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Schildkraut

I.

Ist Wegener ein Kraftmaler: so Schildkraut ein Saftmaler.

Dieser Schildkraut strotzt von strömender Gewalt. In seinem besonderen Sinn ist er das bildkräftigwuchtigste Genie der deutschen Abendwelt.

Ein reicher Urkomödiant, aus dem es wunderbar sprießt und lockt und ahnt und erkennt und stumm wird.

II.

Als Shylockdarsteller eine nie zu verlierende Gestalt ersten Ranges. In dem Bordelldrama des Schalom Asch war es einer der ganz starken Augenblicke, wenn er, vor dem Schluß, als Vater trommelnd auf die Tischplatte schlug, in blöder Verzweiflung … Und wißt ihr noch, wie er als »Querulant« bei Bahr erschütternd gewesen, als bäuerlich Verhärteter, dem einer den Hund weggeschossen hat –? Ein Einsam' –?

Er gab ihn … nicht fünfzigjährig, wie Bahr will; sondern achtzigjährig. Was tut es?

Etwas Großes, aus dem Vollen Geschöpftes schrie, weinte, schwieg in der unterirdischen Kreatur.

III.

Diesen Schildkraut mit dem Wort Virtuose zu benennen ist … ist möglicherweise berechtigt.

Es gibt aber Virtuosen, deren Leistung man bewundert. Punktum. Und hier gibt es einen, bei dem man heulen kann.

Damit wäscht er sich rein.

Es gibt hochangesehene Macher, bei denen man kühl bleibt (Bassermann) … und hier einen gewaltig menschlichen Komödianten: bei dem einem das Herz in der Brust erzittert.

Hierauf kommt es an – sonst auf nichts, nichts, nichts.


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