Ludwig Tieck
Fortunat
Ludwig Tieck

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Siebente Szene

Zimmer.

Graf. Gräfin.

Graf: Fühlst du dich glücklich mit mir, teures Herz?

Gräfin: Das war es ja, was jeder Wunsch erstrebte,
Nur dein zu sein, von deinem Blick zu leben,
Mein ganzes Wesen dir, nur dir zu weihn;
Doch du bist nicht zufrieden, wie du solltest.

Graf: Ich bin's, Geliebte, nicht allein, daß du
Vom Glück mir wardst gegönnt, du bringst zugleich
Dem Land die allerschönste Morgengabe:
Geendigt sind, beschlossen die Geschäfte,
Die manchmal wohl mir Stunden trüben mochten,
Ich sehe Ruhe, Wohlstand, Glück und Friede
Auf den Bezirk mit Segen niederschweben,
Der mir gehorcht, und dieses dank ich dir;
Nun soll Bankett und Spiel, Musik und Jagd
Nach ernsten Stunden inniger uns freun.

Gräfin: Nun laß uns auch im Hause Frieden stiften.

Graf: Im Hause?

Gräfin:                 Mir erzählt Juliane gestern,
Daß alle Diener deines Schlosses grimmig
Dem fremden Jüngling drohn, der mit dir kam,
Sie neiden ihm den Vorzug, der bei mir
Und dir gegönnt ihm wird.

Graf:                                           Er ist ihn wert:
Der beste Schütze auf der Jagd, geschickt
Mit Falken umzugehn, klug im Gespräch,
Gewandt im Dienst; sieh nur ihn selbst zu Roß,
Nur wenge Ritter wissen so die Kunst,
Das Tier in seiner Herrlichkeit zu zeigen.

Gräfin: Gewiß verdient er deine Liebe, gut
Und treu erscheint er mir, ihm steht auch freundlich
Die fremde italiensche Sitte, alle
Die Mädchen und die Weiber meines Hofs
Sind wie vernarrt in ihn.

Graf:                                       Das regt den Neid
Von jenen ungehobelten Gesellen,
Doch rat ich keinem, ihn mir je zu kränken.

Gräfin: Der alte Rupert ist der einzige,
Der Freundschaft mit ihm hält, und der ist brav,
Man sieht sie fast beständig beieinander,
So hat Juliane mir erzählt.

Graf:                                           Wenn der
Ihn nur zum Trunk und wüsten Wesen nicht
Anführt, denn ehrlich ist er sonst gewiß.
Die Jagd erwartet uns, geliebtes Kind,
Nun sollst du meinen besten Falken sehn,
Dein Zelter steht gesattelt, komm zum Wald.

Gehn ab.

 


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