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Rußland

 

Die achtlosen Verliebten

Gingen wir beide ins Birkenwäldchen –
Oder wars ein Tannenwäldchen?
Oder wars gar ein Eichenwald?

Sangen auf den Zweigen Finken –
Oder waren es schwarze Amseln?
Oder waren es goldne Ammern?

Legten wir uns in die grünen Gräser –
Oder waren es Heidekräuter?
Oder war es gar Thymian?

Lagen wir uns dort im Arme?
Haben wir uns dort geküsset?
Ach, wir wissen, was wir getan.

 

Der seufzende Mönch

Saß ein Mönch vor seinem Kloster
Auf dem Bänklein dort am Berge,
Sah er weithin in die Ebne,
Weithin auf die flachen Felder.

Ging Andrej an Marfas Arme,
Neigten beide sich im Kusse,
Ging Iwan an Maschas Seite,
Küßten sich, im Grase lagernd.

Sah der Mönch die Pärchen tändeln,
Sah sie küssen sich und lieben –
Stand er auf und ging ins Kloster,
Sprach mit Seufzen: Ich will beten.

(nach I. Altmann)

 

Die Verliebte

Hätt ich doch nur einen Mann,
Wärs Andräi, wärs Iwan!
Ach, es gilt mir alles gleich,
Ob er arm sei oder reich,
Ob er krumm sei oder grade,
Niemals riefe ich: schade, schade,
Nein, ich rief froh: Glück zu,
Gar ein schöner Mann bist du!

Hätt ich doch nur einen Mann,
Wärs Wassili, wärs Stepan!
Ach, es gilt mir alles eins,
Hat zwei Bein er oder keins,
War von Holz auch seine Wade,
Niemals rief ich: schade, schade,
Nein, ich riefe froh: Glück zu,
Gar ein prächtiger Mann bist du!

Hätt ich doch nur einen Mann,
Wärs Tarassi, wärs Bogdan!
Ach, es ist mir alles recht,
Ob er gut sei oder schlecht,
Schlüg er mich auch ohne Gnade,
Niemals rief ich: schade, schade,
Nein, ich riefe froh: Glück zu,
Gar ein braver Mann bist du!

(nach I. Altmann)

 

Scherzlied

Lieben wollt ich dich, ja lieben,
Brächt es nur nicht bittre Not;
Treu sein wollt ich dir wohl immer,
Aber nur nicht bis zum Tod.

Zu dir ging ich, o wie gerne,
Wär nur nicht der Weg so weit;
Bei dir blieb ich wohl bis morgen,
Aber heim muß ich schon heut.

(Altmann)

 

Der schüchterne Ignascha

Bin ich kühl doch nicht und wehrsam –
Was ist dreister nicht Ignascha?
O was ist er doch so ehrsam,
Spricht nur leise: Süße Mascha!

Einmal glaubt ich schon, es dränge
Mut ihm in die scheue Seele,
Doch er sprach zu sich gestrenge:
Ach, mein Herz ist voller Fehle!

Künftighin, ob es auch schmerzt mich,
Werd ich ihm befehlen müssen:
Jetzt geliebt mich! jetzt geherzt mich!
Jetzt umarmt mich unter Küssen!

(Altmann)

 

Der närrische Liebste

 

(gekürzt)

Mein närrischer Liebster ist just wie ein Kind,
Ist taub auf den Ohren, auf den Augen gar blind.
Ich rufe Ignascha, gleich springt er heran,
Und jedermann weiß doch, er heißet Iwan.
Das Närrchen gefällt mir und macht mir viel Spaß,
Nur ist er langweilig oft über das Maß.
Am meisten ihn lieb ich, wenn fern er sich hält,
Dann kann ich doch küssen grad wer mir gefällt!

(Altmann)

 

Am Morgen nach der Hochzeit

 

(gekürzt)

O, wie gefürchtet hab ich mich, Schwestern,
Ihr lieben Seelchen, vor meiner Hochzeit!
Ja, fast zu Tode hab ich gehärmt mich,
Hab sehr gezittert und sehr gezaget.
Nun aber ist mir so froh zumute,
O, gar so selig und gar so wonnig!
Ich wünschte, es wäre heut wieder Hochzeit,
Und morgen wieder, und alle Tage!

(Altmann)

 

Die Liebe des Teufels Erfindung

Der Teufel wollte narren die Menschen, ha, ha!
Der Teufel wollt uns plagen, was erfand er da?
Die Lieb hat er erfunden, die Liebe erdacht:
Welch Unheil, o weh! hat der Welt sie gebracht!

(Nach Altmann)

 

Der willfährige Ehemann

Steht Mascha an
Ein Sarafan –
Ich kauf ihn, kauf ihn, ruf ich.
Verlangt sie Kwaß
Ein ganzes Faß –
Ich brau es, brau es, ruf ich.
Will sie ein Schloß,
Klein oder groß –
Ich bau es, bau es, ruf ich.
Geht Maschas Sinn
Auf Reisen hin –
Den Schlitten, Schlitten, ruf ich.

Begehrt sie grad
Ein warmes Bad –
Ich wasch dich, wasch dich, ruf ich.
Und hat sie Lust,
Zu schlummern just –
Ich wieg dich, wieg dich, ruf ich.
All was sie will
Ist auch mein Will –
Ich lob es, lob es, ruf ich.
Wenn sie gebot:
Iwan, sei tot –
Ich sterbe, sterbe, ruf ich.

 

Patermufij

Hinkend hinket Patermufij
Um mein Hüttchen ein- zwei- dreimal,
Blinzelnd blinzelt Patermufij
Durch mein Fenster ein- zwei- dreimal.
Stolpernd stolpert Patermufij
Auf mein Stübchen los entschlossen,
Und die Tür zuwerf ich schnelle,
Und da steht er wie begossen.

(Nach Altmann)

 

Die Erwartung

O Lichtspan, Lichtspan von Birkenholz,
Was brennst du so dunkel und flammst nicht auf?
Wie, trocknetest Lichtspan im Ofen nicht?
Oder hat die Schwieger dich naß gemacht?

Gespielen, ihr Täubchen, legt euch zu Bett,
Geht, legt euch zu Bett, ihr erwartet ja niemand.
Ich Ärmste konnte die Nacht nicht schlafen,
Beschickte mein Bettchen, des Liebsten harrend.

Ich träumte zum ersten – doch kam nicht der Freund,
Ich träumte zum andern – noch immer kein Liebster,
Ich träumte zum dritten – hell war es am Morgen,
Beim Frührot kam er, mein Trauter, geschlichen.

Es knarrten die Stiefel ihm an den Füßen
Und leise klopfte sein Finger ans Fenster.
Da hat er die Nacht mir zur Wonne gemacht,
Bis innen und außen mir Sonne gelacht.

(nach P. v. Goetze)

 

Des Krämers Dirne

Ach, mein Sohn, du liebes Söhnchen,
Du mein heller Falke,
Fürder gehe nicht hinüber
Zu der Krämersdirne.
Fürder, Söhnchen, sollst nicht lieben
Deine Krämersdirne.
Will dich bald ergreifen lassen,
Fest dich binden lassen,
An den steinernen Gerichtshof
Dich in Ketten schmieden. –

Schmied mich lieber mit der Kette
An des Mädchens Bette.
Gern will in des Mädchens Kissen
Ich mich jahrlang wissen.

Nicht ein Jahr nur mag enteilen,
Will dort ewig weilen.
Ach! dann liegt vor Leid und Harme
Liebchen mir im Arme,
Und vor übergroßem Schmerze
Preß ich sie ans Herze.

(nach P. v. Goetze)

*


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