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Theodor Loos

I.

1911. 22. Dezember. Strindbergs »Scheiterhaufen«. – Ein junger Mensch, niemand kennt ihn, ein Herr Loos tastete (der Sohn) nach drei, vier, fünf Vorbildern … neben Dem, was er als Eignes kann. Bei Herrn Loos hat manchmal der verstorbene Kainz aus der Gruft geredet … Gleichviel, er war nicht in einer Sekunde verlegen, oder ein Aufsager, oder ein Studierter, sondern er war da; er war beteiligt; er litt und schrie und war kaum ein Schauspieler … (ob er schon zehn verschiedene Schauspieler war).

II.

Wertvoller als in Lauchstädt war dann bei ihm Gabriel Schilling. Man hätte zwar diesem jungen Darsteller nicht gestatten sollen, auf einen Hügel hingepflanzt plötzlich mit Schauspielersitte »Freiheit!« zu deklamieren. Doch er hat manches Behexende. Er ist Phantasie – zugleich mit allem Wirklichen …

III.

Im Totenspiel der Mechtild Lichnowsky gab er den großen Fremdling. Und beides drang aus ihm: das Fremde wie das Umfangende. Hernach, in Ibsens Galiläerdrama, gibt er mit geistiger Größe den Einbläser, den Maximos.

Loos war hier der Sieger. Er bleibt, was Henrik Ibsen (in diesem Ausnahmewerk seiner sonstigen Genielaufbahn) zu bekunden schauert: der Vize-Ibsen.

Das Unterliegen seiner, des Maximos, Puppe gestaltet sich zu einer menschlichen Tragik für den Puppenspieler … mit einem voltairischen, ernst-verklärten Zug. Wesensvoll.

Und wesensvoll bleibt Loos als Esthers König mit einigen Wendungen, mit einem Kopfsenken, mit einem Klang (jenseits von seiner allerdings immer fränkischen Mundart) im Gedächtnis.

IV.

Er verleiblicht später den Mann der Charlotte Stieglitz … und ist glaubhaft in allem: im Nichtemporkönnen, Wegwollen, Murren. Ein schwanker Kerl, der als Ausweg aus der eignen Leere (oder der zu großen Fülle lieblosen Erkennens?), als Ausweg aus den Zerreibungen des Beieinanderhockens schließlich die Roheit findet; die Gier zu verletzen.

Der auf der Flucht ist vor jenem Zuviel an Liebe; vor etwas Herrlichem, das ihn löchert und auf die Akazien treibt …

V.

Dieser Darsteller tritt als Abgesandter der Akademie bei Heinrich Mann auf, in dem Revolutionsstück, als für die Heldin, die Strumpfwirkersfrau, alles entschieden ist.

Loos, in zwei Sätzen, sprach wie die Hoffnung; wie die Zukunft; wie das Trotzalledem.

Er schreitet auf dem Weg eines Werdenden. Man fühlt: hier ist ein sicherer Besitz.

Theodor Loos war vor allen Dingen stark im Kundtun seiner mild-gefestigten Wesenheit, als er in Shaws Heimatswerk von der irischen Insel einen absonderlich gütigen, einsam lebenden Mann, der wie ein Kranker wirkt, einen Pflanzenmenschen mit weißgrauem Haar, in langhaftendem Eindruck, erfüllt und unscheinbar, verkörpert hat.

 … Was ist sein Grundzug? Erfüllt und unscheinbar. Glaubhaft und kernecht.


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