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Lalatsch: um 1750

 

Kokschâster

All die Entzückenden,
Sinneberückenden
Mädchen von nah und von fern,
Wenn sie die blendenden,
Schmiegsam sich wendenden
Glieder sich kühlen in schimmernden Fluten –
Alle die Guten
Hab ich so gern!

Aber doch schöner als alle
Bist du, o Tschanda, für mich.
Ja selbst in paradiesischer Halle
Rambhas gepriesene Schönheit verblich,
Könnt sie aus himmlischen Höhen
Strahlend in Anmut dich sehen!
Darum als Schönste vor allen den Schönen
Sollen nur dir meine Weisen ertönen,
Tschanda, o lieblichste Tschanda!

Auch die sich schmückenden,
Nächtlich beglückenden
Ram-dschamis, wenn sie in Glut
Tanzen im Sternenschein,
Während vom fernen Hain
Tale und Mirdang mit Jauchzen ertönen –
Allen den Schönen
Bin ich so gut!
Aber doch wilder als alle
Glühst du, o Tschanda, für mich.
Ja selbst in paradiesischer Halle
Rambhas verzehrende Liebesglut wich,
Könnt sie aus himmlischen Höhen
Rasen in Liebe dich sehen!
Darum als Süßeste aller der Süßen
Sollen dich meine Gesänge begrüßen,
Tschanda, berauschende Tschanda!

Laß auf dem wiegenden,
Wohlig sich schmiegenden
Leibe in Wonnen mich ruhn.
Küß ich die Brüste dir,
Schaffet es Lüste mir;
Schafft doch auch Wonnen mir ohne Ende
Seliger Hände
Seliges Tun!
Tschanda, du schönste von allen,
Glühe und brenne für mich;
Mag auch das Herz mir in Asche zerfallen,
Gerne sterb ich durch dich, durch dich,
Darf ich in himmlischen Höhen
Durch deine Liebe mich sehen.
Küsse mich, liebe mich, quäl mich zu Tode,
Lalatsch singt dankbar dir Hymnus und Ode,
Tschanda, liebtötende Tschanda!

 

Der Schatzräuber

Die Holde läßt das Lager,
Auf dem sie wonnig schlief,
Sie duftet von Essenzen,
Der Schlafrausch beugt sie tief.

Er hat der Locken Fülle
Verwirret und vermischt,
Der Stirne Sandelzeichen
Hat nächtlich er verwischt.

Das Auge blickt so schmachtend,
Vom Schlummer matt und schwer,
Ein schöner Lenzesturban
Zieht um ihr Haupt sich her.

Ich fand, als halb gewichen
Die Nacht aus ihrem Reich,
Die Ruhe nicht und bebte
Dem feigen Diebe gleich.

Es schliefen die Gespielen
Der Trauten rings im Saal,
Sie schlief, das Haupt verhüllet
Vom neidgewobnen Schal.

Ich hob ihn leisen Griffes
Zur Morgendämmerstund
Und preßte meine Lippen
Ihr leis auf Hals und Mund.

Da öffnete sie die Augen,
Der Frauen schönste Zier,
Und was ich rauben wollte,
Gab sie aus Liebe mir.

Ich sprach: Dein Sklav ist Lalatsch,
Darum erlaube mir,
Den Kuß zu wiederholen...
Da gab sie alles mir!

(Nach W. da Fonseca)


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