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Kapitel 285

Das Vaterhaus in der himmlischen Stadt. Josefs Eindruck über die Pracht der Vorhalle, die Einfachheit des Herrn in Seiner Hausordnung. Robert ist fast aufgelöst beim Eröffnen der Wohnungstür. Verherrlichung der sieben neuen Gäste

1 Robert spricht weiter: »O Herr und Vater voll Liebe, Sanftmut und Geduld! Was ist denn das für ein gar so endlos herrlicher Palast, der auf ein paar hundert Schritte uns gerade gegenüber gen Morgen hin steht?« – Sage Ich: »Das ist Mein höchsteigentümliches Haus; aber darinnen gibt es gar viele Wohnungen, von denen nun auch du eine beziehen wirst für ewig; und ihr alle, die ihr nun mit Mir seid, werdet wohnen darinnen; diese Wohnungen werden euch allen sehr gefallen.« –

2 Sagt Kaiser Josef: »Was, bei Dir, in Deiner nächsten Nähe, o heiligster Vater, sollen wir sein?! Nein, nein, das wäre zu endlos viel Seligkeit für uns arme Sünder! Wir sind schon mit einem letzten Winkel in dieser Stadt vollends und überseligst zufrieden!« – Sage Ich: »Mein lieber Bruder! siehe, es steht ja geschrieben: »Wo Ich bin, da werden auch die sein, die Mich lieben über alles;« ihr aber liebet Mich nun über alles und habet Mich in euren Herzen stets mehr geliebt, als ihr Mich zu lieben glaubtet; und so müsset ihr denn auch dort wohnen, wo Ich Selbst wohne, und wirken mit Mir in ewiger Gemeinschaft. Ihr werdet da gar viele antreffen, die ebenfalls in Meinem Hause wohnen; denn dies Mein Haus ist gar groß und zählt sehr viele Wohnungen. Betreten wir sie nun; die drei Brüder (Paulus, Petrus und Johannes) gehen voran!«

3 Wir treten nun in eine große Vorhalle des Hauses; der Boden ist aus reinstem durchscheinenden Golde. Zu beiden Seiten stehen 12 Säulen, die die Decke der großen Vorhalle tragen. Die Säulen leuchten wie die Sonne und spielen im höchsten Glanze alle Farben des Regenbogens; ihre Masse ist reinster Diamant. Die Wände der Vorhalle sind reinster Porphyr, und die Decke ist Smaragd, und die Stufen in den ersten Stock (das Haus hat drei Hauptstockwerke) sind aus reinstem Rubin mit Gold gerändert und führen in geradester Neigung zu einer großen Tür, die niemand außer Mir öffnen kann.

4 Alle, die da mit sind, können sich über die allerhöchste Pracht dieser Halle, wie sie sich ausdrücken, nicht genug erstaunen, und Josef sagt: »Bruder! wären wohl alle Kaiser und Könige der Erde, so sie alle Schätze aufbieten würden, imstande, solch eine Vorhalle mit bloß irdischem, diesem himmlischen gleichenden Materiale zu erbauen? O Gott, welch eine namenloseste Pracht und unbeschreibliche Majestät! –

5 Und der Herr aber bleibt dennoch stets gleich in Seiner höchsten Schlichtheit. Wie Er auf der Erde einst bekleidet herumging und die Menschen lehrte und ihnen zeigte die Wege des Lebens, so wandelt Er auch hier in Seinen Himmeln der Himmel. Kein Glanz, kein Leuchten und kein glänzender Hofstaat von Myriaden Engeln umgibt Ihn, wir sind hier fast Seine einzige nächste Begleitung. Draußen auf den Gassen geht es wohl sehr bunt zu; aus Millionen Kehlen erschallen die lieblichsten Lobpreisungen unter dem harmonischesten Klange der allerwohlklingendsten Harfen. Die ganze Himmelsluft ist ganz durch und durch erfüllt von den herrlichsten Gesängen und Harmonien. Man sollte schon beinahe zu glauben anfangen, alle diese Himmel seien bloß Gesang und die allerreinste und herrlichste Harmonie. Man sollte schon nur hören.

6 Ja, in der Stadt geht es wahrlich höchst lebendig zu, aber hier beim Herrn aller Herrlichkeiten, bei Gott, dem allmächtigen Schöpfer und Vater der Unendlichkeit, ist es bis auf die unendliche Pracht des Hauses ganz einfach. Keine Hofdienerschaft, keine glänzende Begleitung, kein dem Herrn der Ewigkeit gebührender Empfang ist irgendwo bemerkbar. Fangen daher doch wir ein bißchen einen Lärm zu schlagen an, auf daß die sicher vielen Bewohner dieses Hauses auf die Ankunft des Herrn aufmerksam gemacht werden.«

7 Sage Ich: »Lasset das gut sein, liebe Brüder! Die vielen Bewohner dieses Hauses wissen gar wohl, was sie bei Meiner Ankunft zu tun haben. Ihr seid auf der Erde an das Lärmen gewöhnt worden und denket euch, es müsse daher auch hier bei Meiner Ankunft in allen Himmeln ein ungeheurer Lärm geschlagen werden. O dessen bedarf es hier durchaus nicht. Wenn bei Meiner Ankunft nach irgend einem auf Erden und in deren geistigen Regionen vollbrachten Werke Mir nur ganz im Stillen die Herzen Meiner süßen Kindlein entgegenpochen voll Liebe, Dank und Leben, dann ist für Mich des feierlichsten Lärmens schon in aller Überfülle vorhanden. So wir die Gemächer betreten werden, da werden sie uns schon entgegentreten und werden uns grüßen auf die lieblichste Weise von allen Himmeln.«

8 Ich öffne nun die Türe, und Meine Freunde fallen nieder auf ihre Angesichter auf den Stufen, auf denen sie noch stehen, und Robert sagt mit bebendem Herzen: »O Vater, das ist zu viel auf einmal für einen geschaffenen kleinen Geist, für ein winzigstes Lebensatom in Deiner Unendlichkeit. O dieses Licht, diese Herrlichkeit, und diese überhimmlisch schönsten Engel, die mit tränenfeuchten Augen ihre gar zu unendlich schönsten, weichsten Arme nach Dir und nach uns ausstrecken! Wir sind ja gegen sie rein wie gestaltlos, bei all' unserem auch schon etwas himmlischen Aussehen.«

9 Hier sieht sich Robert nach seiner Helena um, um zwischen ihr und den Bewohnern Meines Hauses einen Vergleich zu machen. Die Helena ist aber da schon auch mit der Schönheit Meiner Kinder versehen. – Robert erschrickt davor ordentlich und sagt: »O Herr, was ist denn mit der Helena geschehen und mit der Mathilde Eljah? Sie sind ja auch schon so schön, daß ich sie mir gar nicht mehr anzusehen getraue.« –

10 Sage Ich: »Erhebet euch nun alle und verwundert euch nicht gar so sehr, denn ihr selbst seid ja nun auch schon so schön gestaltet!« – Hier erheben sich die sieben, beschauen sich und kennen sich selbst kaum mehr vor Schönheit; und Robert sagt voll Staunens: »Bin ich es denn wohl?« – Sage Ich: »Ja, ja, du bist es, aber nun gehen wir in das erste Gemach!«


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