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Kalidasa: um 500 n. Chr.

Ein indischer Sänger, der an Fürstenhöfen lebte und dichtete; besonders berühmt durch sein Drama Sakuntala. Hier einige Proben aus der lyrischen Sammlung Ritusanharas (Jahreszeiten), nach Rückens und Bohlens Übertragung bearbeitet.

 

Liebesstrophen

In dem Munde Beteldüfte,
Um den Busen Perl und Schleier,
Goldnen Gürtel um die Hüfte,
Gehn die Schönen nun zur Liebesfeier.
Legen um die vollen Glieder
Sich ein Seidenkleidchen bunt,
Und ein krokusfarben Mieder
Um der Brüste üppig Doppelrund.

(Rückert)

Den Seidengurt ums Hüftenrund geschlungen,
Mit Perlenschnüren Hals und Brust geschmückt,
Und in den Locken Wohlgerüche, haben
Die Schönen ihres Freundes Herz entzückt.
Bei jedem Schritte klirrt die goldne Spange
Am zarten Knöchel, der von Schminke glüht,
Wenn des Flamingos Liebesruf ertönt,
Und Sehnsucht füllt des Liebenden Gemüt.

Und wenn die Hochgebrüstete gelöset
Die schweren Kleider und den Busenflor,
Umschlingen sich die jugendfrischen Glieder,
Und zarte Tropfen perlen dran hervor.
In herrlich duftendem Gemache laben
Sich nun die Liebenden um Mitternacht
Am Weine, kräuselnd von der Gattin Atem,
Wenn Sang und Spiel die Sehnsucht angefacht.

(Höfer)

Bäume, die voll Blüten hangen,
Teiche, die voll Lotos prangen,
Weiber, lustberauschte,
Winde, duftumrauschte,
Tage, mild und sonnig,
Abendstunden, wonnig,
Alles ist, du trauter Herzensdieb,
Uns im Frühling wert und lieb!

(Rückert)

Liebverwirrte Weiber beben,
Wenn sie sich dem Liebsten geben,
Ihrer Körper Fülle,
Frei von jeder Hülle,
Selig zu erwarmen
In des Liebsten Armen,
Ach, Anangas, schieß den Pfeil ins Herz,
Wonne fühlts und Wollustschmerz.

Anangas ist der indische Amor (der Körperlose)

*


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