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Eugen Stangen: geb. 1870

 

Mit roten Verbenenkronen

Es klang eine Harfe so irr und fremd,
Ein Lied, ein Lied von der Gasse,
Nun tragen wir beide das Nessushemd,
Gewoben vom Menschheitshasse.

Nun sind wir geächtet und weltverbannt,
Umzüngelt von eifernden Flammen,
Und haben unselig das seligste Land,
Denn wir betten uns dicht zusammen.

Wir wissen, wo ewiges Leben lacht,
Wo die süßesten Freuden wohnen,
Wir schmücken die Locken zur Nacht, zur Nacht,
Mit roten Verbenenkronen.

Nun mag es uns höhnend und wild umschwirrn,
Das Lied, das Lied von der Gasse –
Lilien web ich um deine Stirn,
Die heilandsleidenblasse.

Durch unsere Seele weht weiß und rein
Das Glück wie Blütengestiebe,
Es beut uns ja heiligen Altarwein
Unsere wilde, verpönte Liebe.

 

Am Schönheitsaltar

Deiner Brüste Hügel,
Dein blühender Leib,
Meine Fessel, mein Flügel,
Meine Sünde, mein Weib.

Deine Glieder umranken
So heiß mich und schwer,
Da schweigt der Gedanken
Nachtirrendes Heer.

O laß sie doch kommen
Und schmähen und schrein,
Die Schwachen, die Frommen –
Wir lachen darein.

Wir trinken, zwei Zecher,
Bis die Seele verlischt,
Aus purpurnem Becher
Den tosenden Gischt.

Goldflammende Binde
Und roten Talar –
Wir opfern der Sünde
Am Schönheitsaltar! –

 

Deine weiche Molluskenhand

Es streicht über meine Lenden,
Leicht schäkernd wie Tanz und Tand,
Doch schürend die Sinne zu Bränden,
Deine weiche Molluskenhand.

Heut leert ich den Becher zu Grunde,
Nun laß, ich bin schlafensmatt;
Was sagst du? noch eine Stunde
Willst du, du Nimmersatt?

So schling denn um mich deine Glieder,
Es schürt den erschlafften Brand,
Und zwingt mich zum Wonnenrausch wieder
Deine weiche Molluskenhand.

*


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