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16.

München, Montag, 27. Aug. 1877, nachmittag.

Hier ist es immer noch auf halbe Tage schwül und sehr heiss, was ich alles dem Wein vom künftigen Herbst zugute schreibe. Bei Ihnen ist es, wie Sie melden, Sonntags auch so gewesen, aber München hat das Privilegium hiefür, weil es die Ebenen-Temperatur hat, d. h. sobald Windstille ist und Sonne scheint, ist die Hitze sogleich eine brennend-schwüle, worauf die rauhsten momentanen Umschläge folgen können. – Gestern abend wieder Aïda! Alles göttlich bei Stimme! Nachbauer als Radames liess die herrlichsten Raketen steigen. Diesmal hat mich das Finale des zweiten Aktes in alle Höhen mit hinauf genommen, dann wieder der wundervolle dritte Akt, mit Reichmann, einem der weichsten und zugleich gewaltigsten Baritons, die Gott in seiner Gnade geschaffen hat, als Amonasro – und nun wieder das herzergreifende Duo: Du wirst die duftigen Haine wiedersehen! – Dann Radames im vollen Lichtglanz seiner Stimme: Du bist der Kampfpreis, den ich begehre usw. – und dann in voller Verzweiflung: Um dich verriet ich Land und Volk! – Von den gewaltigen Momenten im vierten Akt nicht zu sprechen! – Man kann ein Narr werden. – Nachher solo in Enthusiasmus im Ratskeller zwei Schoppen Affenthaler getrunken.


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