Ludwig Tieck
Fortunat
Ludwig Tieck

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Fünfte Szene

Zimmer.

Bertha, Benjamin.

Bertha: Mußt du denn fort?

Benjamin: Herr Andalosia will es, ich muß mit den Pferden vor der Stadt halten.

Bertha: Aber in später Nacht? Er geht seinem Vergnügen nach und kümmert sich nicht weiter um den armen Diener.

Benjamin: Neulich sagte er mir, diese Geschichte würde bald ein Ende haben; ich glaube, er sähe es gern, wenn ein Mensch das gute Tierchen heiratete, es würde ihm gewiß auf eine gute Aussteuer nicht ankommen.

Bertha: Dem Herrn Benjamin sticht der Schatz und die Mitgift wohl in die Augen? Geh, elender Mensch!

Benjamin: Wie du nun bist! Ich denke ja nicht daran.

Bertha: Ich würde dir, Ehrloser, auch die Augen auskratzen.

Daniel kömmt.

Daniel: Mach, mach, daß du fortkommst, Benjaminchen! Andalosia ist ein ungeduldiger Herr, es ist schon ganz finster, und wir kriegen eine regnichte stürmische Nacht. Mein Sohn Dietrich hat den Schnupfen, Herr Ampedo ist auch nicht wohl, der will ihn bei sich behalten. Bestelle das, mein Söhnchen.

Benjamin ab.

Bertha: Es ist doch grausam, die Leute so in der finstern Nacht herumzujagen.

Daniel: Daran denken die Vornehmen nicht, reitet ja der Herr doch selber auch mit. Der fängt nun auch an, solider zu werden, das will mir gar nicht gefallen, er spricht schon davon, sich einzuschränken. – Auch etliche Bediente will er abdanken; nur will ich bitten, nicht meinen Benjamin, denn der ist der treuste, nützlichste, beste im ganzen Hause, und unermüdet; nicht wahr, liebe Frau?

Bertha: Der Mensch ist gut genug.

Daniel: Aber was sagst du zum Ampedo? Spricht der nicht manchmal so vernünftig, daß man erstaunen muß? Das ist bedenklich. Solche Leute leben nicht lange mehr, wenn sie erst verständig werden. – Hu! was das für ein Wetter da draußen wird! Wer heut im Zimmer sitzen kann, der ist geborgen.

Bertha: Der arme Benjamin.

Daniel: Nun, die Hexen, die in der Luft herumreiten, werden ihn nicht gleich davonführen.

Bertha: Ich bin verdrüßlich, ich will mich schlafen legen.

Daniel: Werde nicht krank, mein Mäuschen, mein Kindchen, betrübe deinen armen Daniel nicht so: komm, lege dich nieder, ich will dir die Nachtsuppe bringen, etwas Wein; ruhe aus, mein Herz.

Gehn ab.

 


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