Ludwig Tieck
Fortunat
Ludwig Tieck

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Fünfte Szene

Warenlager.

Hieronymus, verschiedene Diener

Hieronymus: Das sag ich euch, es muß mir anders werden,
Die Unordnung im Haus kann so nicht bleiben.
Versiegelt das Paket: der Koffer da
Wird heute noch nach Southampton gesandt,
Die Ballen dort gehn gleich hinauf nach Wallis.
Mir fehlt ein Mensch, der rechtlich, ordentlich,
Nach meinem Schiff im Hafen sehen könnte,
Seit ich den Taugnichts aus dem Lohn gejagt.
Zu große Milde macht sie alle unnütz,
Hat's nicht der Mensch recht schlimm, so schlägt er über,
Fast keiner kann die gute Zeit ertragen.

Fortunat kommt.

Fortunat: Mein edler Herr, Herr Walther schickt mich Euch,
Ob Ihr vielleicht mich brauchtet in Geschäften,
Ich schreibe, rechne gut, und bin zufrieden
Mit billgem Lohn.

Hieronymus:             Du hast ein gut Gesicht,
Ein feines Wesen; bleibst du treu, mein Sohn,
Soll es dir wohl in meinem Haus gefallen.
Geh nur hinein, ich spreche noch mit dir,
Laß dir ein Frühstück geben, dann versend ich
Dich wohl nach Sandwich noch, mir fehlt ein Mensch,
Der treu ist, Kopf zu vielen Dingen hat.

Fortunat geht hinein, Andrea tritt auf.

Andrea: Mein Herr Hieronymus.

Hieronymus:                                 Gehorsamer Diener,
Was steht Euch denn zu Diensten, junger Mann?

Andrea: Wir sprachen letzt der Bürgschaft wegen, Herr,
Um Euren Freund im Kerker zu befrein:
Hier ist ein edler Ritter, namens Oldfield,
Sehr zugetan dem armen Umfrevile,
Der ist gerührt, und will sein ganz Vermögen
Euch gern zu Pfande geben, daß Euch alles
Mit Zinsen der Gefangene ersetzt.
Ist Euch die Bürgschaft gut genug?

Hieronymus:                                             Vortrefflich.

Andrea: So bitt ich Euch, erlaubt, daß ich zu Mittag
Den Ritter zu Euch bringe, denn er wünscht
Sogleich mit Euch zu sprechen; was Ihr auslegt,
Das alles fällt auf Umfreviles Schultern.

Hieronymus: Ich schätz es mir zur allergrößten Ehre,
In meinem schlechten Haus so edlen Ritter
Nach meinen besten Kräften zu bewirten:
Ihr müßt mich wohl für 'nen argen Knicker halten,
Daß Ihr dergleichen nur erwähnen könnt.

Andrea: Es war nicht als Beleidigung gemeint,
Darum vergebt mir: aber seid so gut,
Nicht gleich bei Tisch von dem Geschäft zu sprechen,
Laßt uns erst froh die Mahlzeit schließen, dann
Sei alles auch in Ordnung gleich gebracht.

Hieronymus: Mein guter junger Mensch, ich weiß gar nicht,
Wie ich zur Ehre komme, Unterricht,
Was Lebensart betrifft, so zu empfangen:
Seid ohne Sorg, ich weiß wohl, was sich schickt,
Und hatte sonst mit Großen schon Verkehr,
Bringt nur den Herrn, ich gönn Euch das Profitchen,
Im übrigen seid meinthalb unbekümmert.

Andrea: Ich dank Euch, teurer Herr, auf Wiedersehn. Ab.

Hieronymus: Seh einer mir den Herrn von Vorwitz an!
Den Überklug! Er danke doch dem Himmel,
Daß er die runde Summe so gewinnt.
Doch muß ich Anstalt nun zum Schmause machen.
He! junger Mensch! Ihr da von heute morgen!

Fortunat kommt.

Hieronymus: Wie nennt Ihr Euch mit Eurem Christennamen?

Fortunat: Ich heiße Fortunat.

Hieronymus:                             Geh mal sogleich
Zur Börsenhalle, Fortunat, ob Waren
Für mich dort abgesetzt: dies ist mein Zeichen,
Nimm's mit, auch kennt man dort den Namenszug.
Hier, ein paar Nobel, weil du nicht zu Mittag
Nach Hause kommen kannst, iß wo du willst.
        Fortunat ab.
Jetzt muß ich nur die Köchin instruieren,
Daß mir nicht meine Mahlzeit Schande macht. Geht ab.

 


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