Ludwig Tieck
Fortunat
Ludwig Tieck

 << zurück weiter >> 

Anzeige. Gutenberg Edition 16. Alle Werke aus dem Projekt Gutenberg-DE. Mit zusätzlichen E-Books. Eine einmalige Bibliothek. +++ Information und Bestellung in unserem Shop +++

Vierte Szene

Feld.

Rupert, Heinz, Friedrich, andre Diener.

Rupert: Es ist gewiß, daß der gnädige Herr kömmt, es steht zu hoffen, daß nun alles im Schlosse aufgeräumter wird: der Herr Kanzler zieht ihm schon mit den Vornehmsten der Bürgerschaft entgegen.

Heinz: Nun wird es in unsrer Stadt ein andres Leben werden, nun werden Lustbarkeiten vollauf sein.

Rupert: Und Hochzeit dazu, die Boten sind schon hinüber, die Gräfin einzuladen, die Rosse und Wagen sind fertiggemacht.

Friedrich: Und Rennen und Stechen wird gehalten werden, wobei ein armer Gesell wieder einmal etwas gewinnen kann.

Der Kanzler, Bürgermeister, Bürger.

Bürgermeister: Wird es nicht gut getan sein, Herr Kanzler, die Standarten mit dem gräflichen und dem Stadtwappen voranzustellen, die guten Leute in zwei Reihen zu ordnen, die schön geschmückten Musikanten in die Mitte zu nehmen, und mit Pauken- und Trompetenklang, sowie der gnädigste Graf sich zeigt, und mit vollstem Geschrei ihm unsern Willkommen entgegenzujubeln?

Kanzler: Ihr habt weislich die Anstalten gemacht, Herr Bürgermeister, und Eure Ordnungsliebe leuchtet aus allem hervor.

Bürgermeister: So was erlebt man nur einmal, verehrter Herr Kanzler, dabei muß es durchaus hoch hergehn, daß Kind und Kindeskind davon zu sagen wissen. In der Stadt wird dann mit allen Glocken geläutet, auf dem Markt sind dann die Bühnen und der Turnierplatz schon aufgerichtet.

Pauken und Trompeten, der Graf mit seinem Gefolge, Fortunat und andere; lautes Rufen und Freudengeschrei.

Graf: Ich dank euch Freunde, Herrn und Landesleute,
Mit Rührung grüß ich diesen Heimatboden,
Mein Herz eröffnet sich, da alles wohl
Und heiter mir begegnet, dieses dank ich
Nächst Gott, Herr Kanzler, Euch, Euch, Bürgermeister,
Euch, treue Untertanen.

Alle:                                         Hoch! und hoch!

Graf: Doch eins vermißt mein Herz; wo ist die Gräfin?
Die schöne Braut, die mir den langen Weg
Vorschwebte wie ein glänzend Himmelsbild?

Kanzler: Sie naht, mit ihr die Herrn der Vormundschaft.

Musik. Von der andern Seite die Gräfin, der Herzog von Geldern, Graf von Münster, Gefolge.

Graf: O segensreicher Tag! Ich darf dich grüßen
Du schöne Blum, und dich mit Lieb und Ehrfurcht
Hier an mein Herz, an meine Seele schließen.

Gräfin: Der Augenblick versüßt die Trauerstunden,
Vergilt den herben Schmerz der langen Trennung.

Herzog von Geldern: Empfangt die schöne Braut aus meinen Händen,
Und mit ihr allen Himmelssegen, Graf.

Graf von Münster: Und Amen rufe jedes treue Herz.

Kanzler: Ja Amen! Segen Euch, dem Lande Segen,
Beglückt wir all, die diesen Bund erleben!

Bürgermeister: Empfangt, Herr Graf, die Huldigung, den Gruß
Der treuen Bürgerschaft: das Brautpaar hoch!
Sie leben hoch! und hoch! und tausendmal!

Musik, Jauchzen.

Graf: Und nochmals meinen Dank aus vollem Herzen,
Ihr guten treuen Bürger: Fried und Glück
Soll, hoff ich, stets im guten Einverständnis
Mit euch und meinen edlen Nachbarn, Wohlstand
In unser Land und Segensfülle bringen.
Auch euch begrüß ich, meines Hauses Diener;
Wie wohl ist mir in meiner Heimat Luft.

Rupert: Im Namen dieser treuen Dienerschaft
Hochedler Herr, sag ich Euch hier willkommen.

Graf: Keinen vermiß ich, und die mit mir zogen
Sie kehren alle wieder; diesen treuen
Ich möchte Freund ihn nennen, führ ich her
Aus fernem Lande, seine feine Sitte,
Sein heitrer Sinn hat mir den Weg verkürzt.
Komm, Fortunat, dich meiner Braut zu zeigen. –
Dir, Herrin, übergeb ich ihn, den Deinen.

Gräfin: Und danken muß ich, denn wohl zeigt sein Wesen,
Sein Anstand, daß sein Glück einst besser war.
Ihr sollt es nicht beklagen, mir zu folgen.

Fortunat: Zu glücklich bin ich, daß den Unverdienten
Ihr schon belohnt, Beschämung mag Euch sagen
Wofür ich nicht die Worte finden kann.

Graf: Gehn wir zum Tempel, um an heilger Stätte
Den ewgen Bund zu schließen, uns dem Glück
Durch gegenseitge Schwüre zu verpfänden.

Alle ab mit Musik und Frohlocken, die Diener bleiben.

Rupert: Freund, hört! Wir werden also Kameraden.

Friedrich: Wir wünschen uns Glück; ich hoffe, daß wir immer gute Gesellschaft mitsammen machen werden.

Fortunat: Ich danke für eure Freundschaft, und werde sie erwidern; aber jetzt verzeiht, denn ich muß dem Grafen und der Gräfin folgen. Geht ab.

Rupert: So, junger Fant? das scheint mir ein naseweises Bürschchen.

Friedrich: Bunt, blank, aufgestutzt wie ein Haselant. Nun, wenn er nicht gesellig ist, wollen wir ihm das Leben sauer genug machen.

Heinz: 's ist unrecht, wie der Graf ihn gleich uns allen vorgezogen hat; präsentiert ihn da besonders her, als wenn er ihn seiner Braut zum Weihnachten bescherte; 's fehlte nichts, als daß sie ihn noch rundum mit Lichtern besteckten.

Rupert: Er scheint ein feiner Knabe, vielleicht von Stand, aber man muß ihm auf den Zahn fühlen.

Timotheus kommt.

Timotheus: Glück zu, Kameraden! Wißt ihr's schon? Mein gnädiger Herr, der Herzog, setzt drei große Preise aus, einen Ring, eine reiche Binde, und einen stark vergoldeten Becher, weniger darf euer Graf auch nicht bieten, und der von Münster muß sich auch sehen lassen. Das ist was für uns junge Gesellen!

Heinz: Nun, wir hoffen alle etwas davon zu erobern, Freund Timotheus.

Timotheus: Im Stechen tut's mir keiner gleich, der höchste Preis ist schon so gut wie in meinen Händen.

Friedrich: Seid etwas zu vorlaut und übermütig, junger Mensch.

Timotheus: Im Ringstechen magst du's wohl besser machen können, oder im Armbrustschießen, aber mein Seel nicht im Lanzenstechen.

Rupert: Kommt, kommt, ihr Narren, jetzt wird die Zeremonie schon vorüber sein, bereiten wir uns, daß wenn die Herrschaften ihr Spiel getrieben haben, wir auch zum unsrigen kommen. Ich bin ein alter Kerl, aber ich nehm es noch mit euch allen auf.

Timotheus: Wer's Glück hat, führt die Braut nach Hause.

Heinz: Und wer zuletzt lacht, lacht am besten.

Friedrich: Adie: Ende gut, alles gut. Geht ab.

 


 << zurück weiter >>