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Kapitel 263

Bischöfe von Graz auf Wolken. Ein allerhochmütigster Esel und Mitschuldträger von 1848. Ein Jesuit und Jesus. Die zwei besseren Bischöfe. Des Herr Gericht über die schwarzen Teufel

Am 9. Oktober 1850

1 Sagt der daneben stehende Kaiser Josef: »O Gott! drei Bischöfe auf einmal und das aus Graz auch noch dazu! Nun, nun, nun, das wird gehen! Armer Hügel! Diese Last wird dein Haupt vom Angstschweiße triefen machen. Drei Bischöfe, sage aus Graz – auf einmal! O Herr, gedenke der Spektakel in den Katakomben des Domes zu Wien und am Ende in dessen Bethalle selbst; und das waren bis auf meinen Migatzi noch lauter Gleichgesinnte. Das aber ist bei den Grazer Bischöfen von jeher der löbliche Brauch, daß ein Nachfolger stets ein abgesagter Feind seines Vorfahrers (Vorgänger) war. Ich weiß es aus meiner irdischen Lebensperiode, wie gerade in dieser Stadt ein nachfolgender Bischof stets die Einrichtungen seines Vorgängers in einem oder dem anderen Punkte als rein verdammlich erklärte. Nun drei solche hund- und katzische Bischöfe auf einmal! Nun Herr und Vater, greife nun nur recht tief in Deinen heiligen Schatzkasten der Gnade und Erbarmung, da wird sie uns allen vonnöten sein im höchsten Grade.«

2 Sage Ich: »Ja, ja, du Mein lieber Freund! dürftest zwar nicht ganz unrecht haben; aber unter den dreien gibt es nur einen Hauptrenitenten, die anderen zwei sind ein paar ganz rare Geister. Da kommen sie schon als Ockupanten auf einer auch für Fleischaugen ersichtlichen Wolke, deren besonders gegen die nördliche Seite hin dunkle Färbung es nur zu deutlich beurkundet, welcher Beschaffenheit ihre Passagiere sind. Die beiden besseren haben zwar nur eine kleine Leibgarde, die aber, wie man in der Welt sagt, fest bei der Hand ist;

3 aber der eine im Hintergrunde voll stark nächtlichen Dunkels hat eine starke Leibwache bei sich, die gerade so fühlt, denkt und will, wie er selbst; ja sie imitiert ihn sogar im Atemholen und Kopfdrehen. Beobachte ihn nur, wie stolz er daherfährt auf seiner dunklen Wolke, die von der vorigen lichteren etwas entfernt ist, als ob er über Himmel und Erde zu gebieten hätte! Was sagst du zu solch einem Benehmen? Er ist nun bei drei Jahre ein Bewohner dieser Welt, und weiß, daß er es ist, ansonst er nicht auf den Wolken einherführe; aber er hat von seiner ultramontanen Gesinnung auch noch um kein Haar breit in etwas wenigem nur nachgegeben. Er ist noch in Pleno ein päpstlicher Hausprälat. Diese Würde nimmt ihm so leicht niemand. Denn das geht ihm bei weitem über Petrus und Paulus und Johannes, auch um sehr vieles über Maria und Joseph; denn nach seinem allerborniertesten Glauben gilt vor Gott Vater natürlich ein Bischof, besonders von seinem Kaliber, 364 mal so viel als die Maria selbst, die Christus in ihrem Leben nur einmal gebar, während er Christus schon für seine eigene hochpriesterliche Person wenigstens 365 mal in einem Gemeinjahre und natürlich 366 mal in einem Schaltjahre gebiert und daher auch in solch einem Jahre 365 mal mehr wert ist, denn die Maria; der anderen Geistlichen nicht zu gedenken, die seine Hand zu tagtäglichen Christusgebärer gemacht hat, welche Christusgeburten aber natürlich ihm wie eine Tantième zu Gute kommen und seinen Wert vor allen Engeln um's Unglaubliche erhöhen. Und in einem solchen Hochwertsgefühle fährt er nun langsam zu uns herüber und erwartet von uns die ehrerbietigste Aufnahme. Wie gefällt dir dieser Geist?«

4 Sagt Josef: »Wahrlich ein nettes Exemplar von einer allerborniertesten Dummheit! Den solltest Du, o Herr, denn doch ohne weiteres in irgend eine Selchanstalt (Räucherkammer) geben; denn so ein Kerl gäbe ja doch eine sehenswerte Rarität in irgend einem wie immer bestellten Museum ab. Nein, ist aber das ein Kerl!«

Am 10. Oktober 1850

5 Sagt auch der Robert: »Ich habe von diesem Zeloten sogar bis nach Sachsen die seltsamsten Stücke vernommen und bedauerte sehr die vor uns liegende Stadt und dies wahrhaft paradiesisch schöne Land, daß es von solch einem Finsterlinge in kirchlicher Hinsicht beherrscht und noch dümmer gemacht wird, als es ohnhin schon seit dem allen gebildeten Steiermärkern nur zu bekannten Kaiser Ferdinand war. Dieser verschmitzte Kerl von einem Bischofe wußte sich bei dem Hofweibervolke einzuschmeicheln und einzunisten, setzte auf diesem Wege unter der Schürze alles durch und bildete sich so nach und nach zu einem förmlichen Kirchentyrannen aus. Er vergrößerte seinen Hofstaat mit vielen in dieser Stadt und in diesem Lande schon lange aufgehobenen Orden, die er wieder einführte und dadurch gar viele besser und heller denkende im geheimen auf das äußerste empörte. Er, dieser Kerl, hat zu dem Aufstande des Jahres 1848 nicht geringes beigetragen, und es ist wahrlich jammerschade, daß er auf der Welt den vollen Ausbruch nicht erlebt hat. So ein paar Katzenkonzerte hätten ihm für seine Bemühungen durchaus nicht schaden können. Ist das ein Kerl gewesen, und ist es wahrscheinlich auch noch in diesem Reiche.

6 Jetzt aber schwebt er schon über uns und tut, als bemerkete er uns gar nicht. Was will er denn mit seiner fortwährenden Zweifingerkreuzschlagerei, und was sollen seine roten Strümpfe, seine weiße Bischofsmütze, sein goldener Mantel und sein silberner Hirtenstab für eine Bedeutung haben? Auf der Erde war das wohl ein Blendwerk für blinde Menschen, aber hier im Geisterreiche, wen will er denn hier damit breitschlagen?«

7 Sage Ich: »Nur eine kleine Ruhe nun, Meine lieben Kinder, Freunde und Brüder! Wir werden ihn bald hier haben, und er wird uns zu tun geben. Gebet acht! Aus seiner Frage werdet ihr es leicht erkennen, wie der ziemlich hoch über der Erde schwebende Bischof nun über uns denkt. – Er ist da; daher nun nur aufgepaßt!«

8 Ein unverkennbarer Jesuit und noch ein Helfershelfer mit ihm treten ganz keck vor uns hin, und der erste fragt: »Was seid ihr denn für ein elendes Zigeunergesindel, daß ihr vor einem von Gott mit aller Macht ausgerüsteten Kirchenfürsten, so er auf den Himmelswolken die Erde segnend einherzieht, nicht einmal die Hüte abnehmet und augenblicklich auf eure verdammlichen Knie niedersinket?«

9 Sage Ich: »Du sagst, dieser Bischof sei mit aller Macht von Gott ausgerüstet? Wenn es so wäre, da müßte Ich denn doch auch etwas davon wissen; und ob die Wolke, auf der er steht und schwebt, gerade eine Himmelswolke ist, auch davon weiß Ich nichts; und doch sollte Ich es am ersten wissen.«

10 Spricht der Jesuit: »Warum gerade Du, Zigeunerbube? Dir wird es der große Gott gerade auf die Nase binden, gehe, du dummer Zigeuner du! Weißt du denn nicht, daß alle Zigeuner von Gott schon auf der Welt für ewig verdammt sind?« – Sage Ich: »Nein, Mein Lieber! auch davon weiß Ich keine Silbe; und doch sollte Ich am allerersten etwas davon wissen. Merkwürdig, was du doch alles weißt und Ich nicht! Und doch sollte Ich bei weitem mehr wissen, denn du. Sage Mir, warst du denn zugegen, als Gott diesem Bischofe solch eine unbegrenzte Macht über die Erde eingeräumet hat?« –

11 Sagt der Jesuit: »Gott erteilt solche Macht stets unsichtbar; man muß ihre Gegenwart erst aus den mannigfachen Wirkungen erkennen. Gott aber wohnet im unzugänglichen Lichte und außer den heiligen ersten Engeln, die stets um Seinen Thron auf Seine Befehle harren und »heilig, heilig, heilig« rufen, darf niemand sich Ihm nahen. Verstehst du die Tiefe dieser Weisheit?«

12 Sage Ich: »Scheint eben nicht sehr tief zu sein, diese deine Weisheit! Und Ich muß dir schon wieder gestehen, daß Ich von allem dem nichts weiß. Merkwürdig! Aber das weiß Ich wohl, daß dein Bischof Sebastian ein Ochs ist und du ein Esel! Tiere, eben nicht böser Art, aber über alle Maßen dumm. Für uns alle, wie wir da sind, ist Gott nicht unsichtbar, sondern sehr sichtbar, und Er wohnt durchaus nicht im unzugänglichen Lichte, sondern in einem gar sehr zugänglichen; nur den auf der Welt noch sehr stark im Fleische Lebenden muß Gott wegen der Willensfreiheit der angehenden Menschen unsichtbar bleiben, so lange sie nicht des Geistes volle Wiedergeburt erlangt haben. Er bleibt aber auch Geistern eures Gelichters unsichtbar, weil ihr nicht rein und wiedergeboren seid, und Er ist daher für euch noch sehr stark im unzugänglichen Lichte wohnend und wird es noch hübsch lange bleiben.«

13 Sagt der Jesuit: »In welcher Gegend sehet ihr demnach Gott?« Sage Ich: »Gerade in derselben, in der ihr Ihn nicht sehet und noch lange nicht sehen werdet; und so Er euch auch schon auf der Nase säße, so werdet ihr Ihn aber dennoch nicht erkennen, auf daß ihr Ihn dann sähet. Gehe hin zu deinem blinden Bischofe und sage ihm: Hier wohnt das Heil der Menschen; so er auch ein Mensch ist, so komme er her, gebe Gott die Ehre und nehme teil am Heile der Menschen; sonst dürfte er samt euch allen zum Anteile des Todes gelangen. Sage ihm: Gott der Herr braucht keinen Seine Macht ockupieren wollenden Weltsegner. Er segnet die Welt schon Selbst. Der Bischof solle nur sein eigenes Herz mit aller Demut segnen und nicht hochtrabend auf den Wolken herumfahren, als wenn er selbst die Welt erschaffen hätte. Sage ihm: Gott der Herr Selbst wandelt nun auf der Erde herum und es schicke sich daher gar nicht, daß sich ein schlechter Knecht der Wolken bedient. Gehe und sage ihm das!«

14 Sagt der Jesuit: »Wer bist denn du zigeunerähnliches Wesen, daß du es wagst, gegen mich, einen Gottesdiener, und gegen eine kirchlichfürstliche Autorität also keck dich zu gebärden, als ob du selbst die Kirche eingesetzt hättest? Ich frage dich, du unheimliches Zigeunerwesen: Wer bist du denn und wer diese deine Gesellschaft?«

15 Sagt Josef geheim zu Mir: »O Herr, du lieber Vater! meine Geduld wird nun schon so dünn, als wie ein allerfeinster Spinnefaden. Sie reißt ohne weiteres im nächsten Augenblicke, so dieser Feind des freien Liebelebens in Dir sich nicht bald aus dem Staube machen wird.« –

16 Sage Ich: "Sei du, lieber Freund, nun nur ruhig und ärgere dich nicht! Kannst du von einem Esel wohl je etwas anderes verlangen, als das nur, was in die Tätigkeitssphäre eines Esels gehört? Er hat nun schon vernommen, was er tun solle; will er das, so ist es wohl und gut, und will er es nicht, nun, so wird es wohl noch ein Mittel geben, dieses Lasttieres los zu werden.« –

17 Sagt der Jesuit: »Bekomme ich eine Antwort oder nicht?« –

18 Sage Ich zu ihm so ziemlich gewaltig: »Nein, hebe dich, sonst wirst du gehoben werden!«

19 Auf diese gewaltigeren Worte macht er ein sehr saures Gesicht und entfernt sich zu seinem Bischofe hin und gibt ihm beinahe bis zur Zehenspitze mit dem Kopfe gebeugt das alles kund, das er allhier gesehen und gehört hat, natürlich zu seinem großten Überdrusse. – Sehet aber nun den Bischof an, was der nun für ein gelehrtes und echt epistopalisches weises Gesicht macht, als ob er in sich beschlösse: Solle ich die Erde noch leben lassen oder nicht? Und gibt es keine Blitze mehr, daß ich sie schleudere unter diese frevelnde Menge. Es fällt ihm aber eben nichts Brauchbares zur Kühlung seiner Rache ein; daher macht er Miene, unverrichteter Dinge weiter zu ziehen. –

20 Aber nun umringen ihn die zwei anderen Bischöfe mit ihrem ganz ehrenhaft aussehenden Gefolge, und der Große namens Waldstein, sagt zu ihm: »Freund Kollega! Was ist es mit dir? Was willst du tun? Erkennst du die lichte Schar denn nicht, die da unten die Kuppe des Hügels mit ihrer Gegenwart segnend deckt? Siehst du denn noch nicht so klar und deutlich wie eine Sonne am Mittagshimmel Christus den Herrn, drei Seiner ersten Apostel, alle Kaiser aus dem Hause Habsburg, den berühmten Erzbischof Migatzi und noch eine große Menge vollendeter Geister?«

21 Hier wird der Bischof Sebastian ganz glühend vor Zorn und sagt: »Ich kenne euch beiden Ketzer! Das kirchliche Verderben, das ihr in diesem Lande angerichtet, habe ich durch zwanzig Jahre nicht vermocht auszumerzen, und ihr wollet mich Christus kennen lehren?! Mich, der ich ganz erfüllt von Seinem heiligen Geiste bin und die Schlüssel zum Himmel und zur Hölle in meinen Händen herumtrage? Wer kann Christus wohl besser kennen als ich?« –

22 Sagt Waldstein: »Freund! ich sage dir: Wenn du eine solche Rede führst, so hast du Christus nie gekannt und wirst Ihn auch nie kennen lernen; denn mit solch einem Hochmute wandelt der Geist des Herrn nimmer. – Du warst und bist noch nichts (anderes) als ein herrschsüchtiger, stolzer Pfaffe! und hast dich behufs dessen auch gehörig mit einer schwärzesten Pfaffenrotte umgeben, um durch die Masse zu deinem vorgesteckten Ziele zu gelangen, weil es dir dazu an der Kraft des Verstandes allezeit gemangelt hat. Aber der Herr machte dir einen gewaltigen Strich durch die Rechnung, und du hast durch deine Mühe gerade das Gegenteil nur erreicht von dem, was du eigentlich hast erreichen wollen, nämlich eine allerabsoluteste Pfaffenherrschaft über die ganze Erde! – Und du gibst uns vor, daß du ein Alleinbesitzer des heiligen Geistes bist! O du elender Wicht! Du bist wohl im Alleinbesitze des Höllengeistes, welcher Lüge und Hochmut heißt; aber den Geist Christi hast du noch nie erkannt, denn du bist ja ein abgesagter Feind dieses Geistes.« –

23 Auf diese energische Rede Waldsteins wird Sebastian stets glühender und ebenso auch sein sehr zahlreiches Gefolge. Waldstein und Arko (Graf Arko, Bischof zu Graz vor Sebastian Zängerle und Waldstein) senken sich nun zur Erde nieder. Als sie die Erde berühren, entsende Ich sogleich den Robert an sie, auf daß er sie führe zu Mir hin. Sie gehorchen sogleich und begeben sich in tiefster Ehrfurcht zu Mir hin. Ich gehe ihnen aber schon bis an den halben Weg entgegen und führe sie Selbst auf die Kuppe des Hügels.

24 Allda angelangt wollen sie auf ihr Angesicht zu Boden sinken; Ich aber stärke sie sogleich und verhindere sie daran und sage: »Freunde! das ein anderesmal; nun aber haben wir viel wichtigere Dinge vor uns. Dieser Sebastian hat recht böse Absichten und will der Erde übles zufügen. Heute ist Donnerstagabend; am Mittwoch ruhte er und auch wir. Heute noch will er auf der Erde alles ihm Unterkommende verheeren der großen ihm angetanen Beleidigung wegen; aber Ich habe bereits schon den starken Friedensgeistern den Wink gegeben. In dieser Nacht noch wird er geknebelt samt seinem Millionenanhange zur Erde niedergeschleudert und dort gehörig abgekühlt werden.« –

25 Spricht Waldstein: »O Du heiligster Vater! wie wird das wohl zugehen und wie werden wir es erkennen mögen, da wir noch sehr viel Blindheit in uns haben?« –

26 Sage Ich: »Hebet empor eure Augen und sehet die weißen Geister des Friedens, wie sie schon von allen Seiten her sich in bester Ordnung aufstellen! – In Blitzesschnelle werden diese Wüteriche unter Sebastian samt ihm geknebelt an den Boden der Erde geschleudert werden. So ihr morgen die hohen Berge rings herum mit Schnee bedeckt erschauen werdet, so wisset und saget: Da liegt Sebastian in seinem Triumphe auf dem besten Zornfeuerabkühlungsapparate, nämlich unter der Decke, die ihm die Friedensgeister vom Norden zu einem nützlichen Präsente hergebracht haben.« –

27 Sagt Waldstein: »Also hat der Schnee denn doch auch eine geistige Bedeutung?« –

28 Sage Ich: »O sicher! Alles was nur immer auf der Erde in die Erscheinlichkeit tritt, hat durchgängig vorerst eine geistige Wichtigkeit, dann erst auch eine naturmäßige. – Nun aber gebet nur acht; die wilde Jagd wird sogleich beginnen.«


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