Jakob Wassermann
Laudin und die Seinen
Jakob Wassermann

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Als er am Nachmittag in die Kanzlei kam, lag eine Visitenkarte auf dem Tisch. Er las: Arnold Keller. Die Hand, die die Karte hielt, zitterte. Sie irrte zum elektrischen Knopf. »Verbinden Sie mich sofort mit der Nummer sechzehnsechsachtundzwanzig,« befahl er der eintretenden Sekretärin. Es war Luises Nummer. »Die Dame ist nicht zu Hause,« meldete das Fräulein alsbald. »Rufen Sie das Theater an,« gebot er. Die Dame sei nicht im Theater, hieß es wieder nach einer Weile. »Telephonieren Sie zu Ernevoldts, ob Fräulein May zu sprechen ist.« Fräulein Ernevoldt war ausgegangen.

Er griff wieder nach der Karte. »Sie muß es heute noch erfahren,« murmelte er. Er ging zur Tür. »Rüdiger!« Der Diener tauchte aus dem Zwielicht des Vorzimmers. »Herr Doktor befehlen?« Laudin hielt die Karte hoch. »Wann war der Herr hier?« Ungefähr vor einer Stunde, war die Auskunft. Er sah auf die Uhr. Es war zwanzig Minuten nach vier. »Mein Auto,« rief er. Es erwies sich, daß Frau Dercum den Wagen, den er ihr vormittags überlassen, noch nicht zurückgeschickt hatte. Er selbst war über Mittag in der Stadt geblieben. Er bestellte einen Taxameter. Als er im Begriff war zu gehen, wurde er von Pia angerufen. Sie telefonierte nicht selbst, sie ließ nur durch das Mädchen fragen, ob sie für zwei Stunden den Wagen haben könne, sie wolle mit der Frau Hofrätin eine Besorgung machen. Er antwortete, es tue ihm leid, das Auto sei nicht frei, er habe es einem Klienten zur Verfügung gestellt.

Dann fuhr er in die Annagasse, zu Luises Wohnung.


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