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Kapitel 300

Betrachtung der weitere Tätigkeiten der Feuerriesen auf der Urzentralsonne. Entstehung einer Urzentralsonne. Robert Uraniel drückt solchen Größen gegenüber das Gefühl seiner Nichtigkeit aus

Am 28. Dezember 1850

1 Robert betrachtet noch eine Weile diese Sonne recht sehr aufmerksam und sagt nach einer Weile: »Ich kann schauen, wie ich nur immer mag und will, so komme ich aber dennoch auf keinen Grund. Eine Lichtwoge drängt die andere, und die Feuerriesen scheinen mehr in diesem Lichtmeere herum zu schwimmen, als etwa auf irgend einem festen Boden sich wie Ballettänzer herum zu bewegen. Ich möchte nur das sehen, woher sie ihre Glühkugeln nehmen, und wie diese also ganz vollkommen mathematisch rund geformt werden, als hätte sie ein Kunstdrechsler nach dem besten Zirkel abgedreht.

2 Aha, aha, was geschieht nun dort in einer ziemlichen Ferne von hier? Mehrere Feuerriesen richten ein ungeheuer großes Rohr in die Höhe. Dieses Rohr hat ohnehin schon eine überaus große Mündung, aber die Riesen ziehen diese noch stets mehr und mehr auseinander. Das ganze ungeheure Rohr muß aus einer sehr dehnbaren Masse sein, sonst ließe es sich schwerlich also wie auf der Erde ein Gummi elasticum auseinander dehnen. Jetzt scheint es die rechte Weite zu haben; tausend! tausend! das muß nach irdischem Maße eine ungeheure Weite haben, weil diese Riesen zu mehreren Hunderten nun um dies Rohr stehen; und es ist zwischen einem und dem anderen noch eine ziemliche Strecke leer, in der noch ganz gut zwanzig solche Riesen Platz hätten. Was etwa da nun geschehen wird? Nun sehe ich, daß die Riesen ihren Mund öffnen, und dem Munde entströ- men verschiedenartige Lichtformen. Was bedeutet das wohl?«

3 Sage Ich: »Das ist die Sprache dieser Wesen, und sie geben nun einander zu verstehen, daß nun bald eine große Sonne, das ist eine Zentralsonne, die ganze Sonnenalle in sich trägt, ausgeboren wird. Du wirst sie auch alsbald aus der weiten Mündung steigen sehen; gib nur acht!« –

4 Robert sieht hin, und ersieht auch nun einen mächtigen Lichtball aus dem großen Rohre emporsteigen und sich dann mit großer Schnelligkeit von der Oberfläche dieser Sonne hinweg bewegen. Über solche Erscheinung hoch staunend, sage er: »Freunde! das ist im vollen Ernste nichts Kleines; wir sahen nun mit unseren höchsteigenen, unsterblichen Augen die Entstehung einer Zentralsonne, und das sicher einer solchen, die unter ihres gleichen nicht die Kleinste sein dürfte; sie ist bestimmt, als eine Allsmittelsonne zu dienen, um die in Zeiten der Zeiten sich Trillionen Welten und Welten bewegen werden, und werden aus ihr schöpfen ihr Licht, ihre Wärme, ihr Leben und ihre Nahrung. Ach, das ist eine große Erscheinung! Aber wohin wird sie gesetzt werden? In welchem Gebiete wird sie ihren großen Kreislauf beginnen? O Herr! Das sind Dinge, vor denen es sogar den größten und ältesten Erzengeln allerehrfurchtsvollst grauen muß. Hier sieht man buchstäblich, wie neue Schöpfungen unter Deinen Blicken, o Herr entstehen, große Wohnungen für Milliarden freier Wesen, die sie einst bewohnen werden. O Herr, das ist zu groß für uns winzige Geistleins!

5 Aber nun möchte ich, damit doch so ein bißchen Ordnung in meinem Denken bewerkstelligt wird, nur das noch wissen, wie das auseinander zu klauben ist: Diese Wesen werfen in einem fort kleine Sonnen aus; d.h. Planetarsonnen und solch eine Sonne, wie diese nun durch das große Rohr getriebene Allsmittelsonne, gebiert dann mit den Zeiten der Zeiten auch wieder sowohl Zentralsonnen unterer Gattung und Ordnung, und diese dann in noch ferneren Zeiten der Zeiten unter ihnen stehende Gebietsmittelsonnen, und diese ihre etlichen Millionen Planetarsonnen; nun, wie unterscheiden sich dann jene ordnungsmäßig ausgeborenen Sonnen von dieser von hier ausgeworfenen? Ein Unterschied muß denn da doch sein?«

6 Sage Ich: »Siehe, jeder solcher Komplex von Sonnen- und Weltenuniversen, die sich in den weitesten Kreisen um solch eine Urmittelsonne bewegen, ist in tiefster Ferne von all den Sonnenuniversen mit einer festen Hülse umfangen, durch die kein materielles Wesen dringen kann. Diese Hülse besteht aus einer eigensten diamantartigen durchsichtigen Materie und ist nach innen höchst spiegelglatt. Alles Licht nun, das von allen zahllos vielen Sonnen hinausgeht und von keiner Erde noch Sonne aufgefangen wird, wird dann von dieser Hülse aufgefangen und wieder zurückgeworfen. Da aber solch eine Hülse mit der Zeit auf ihrer inneren Spiegelfläche dennoch matter und matter werden könnte und darauf ihren Dienst nicht vollauf verrichten möchte, so werden eben von dieser Urmittelsonne stets solche Lichtbälle von diesen riesigsten Geistern mit der entsprechenden Macht hinausgeschleudert, so daß sie mit der Zeit bis zu der besprochenen Hülsenfläche gelangen; dort werden sie dann zur Reinigung solcher Hülse verwendet. Die Reiniger aber dort sind wieder eigens dazu bestimmte mächtige und große Geister, die in größter Anzahl vorhanden sind, und die ihr alle in der Folge ganz genau werdet kennen lernen. Denn, siehe alles, was da geschieht in der ganzen Unendlichkeit, geschieht durch Meine Geister und großen Engel. Meine Kinder aber sind die Größten und Mächtigsten unter allen. Verstehst du das?«

7 Sagt Robert: »Herr! Da bin ich sicher kein Kind von Dir; denn, bei Deinem allerheiligsten Namen, ich komme mir nun schon ganz entsetzlich klein vor und denke und fühle, daß es nun unter mir und über mir nichts mehr noch Kleineres geben kann, als wie ich es nun bin. Ich darf an diese nun geschauten Größen gar nicht denken, sonst, so ich daran denke, werde ich noch zu einem pursten Nichts. Ich habe schon an dieser beinahe dezillionmeiligen Urmittelsonne genug, um ihre Größe und Beschaffenheit ewig nie ganz zu begreifen. Am Ende kommt noch die sicher dezillionenmal Dezillionen Sonnen und andere Welten in sich fassende Hülse hinzu, gegen die diese Sonne in gar keinem Größenverhältnissse steht und ist auch noch dazu bewohnt von mächtigen Geisterheeren. O Herr, o Vater! Da bleibt all' mein Verständnis still wie der Tod selbst.

8 Ich habe mir in meiner natürlichen Beschränktheit die ganze Unendlichkeit kaum größer vorgestellt, und Du aber sagtest, daß es im unendlichen Raume zahllos viele solche Hülsen gebe. O Herr! Ich rede nun nichts mehr; denn das geht in das Fabelhafte alles dessen, was nur als fabelhaft bezeichnet werden kann. Ich bin daher nun rein vernichtet und alle meine allergrößtmöglichsten Gedanken ruhen nun gleich den jungen Schwalben in ihrem Neste. Den Schwalben werden zwar Flügel wachsen, mit denen sie zu sehr geschickten Luftseglern werden. Diese Auszeichnung dürfte meinen Gedanken schwerlich je wieder einmal zuteil werden. Ich meine, an dieser nun eingenommenen großartigsten Kost werden meine Gedanken auf ewig genug zu verdauen haben. Hier kann man nichts mehr tun und sagen als: Herr Gott Zebaoth! Groß bist Du und groß die Werke Deiner Hände! Darum bist Du aber auch ganz allein alles in allem, und alles ist in Dir und aus Dir, Du bester, ewiger, heiliger Vater! Wir, Deine Kindlein aber sind nur groß in Deiner Liebe, die da ist unser Leben; für uns selbst aber sind wir die pursten Nullen vor Dir, o heiligster Vater!«

9 Sage Ich: »Schön, schön von dir, Mein lieber Freund Robert, daß du nun solches fühlest, aber dessen ungeachtet mußt du dennoch auch mit der ganzen Gesellschaft dich nun in die zweite Türe dieser Wand begeben, wo du noch Größeres schauen wirst; und so denn machen wir uns nun nur wieder weiter auf den Weg; denn siehe, die Türe steht bereits offen und harret unseres Eintrittes über ihre breite Schwelle; und so denn gehen wir weiter. Es sei!«


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