Ludwig Tieck
Fortunat
Ludwig Tieck

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Fünfte Szene

Vorzimmer.

Dietrich. Bertha.

Dietrich: Du willst mich gar nicht einmal anhören, mein Engel?

Bertha: Was kannst du mir viel zu sagen haben? Meine Lady kann mich jeden Augenblick rufen.

Dietrich: Laß sie rufen, kommt doch heut der Herr Theodor nicht, da hat sie mehr Zeit übrig. Wie kann sich die Dame nur mit solchem Pavian einlassen?

Bertha: Sie wird ihn vielleicht nur heiraten, weil er reich ist.

Dietrich: Nur heiraten? Das ist freilich wenig genug. Wenn ich dich also liebte, und dir meine Liebe erklärte, und du hörtest mich vielleicht geneigt an, und ich glaubte wunder welchen Stein bei dir im Brette zu haben, so wäre das alles auch vielleicht nichts weiter, als daß du mich nur heiraten wolltest, wenn du etwa bei mir auch was zu brechen und zu beißen verspürtest.

Bertha: Freund, du bist ein langweiliger Gesell, und scheinst noch gar nicht zu wissen, wie es in der Welt hergeht. Aber wo ist denn der Herr Theodor heute?

Dietrich: Wo anders, als bei meinem Herrn, wo ein prächtiges Mittagsmahl gegeben wird? Alle hohen Herrschaften sind da, auch der König, und der Hof, und die Königin, und die schöne Prinzessin, alles, alles!

Bertha: Und du fehlst dort?

Dietrich: Sie können schon ohne mich fertig werden, ich mag mit den vielen Anstalten, dem Laufen und dem Rennen nichts zu tun haben, der Teufel ist bei solchen Gelegenheiten los; wenn sie aber schon ein Weilchen bei Tisch gesessen haben, und alles wieder ruhig ist, dann werde ich mich hinzumachen, und was übrigbleibt mit den andern teilen, denn meine Portion darf mir nicht entgehn.

Bertha: Leb wohl, du Schwätzer, da klingelt meine Lady.

Dietrich: Erst einen Kuß, ehe wir uns trennen.

Bertha: Ich dachte gar, so bekannt sind wir noch nicht. Ab.

Dietrich: Sonst kein übles Mädchen, wenn sie die Leute mehr zu schätzen wüßte. Jetzt muß ich hin, es wird nun wohl am höchsten hergehn, und wenn mein Herr erst etwas im Kopfe hat, so kann ich tun was ich will. Geht ab.

 


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