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Peirol: 1180 – 1225

 

Kanzone

Hat mir Liebe jahrelang
Leid und Unheil zugefügt,
Hält sie jetzt mich doch vergnügt,
Drum behagt mir der Gesang:
Wißt, daß ich ein hohes Glück
Unverdient erreichte,
Und wie sich die Hoheit neigte,
Hub die Demut stolz den Blick.

Dank der Herrin drum: sie hat
Diese Freuden mir verliehn.
Nie vergeß ich es forthin,
Was sie Liebes sprach und tat.
Jene soll mich nicht mehr fahn,
Der ich war ergeben:
Treu und redlich will ich leben,
Mildrer Herrschaft untertan.

Oft würde ich zu gehn mich freun
Zu der Schönsten weit und breit,
Müßt ich nicht zu gleicher Zeit
Den Verdacht der Leute scheun.
Doch mein Herz beut ihr sich dar,
Wo es sich befindet:
Denn Treuliebe eint und bindet
Auch von fern ein liebend Paar.

Das macht mir Vergnügen, seht!
Wenn aus heißem Herzenstrieb
Sich zwei Buhlen haben lieb,
Keins das andre hintergeht,
Und sie nehmen, wies gehört,
Ort in acht und Stunde,
Daß in ihrem süßen Bunde
Neid sie und Verrat nicht stört.

An ein Sprüchlein wohlbekannt
Halt ich mich mit Zuversicht:
Stehst du gut, so rühr dich nicht!
Nein, gewiß, ich halte stand:
Wenn mich Tag und Nacht verzehrt
Ihrer Liebe Feuer,
Werd ich ihr nur immer treuer,
Wie sich Gold in Flammen klärt.

(Nach Diez)

*


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