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«Wilhelm Tell»

In dem Entwicklungsgang Rossinis nimmt «Wilhelm Tell» eine ähnliche Stellung ein wie bei Verdi «Aïda»: es sind beides Ausnahmswerke, welche die früheren Pfade verlassen, um das Höchste mittelst Anlehnung an einen fremdartigen Stil anzustreben, aber auch zu erreichen. «Tell» mit der «Stummen» zu vergleichen, aus deren Anregung er hervorgegangen, wird stets den Kulturhistoriker reizen, und der Musikästhetiker wird sich schwerlich versagen können, den Gründen nachzuspüren, warum Rossinis Freiheitsdrama, trotz dessen künstlerischer Überlegenheit, nie ganz dieselbe Popularität genoß wie sein französisches Vorbild. Interessanter und zugleich natürlicher ist es, den himmelweiten Stilunterschied zwischen «Wilhelm Tell» und dem «Barbier» Akt für Akt zu ermessen. Der Kritiker, welche die helle, sonnige Heiterkeit des «Barbier» dem ernsten, mit Aufwand aller Kunst und Willenskraft gearbeiteten «Tell» vorziehen, gibt es noch heute nicht wenige, während wir für die Meinung Stendhals, der schon den «Barbier» als eine beklagenswerte Abweichung von dem echten Rossini des «Tankred» auffaßte, kaum mehr ein Verständnis besitzen. Doch wohin kämen wir, wenn wir an ein Kunstwerk ersten Ranges Vergleichungen und Betrachtungen anknüpfen wollten!


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