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9.

München 30. Juli, vormittags.
Hotel Marienbad.

Zuerst noch einiger Schund von gestern. An der (höchst vortrefflichen!) Table d'hôte erschien ein altes Weib mit Alpenrosen und Edelweiss, wofür ihr einige Gäste Tribut abstatteten; sie hatte ein weisses Tuch weit um den Kopf gebunden, im Profil ragte daraus nur eine ganz fürchterlich lange gelbrote Nase hervor.

Propos des beuveurs an der Table d'hôte: Von einem Mädchen hiess es: sie hat so grosse Händ' und Füss', dass sie im Stehen sterben könnte. – Ein verkrachter Kommissionär in Augsburg, der alle Welt angeschmiert, habe nun ein Bestattungsgeschäft eröffnet (damit ihm die Leute sowieso nicht entgehen). – Ein in Venedig gewesener Commis voyageur sagte: in der Jondel fährt man immer Coupé! – Damit genug für jetzo.

Gestern abend im Schnellzug hieher, glücklicherweise recht gute Gesellschaft. – In der Dämmerung sah ich noch Glyptothek und Propyläen usw. und lief dann noch in die innere Stadt, um mich in Kneipen usw. zu orientieren. Heut morgen aber, als ich Einkäufe usw. machen musste, wagte ich mich bis in die Maximilianstrasse. Da kann man froh sein, wenn man ohne Schlagfluss (worauf ich glücklicherweise nicht genaturt bin) wegkommt. So unter allem Knaster hatte ich mir die Sache doch nicht vorgestellt. Aber im Erdgeschoss winken überall verheissungsvoll Restaurationen und Photographieläden! auch wachsen jetzt glücklicherweise die Bäume bereits so heran, dass man die Gebäude nicht mehr überall zu sehen braucht.

Irgendeine Wunderbutike kündigt in allen Ecken auf heut abend an: Auftreten des grossen Jongleurs Mr. Detloff mit seinen Wunderspielen! Da gehe ich hin.


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