährs, Allmächtige, stehe du selbst mir
Rettend zur Seite!

 

Liebespein

(Übersetzt vom Herausgeber; aus dessen Neuen Dichtungen, Berlin und Leipzig 1886)

Ich kann nicht weben,
O süße Mutter,
Die Finger beben
Mir hin und her.

Die Liebe habe
Ich tief im Herzen –
Der schöne Knabe
Quält mich so sehr.

 

Einsame Nacht

Schon flüchtet Selana, die reine,
Schon taucht ihr unter, Plejaden,
Die Nacht und die Stunde laden:
Ich ruhe noch immer alleine.

(Platen)

*


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