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Kapitel 265

Des Herrn Aussage über den Werdegang der Naturgeister als Grundstoff für spätere Seelen, die zuletzt Menschen werden. Es kommen siebenzehn ehemalige Prälaten des Stiftes Rain auf den Rainerkogel. Robert Blum ist mit ihnen als Uranide geistig verwandt. Auf dem Berg Schöckel: Robert Blum Uraniel ist ein Märtyrer und hat daher eine Vorrangstellung vor seinen Mitbrüdern

Am 14. Oktober 1850

1 Sagt Robert: »Herr! das verstehe ich nun ganz klar; aber Du hast soeben auch etwas von den Naturgeistern gesprochen, die dann, so die drückende Kraft der Friedensgeister nachläßt, als Wasser zerfließen. Wer und was sind denn eigentlich diese Geister?« –

2 Sage Ich: »Das sind geistige Spezifikalpotenzen oder einzelne Ideen Meines Herzens. Wann sie erst durch allerlei Kleingerichte gehörig vorbereitet und durch allerlei ihnen gegebene Tätigkeiten in Meiner Liebe ausgegohren wurden, dann werden sie auch in Formen gehüllt und werden am Ende ihres Kreisweges zu Seelen der Menschen mit aller Intelligenz, auf daß in ihnen dann Mein eigenster Liebegeist zu einem d. i. mit solchen Seelen auf ewig unzertrennbar verbundenen Wesen werde. –

3 Deine Seele ist schon auch so etwas, nur eben nicht von dieser Erde, sondern von einer anderen. Etwas davon, das mit dem Fleische deines Leibes zusammenhing, ist wohl von dieser Erde hinzugekommen, aber im Ganzen gehörst du zu den Seelen der Erdenwelt, die da heißet Uranus.

4 Es haben wohl alle Seelen auf dieser Erde etwas aus allen Sternen in sich; aber vorherrschend bleibt nur das, was sie aus der Natur derjenigen Erdenwelt haben, aus der sie zuerst als komplette Menschenseelen ausgebildet worden sind. Begreifst du nun, was es mit den Naturgeistern für eine Bewandnis hat?«

5 Spricht Robert: »Ja, mein Herr, mein Gott und mein Vater! Diese Sache ist mir nun ganz klar; nur begreife ich noch immer nicht so ganz klar, wie aus Dir, Der Du doch in allem das vollkommenste Wesen bist, auch unlautere und unvollkommene Wesen hervorgehen können; denn es kann ja doch nichts irgendwo etwas da sein, was nicht aus Dir hervorgegangen ist.« Sage Ich: »Freund! denke nach; diese Sache habe Ich schon bei einer früheren Gelegenheit ganz hell gezeigt. Rufe es in dir hervor und dir wird alles klar sein.«

6 Spricht Robert: »Ach ja, richtig, richtig, ich weiß es schon. Wo Du, o Herr, uns den Unterschied zwischen Deinen Gedanken und Ideen kundgetan hast; ja, ja, nun weiß ich es schon. Jeder Gedanke an und für sich als die Grundlinie zu einer Idee ist rein; aber weil man aus den Grundlinien, die an und für sich immer rein verbleiben, auch unlautere Bilder formen kann, so sind die Bilder oder die Ideen schon darum Nr.2 und mehr unlauter als die Gedanken, weil sie Unreines darstellen können, was natürlich bei den Grundlinien an und für sich unmöglich ist; denn eine pure Linie bleibt eine Linie; aber nicht also eine Figur, die durch Kombination der Linien entsteht. Ja, ja, also ist es; jetzt ist mir alles klar! –

7 Aber, Herr! heute ist schon Montag und wir haben außer der Besichtigung der Bischof Sebastianschen Geschichte eben nicht viel anderes getan, gesehen und gehört. Wie wäre es denn, wenn wir einmal auf einige Stunden einem anderen Punkt irgend einen kurzen Besuch macheten?« –

8 Sage Ich: »Du sorgest gut; aber heute werden uns siebzehn Prälaten aus dem Stifte Rain besuchen; mit denen haben wir etwas abzumachen. Morgen erst werden wir auf einige Stunden einen anderen Ort besuchen; welchen aber, das wird euch erst beim Aufbruche kundgetan werden. Nun aber verhalten wir uns alle ganz ruhig, denn die 17 Prälaten sind schon am Wege zu uns her.«

9 Sagt der Bischof Waldstein: »Wenn sie nicht zu sehr aus der früheren Zeitperiode sind, so dürfte ich etwa wohl jemanden aus ihnen erkennen?« – Sage Ich: »Das wirst du kaum; denn diese gehören alle der ersten Periode der Entstehung dieses Stiftes an. Die deiner Zeitperiode Angehörenden sind noch lange nicht reif, um dahin gelangen zu können, wo wir uns befinden. Aber nun kommen sie ganz ernsten Gemütes daher; darum wollen denn auch wir sie ganz ernstlichen Angesichtes empfangen und ihnen zeigen, daß auch wir ein gutes Recht haben, uns auf dieses Hügels Kuppe aufzuhalten, solange es uns beliebt.

10 Dieser Hügel gehörte einst ganz diesem Stift zu (daher der Name »Rainerkogel) und war südwestlicherseits mit kleinen Rebanlagen und Winzereien kultiviert, während die nördliche und östliche Seite der guten und bequemen Jagd wegen stets bewaldet blieb; aber in der späteren Zeit hat sich da freilich gar manches geändert und ist gar manche Besitzung aus den Händen dieses Stiftes gekommen. Diese Prälaten aber sind in ihrer Idee noch stets im Vollbesitze alles dessen, was einst zu diesem Stifte gehörte. Auf diesen Hügel waren sie sehr stolz und sahen es nicht gerne, so er von Weltlichen besucht wurde, und das bloß wegen der Wildhege, denn da wurden die Rehe und Hirsche förmlich gemästet und sonach als noch lebend (schlachtfrisch) für den Prälatentisch zubereitet. Diese siebzehn meinen, wir wären verkappte Wilddiebe, aus welchem Grunde sie denn auch so ernsten Angesichtes und Gemütes auf uns zueilen, Willens, uns von dieser Höhe zu verschrecken, aber wir werden uns denn nicht so leicht verschrecken lassen! Gebet nun acht! Sie kommen uns schon sehr in die Nähe; die Hetze wird sogleich angehen.«

11 Sagt Robert: »Herr! wäre für diese Helden etwa nicht die Helena, die sich nun stets mit der Mathilde Eljah und mit dem Peter Peter bestens unterhält, wegen ihrer bekannten Wiener Schroffheit zu gebrauchen? Die könnte diesen Hirschund Rehsüchtigen Dummköpfen so recht auf plattdeutsch (wienerisch) die Wahrheit in's Gesicht schleudern.« – Sage Ich: »Wäre hier nicht rätlich; denn diese siebzehn verstehen das Wienerische nicht und sind ungeheure Zeloten, bei denen das »Omnia ad majorem Dei gloriam« noch sehr stark gang und gäbe ist. Sie stammen aus den Zeiten der sogenannten heiligen Inquisition; man würde sie sehr böse machen, so man ihnen eine Gelegenheit böte, die in ihrem Gemüte jenen schlummernden Eifer weckete, durch den so viele treue Seelen auf das empörendste ad majorem Dei gloriam sind gemartert worden. Was konnte man aber tun? Diese Pfaffen waren wirklich so dumm zu glauben, daß sie durch solche gräßlichen Handlungen Gott einen angenehmen Dienst erweisen und je strenger und unerbittlicher so ein Pfaffe war, für desto näher bei Mir und für desto heiliger auch dachte er sich, und ward auch von allen anderen Finsterlingen dafür gehalten. Redet daher in Gegenwart dieser siebzehn gar nichts; verhaltet euch ganz indifferent, als gäbet ihr darauf gar nicht acht, was Ich mit ihnen abmachen werde. Aber nun nur ganz ruhig! Sie stehen schon vor uns, und messen uns mit echt inquisitorischen Augen.«

12 Nach dieser Rede tritt sogleich ein Prälatus, zu seiner Zeit titulierter auch gewesener Primas regni und Salvator Hierarchiae periculis circumdatae hervor. Dieser Erzpapist mißt Mich vom Kopf bis zur Zehe nach der echt pfäffischen Art mit abgewandter Brust verächtlichen Blickes über die linke Achsel und sagt nach einer Weile: »Wer erlaubte euch diese heilige Höhe zu betreten und mein Wild scheu zu machen, das ebenfalls heilig ist, weil es für die eifrigen Diener Gottes bestimmt ist? Rede, sonst gibt es Loch, Tod und Verdammnis!«

13 Sage Ich: »Der Herr der Welt hat überall das Recht, Sich niederzulassen, wo immer es Ihm beliebt und hat nie vonnöten, die weltlichen Pseudobesitzer um die gnädige Erlaubnis zu bitten; und so hat Er sich denn auch jetzt das freie Recht genommen, ohne eure Erlaubnis hier Platz zu nehmen, und das darum, weil dieser Hügel von allen in der ganzen Umgebung dieser Stadt der am wenigsten Entheiligte ist durch schmähliche Handlungen der argen Menschen. – Ich bin Christus der Herr! Bin gekommen, der argen Welt ein Gericht zu geben und Meinen getreuen Bekennern Meine Gnade, Vergebung ihrer Sünden, und das ewige Leben. Wer Mich erkennt, annimmt und sich an Mir nicht ärgert, der solle nicht zugrunde gehen; wer sich aber an Mir ärgert und nicht glaubt, daß Ich es bin, der Erste und der Letzte, der Anfang und das Ende, das Alpha und das Omega, der wird verloren gehen. – Nun wisset ihr alles, was euch vor allem zu wissen not tut; was werdet ihr nun tun?« –

14 Sagt der Primus regni: »Gib uns ein Zeichen und wir wollen Deinen Worten glauben.« – Sage Ich: »Es gibt der Zeichen viele vor euren Augen; betrachtet sie und sie werden euch Licht schaffen; denn ihr seid gerade nicht böse, aber dafür sehr blind und dumm. Wisset ihr wohl schon, daß ihr alle lange schon gestorben seid?« – Sagt der Prälatus Primas regni, minister Caesaris, protector custos salvatorque ecclesiae sacrosanotae: »Wie! was! wer? wer, wer ist gestorben? wie, wo und wann? Cur? quomodo? quando?! Lebe ich etwa jetzt nicht? Bin ich tot? Wer vermag mir denn das zu beweisen? Weder Plato, Sokrates, noch der göttliche Aristoteles! Also Zeichen und Beweise für alles, sonst sollet ihr alle als Gauner und Wilddiebe eingesperrt werden!«

15 Sage Ich: »Nur nicht so hitzig, Meine Lieben, sonst könntet ihr Mich auch in eine Hitze bringen, und bei der könnte es euch wohl etwas zu warm werden. – Weil ihr aber denn schon eine so enorme Furcht habet für euer Wild, das nur bloß noch in eurer Einbildung existiert und sonst nirgends mehr, so wollen wir alle auf eine kurze Zeit von etlichen Stunden diesen Hügel verlassen und auf den Berg Schöckel uns hin begeben. Dort werden euch auf einige Augenblicke die Augen geöffnet werden, damit ihr sehen sollet, ob ihr wohl noch Herren des Stiftes Rain seid oder ob dieses nicht schon lange von einem ganz neuen Prälaten dominiert und administriert wird.«

16 Sagt der Primas: »Was?! Auf jenen montem altissimum Stiriae, den noch nie eines Sterblichen Fuß betreten hat, wegen seiner Höhe und wegen der vielen Hexen und bösen Geister, die dort ihre böse Burg haben, sollen wir uns hinbegeben?« – Sage Ich: »Ich habe euch schon gesagt, daß ihr zwar wohl gerade nicht böse, aber dafür ganz ungeheuer dumm seid; und eben darum müßet ihr dorthin, um von drei Hauptdummheiten, die eure Sehe gefangen halten, geheilt zu werden, und zwar zuerst von der wahnsinngen Meinung, als lebetet ihr noch auf der Erde, und für's zweite, daß der Schöckel bei weitem kein höchster Berg dieses Landes ist und daß dort weder Hexen noch böse Geister hausen. Darauf erst werdet ihr einsehen, daß auch dieser Hügel durchaus nicht mehr euer Eigentum ist, und das Stift gegenwärtig auf der Fläche dieses Hügels ganz verzweifelt wenig mehr besitzt, und daß es hier auch durchaus kein sogenanntes Rotwild mehr gibt, und man daher auf diesem sogar spatzenlosen Hügel durchaus keinen Wilddieb machen und abgeben kann.«

17 Spricht der Primas: »Wie werden wir aber da hinaufkommen auf solch eine erschreckliche Höhe? Da werden wir ja mehrere Tagreisen brauchen!« – Sage Ich: »O nein! das werden wir nicht; zum Beweise, daß auch ihr nun nicht mehr Leibesmenschen, sondern Geistmenschen seid, werden wir diese Reise in einem Augenblicke zurücklegen. Ich sage bloß: Es sei! und sehet, wir sind auch schon da, wohin zu ziehen ihr meintet, daß wir mehrere Tagreisen werden dazu verwenden müssen. Nun, wie gefällt es euch hier?«

18 Sagt der Primas ganz verblüfft: »Ach, ach, das ist stark! Ja, wie sind wir denn gar so plötzlich hierher gekommen? Das war nur ein Zucker, wie ein Blitz schießt, so auch kam es mir vor, sind wir vom Rainerhügel hierher übersetzt worden. Ja, ja, jetzt fängt mir schon ein Lichtel an aufzugehen! Wir alle siebzehn sind wirklich schon vor vielen Jahren leiblos geworden. Aber daß uns das nicht früher eingefallen ist! Wir hätten es ja doch aus dem abnehmen können, daß dieses Stift doch nie mehr als nur einen Prälaten gehabt hat, und wir waren unser siebzehn und etliche, die später dazu gewachsen sind. Ist aber doch merkwürdig, wie man eine so geraume Zeit dumm und blind sein kann. Was dahier für eine herrliche Aussicht ist! Alles schön frei! – Und jetzt merke ich wohl, daß es noch viel höhere Berge gibt, als dieser Schöckel da ist, und von Hexen und bösen Geistern keine Spur! – Ja, ja, wir müssen jetzt aber schon diesem wunderbaren Führer sehr zu danken anfangen! Ist er aber auch etwa doch nicht so ganz Christus der Herr Selbst, so wird er aber dennoch ein sehr mächtiger Geist sein, der von Gott aus an uns gesandt ist, um uns zu erlösen von unserer Dummheit.« – Hier fallen alle vor Mir auf ihr Angesicht und loben Gottes Kraft in Mir.

19 Robert aber fragt: »Herr! was habe ich denn eigentlich mit diesen gemein?« – Sage Ich: »Es sind auch Uraniden wie du und darum sehr hartnäckig; und du mußt sie darum auch aufnehmen in dein Haus. Kennst und verstehst du nun den Grund und die Ursache von dieser Erscheinung?« –

20 Spricht Robert: »Ja, Herr und Vater! jetzt verstehe ich den Grund und die Ursache freilich wohl. Sind etwa die früheren Geister, mit denen wir schon auf jener Höhe dort unten waren, auch meine Urlandsleute?« – Sage Ich: »Nein, das gerade nicht; aber sie sind dir in der Liebe gleichartig und gehören deshalb auch in deinen Verein; denn Ich sage dir: Du bist von nun an ein Hauptpfeiler eines neuen Vereines. Das ist ein Lohn, der allen jenen zuteil wird, die auf der Welt aus einem redlichen und guten Grunde in Meinem Weinberge gearbeitet haben.«

21 Bemerken die beiden Bischöfe ganz demütig: »Herr! wir haben ja doch auch in Deinem Weinberge gearbeitet; sollen wir hier denn nicht auch irgend ein Ämtchen zu versehen bekommen?« – Sage Ich: »Ihr waret zwar auch Arbeiter, aber die Welt gab euch darum einen guten Lohn; dieser aber arbeitete ohne weltlichen Lohn; für seine Mühe aber ward er von der Welt mit dem Tode bezahlt, und das macht einen großen Unterschied zwischen euch und ihm. Er ist ein Märtyrer; seid es auch ihr? Er ist gefallen als ein Opfer seiner Liebe für die Brüder; seid es auch ihr?«


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