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52.

Basel, 23. Jan. 1881.

Es ist sehr schön, dass Sie mit dem Louvre immer mehr Freundschaft machen. Die Bekanntschaften, welche man dort schliesst, gehören zu den dauerhaftesten, welche man in dem wandelbaren Paris machen kann. Die Diana von Houdon gestehe ich nicht mehr im Gedächtnis zu haben; es ist im ganzen Erdgeschoss des Louvre unendlich viel Knuffliges (in den Sälen gegen die Seine) und viel talentvoll Theatralisches (in den Sälen gegen Rue Rivoli und in den daranstossenden). Wenn es doch aber Gottes Wille wäre, dass man endlich in Paris eine öffentliche geniessbare Sammlung von Gipsabgüssen anlegte! Denn in die der École des beaux arts muss man sich immer so hineinstehlen.

Die Fontäne beim Trocadéro kenne ich nicht, es ist aber bei manchen Pariser Fontänen auffallend, wie gut und richtig das, was da ist, plaziert und auf die Umgebung berechnet ist.

In der Armida lag unser hiesiger Tenor auf seinem Ruhebette so unglücklich als irgend Ihr seliger Pfister in Berlin. Dabei ist es ein dicker Mensch, und die Sorte nimmt sich beim Liegen nie gut aus. Aber die Melodie ist ein Claude Lorrain in Tönen.

Geymüller bitte ich bestens von mir zu grüssen. Das Denkmal Colignys, wovon Sie melden, gibt sehr zu denken. Es ist völlig richtig, dass der Protestantismus nur mit einer Art von bösem Gewissen an solche Verewigungen geht, und in den Zeiten seiner dogmatischen Blüte würde er einzig nur an Grabdenkmälern Porträtstatuen erlaubt haben. Diesmal handelt es sich freilich darum de faire enrager les calotins, und da halten ausser den Hugenotten noch wer weiss was für Leute mit. Die Hugenotten sollten aber in all ihrem Tun eines bedenken: dass sie nämlich als wirkliche Kirche nur solange beisammenbleiben, als es ihnen gegenüber eine mächtige römische Kirche gibt; fiele dieser Gegendruck weg und blieben sie sich selber überlassen, so würde überall bei ihnen Reformertum und völlige Zerstückelung einreissen. Man würde erleben, welche minime Zahl diese wirklichen Calvinisten sind. Bis jetzt haben diese wirklichen Calvinisten immer noch, so wenige sie sind, das Wort im Namen ihrer Kirche führen können und eine Hauptmacht geübt; das würde beträchtlich anders werden.

Dem Heinrich Kater Henri quatre. bin ich von jeher ganz besonders günstig gewesen und habe ihm die superbe barocke Verklärung durch Rubens von Herzen gegönnt.

Meine Gesundheitszustände haben sich wenigstens nicht verbösert und ich hoffe auch, mich so durchzuschleichen.

Über die Makartgeschichte Die Ausstellung von Makarts Einzug Karls V. in Antwerpen hatte Anlass zu Beschwerden in der Presse gegeben. hier werden Ihnen die andern geschrieben haben. Die guten Herren, welche Wehe schrien, haben richtig erzielt, dass die Leute (auch unmündige Bengel) zu Tausenden herbeiströmten, um das Bild zu sehen.


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