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Philodemus: um 50 v. Chr.

Ein Epikuräer aus Gadara.

 

Liebesgenuß

Wenn du, o Magd, die schweigende Lampe, mitwissende Zeugin
Heimlicher Lust, mit des Öls reichlichem Gusse berauschst,
Gehe hinaus. (Denn Eros allein flieht lebende Zeugen.)
Gehe, Philänis, und schließ sorglich die Tür des Gemachs! –
Wohl denn, Xantho, küsse mich nun und lehre mich, Geliebte,
Was Cytherea noch sonst Süßes und Heimliches hat.

 

Die Spröde

Warte doch, liebliches Kind! Wie nennst du dich? Sage mir auch, wo
Kann ich dich sehn? Du erhältst, was du begehrest. – Du schweigst?
Sprich, wo wohnst du? Ich schicke dir nach. – Sprich, bist du versagt schon? –
Stolze, gehabe dich wohl! – Sagst du auch nicht Lebewohl? –
Nun, ich komme schon wieder zu dir. Auch Sprödere weiß ich
Wohl zu erweichen als dich. – Jetzo gehabe dich wohl!

 

Enttäuschung

Mitten im Dunkel der Nacht von der Seite des schlummernden Gatten
Stahl ich mich heimlich zu dir, gänzlich vom Regen durchnäßt.
Und nun liegen wir müßig und stumm! Sprich, ziemet ein solches
Schlummern und Schweigen, o Freund, liebenden Herzen wie wir?

 

Die jugendliche Greisin

Schon hat Charito sechzig der kreisenden Jahre geendet,
Aber es bleibet dem Haupt schwärzlicher Haare Gelock.
Über der Brust strebt schwellend empor alabasterner Brüste
Rundung, ohne den Schutz schnürender Binden, von selbst.
Jetzt noch hauchet ihr Leib Ambrosia, ohne der Runzeln
Schmach, und jeglicher Reiz strömt von der Lieblichen aus.
Auf denn, Freunde der Lust, wer nicht vor liebendem Rausch flieht,
Kommt und die Jahre vergeßt, welche die Reizende zählt!

(Jacobs-Boesel)

*


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