Ludwig Tieck
Fortunat
Ludwig Tieck

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Dritte Szene

Zimmer.

Ampedo, Andalosia.

Ampedo: Ja, Bruder, nun bist du gut und vernünftig, was einmal verloren ist, laß verloren sein, wir richten uns ein, wir sparen hübsch, und können ja am Ende auch die Gemäldegalerie, den Palast, das Silberzeug und alles verkaufen, und uns auf dem Gute draußen knapp und bürgerlich einrichten.

Andalosia: Wozu? wir sind und bleiben immer reich.

Ampedo: Ach, Bruder, mich überfällt bei jedem Taler, den ich ausgeben muß, eine Bangigkeit, man kann nicht wissen, wie alt man wird, ja wer von uns weiß es denn gewiß, ob er wirklich stirbt, und bedenke nur die Not, die man alsdann im Alter leiden müßte.

Andalosia: Bruder, neben deiner Vernünftigkeit bist du aus lauter Grillen zusammengesetzt.

Ampedo: Mein Wesen will dir nur im Anfang nicht einleuchten, aber bald wirst du ganz so werden wie ich, wir essen und trinken dann mäßig, wir gehn spazieren und auf die Jagd – ah, ja so, die Leute werden schon draußen im Walde sein und mich erwarten; ich muß hinaus, denn wenn man seine Gewohnheit verändert, so leidet mit Schmerz das Leben selbst.

Andalosia: Ich bin noch müde, in einem halben Stündchen folge ich dir, und, um es mir bequem zu machen, leihst du mir wohl dazu den Hut.

Ampedo: Recht gern, hier nimm ihn, du setzest ihn auf, sprichst das Wort und bist bei mir; nichts Bequemeres wie das. Lebe wohl bis dahin. Geht ab.

Andalosia: Gutmütger Tor! Er denkt nicht, daß ich gleich,
Bewährt sich nur die Kraft des Wunderhuts,
Zum fernsten Afrika entschwinden kann.
Du sollst mir nun mein Kleinod wiederschaffen,
Mit Schmach und Rache meine Feindin schlagen;
Ich nehme Ring' und kostbare Juwelen,
Geh in den nahen Wald nur wenig Schritte,
Daß nicht die Dienerschaft das Wunder merke,
Und wünsche mich sogleich nach London hin. Geht ab.

 


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