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Kapitel 170

In Kados Gemüt steigen Reueregungen auf. Des Herrn Hinweis auf die Sachlage. Der Geist ist willig, aber das Fleisch ist schwach

1 Kado sieht nun bebend und sehr erschreckt seinem fliehenden Prinzipal nach, und sieht, wie einer mächtigen Feuersglut rascher Wogensturz dem Fliehenden schon sehr nahe an die Fersen nachkommt. Der Fliehende heult nun ganz entsetzlich, und schon so mancher aus der glühenden Flut hervorzuckender Funke leckt an seiner empfindlichen Haut. Das entsetzt den Kado, und es scheint eines jeden Funken Brand, der seines Herrn Prinzipals Haut berührt, auch die seine ganz gewaltigst zu stechen.

2 Nun aber hat die Flut den fliehenden Prinzipal auch erreicht. Und der Kado schreiet: »O Herr Je. . . . ., o Du allmächtige Gottheit, er ist verschlungen! wie ein Tautropfen am glühendsten Erz, so auch ward er sicher allerschmerzlichst verzehrt, und kein Wesen kommt ihm zu Hilfe! Wer aber solle ihm auch zu Hilfe kommen? Seine Mächtigen sind bereits alle begraben; ich bin auf diesem Hügel, der bereits auch zur Hälfte von der gräßlichsten Flut umflossen ist, und wo nur noch ein schmaler Streifen gen Morgen hin schlechtweg passierbar ist, auch auf dem Punkte, in einigen Augenblicken sein Los zu teilen, und wollte ich auch hin an die unglückliche Stelle rennen, so würde ihm das nun dennoch nichts mehr nützen. Kurz, ich bleibe, wo ich bin, und die göttliche Allmacht solle mit mir machen, was Sie will; denn zu entfliehen ist Ihr nimmer. Dies Feuermeer nun muß aber auch eine unermeßliche Brennhitze haben, da es mich schon hier so unausstehlich brennt, wo es doch nach nach meinem Augenmaße mehrere hundert Schritte von mir entfernt sein dürfte.

3 Großer Gott! welch' eine Marter, welche Schmerzen in der höchsten Intensivität werden nur zu bald mein ewiger Anteil sein. Das ist also die fürchterliche Hölle, deren Wurm nimmer stirbt, und deren entsetzlichstes Feuer nimmer erlischt. O Gottheit, o Gottheit! habe Erbarmen mit einem Kinde der Hölle, das zwar überaus schlecht war und ist, aber doch wenigstens seine Greuel erkennt und nun leider zu spät bereuet. Ich habe zwar schon eine entsetzlich schmerzliche Höllentour durchgemacht; aber ich fühlte da im höchsten Schmerzesübermaß eine Kraft in mir, durch die ich mich meine Peiniger habe entledigen können; aber beim Anblicke dieser rein göttlichen Strafmacht hat mich alle Kraft verlassen, und ich fühle nun kaum die Kraft eines Insektes in mir, und muß mich demnach gefangen nehmen lassen von der leider gegen mich gerechten Zornflut des göttlichen Rachefeuers.«

4 Miklosch: »Nun sinkt Kado auf seinem Hügel zusammen und erwartet die ihn verzehrende Flut, die ich zwar wohl noch ganz mächtig hin- und herwogen, aber dennoch nicht mehr steigen sehe; denn bis auf den Kado ist nun alles, was da gegen uns zu Felde ziehen wollte, weidlichst von ihr verschlungen; nur das einzige kommt mir noch unerklärlich vor, daß da die mächtigen Himmelsfürsten sich noch nicht entfernen wollen. Auch die schauerliche Grotte, obschon über die Hälfte erfüllt mit dem Feuerstrom, der nun etwas zu erhärten beginnt, hat ihr scheußlich drohendes Aussehen noch nicht verloren.«

5 Rede Ich: »Der Kampf ist noch nicht zu Ende, und der Kado noch nicht völlig verloren, gebet aber nur acht, was nun weiter geschehen wird; darauf erst solle euch allen eine genügende Aufklärung zuteil werden.«

6 Der Miklosch beobachtet jetzt nur hauptsächlich den Hügel, auf dem der Kado also zusammengekauert liegt, als wäre er tot; aber da die schreckliche Flut denn doch über des Kados beiläufige Berechnung nicht an seine Haut gelangen will, so fängt er langsam sich wieder emporzurichten an, um zu sehen, was es denn nun da mit diesem Zornsturme aus der Gottheit Rachekammern für einen Fortgang nehme. Er ersieht zwar noch das Feuermeer in seiner gleichen wogenden Tätigkeit, nur merkt er, daß es sich nicht mehr weiter ausbreite und auch nicht höher steige, als wie es sich gleich anfangs ausgebreitet hatte über eine unübersehbare weiteste Fläche und gestiegen ist zu einer bedeutenden Höhe.

7 Diese Erscheinung flößt dem Kado mehr Mut ein, und er spricht nun bei sich: »Was haben nun alle diese Esel und Ochsen davon, daß sie sich wieder einmal den argen Spaß gemacht hatten, mit der allmächtigen Gottheit einen Kampf zu wagen? Aber ich selbst bin eigentlich auch ein Esel und Ochse zugleich; warum habe ich denn ehedem den Antrag jener zwei Boten nicht angenommen, denen es von der Gottheit gegeben war – mich zu retten von dem schaudervollsten Untergange. Wo sind diese Herrlichen nun? Rings um mich her ist Nacht, nur das glühende Feuermeer wirft einen matten Zornschimmer über mein verfluchtes bärenzottiges Wesen. Gegen Morgen dort, in weitster Ferne, wie es mir vorkommt, entdecke ich einen freundlicheren Schimmer, als wie dieser da hier ist, der vom Spiegel dieses Qualmeeres über mein Wesen sich verbreitet. Wie es etwa doch wäre, so ich längs dieser Hügelzunge mich dahin zöge? Denn schrecklicher und gefährlicher kann es doch nirgends mehr sein, als eben hier in der Mitte der untersten Hölle.«

8 Nun macht sich Kado auf die Beine, und fängt ganz rasch an sich gegen uns her zu bewegen; aber, wie ich's merke, so gibt seine Bewegung eben nicht sehr aus, und es hat das Ganze seines Bewegens ein Aussehen, als ob er sich selbst mit seiner Schnellfüßlerei foppen möchte; denn er zippelt und zappelt fast immer auf einem und demselben Punkte. Was wohl kann davon die Ursache sein, daß er bei seinem sicher festen Willen nicht weiter kommen kann?«

9 Rede Ich: »Der Grund davon liegt in dem, daß solche Geister auch bei den besten Vorsätzen und bei guter Erkenntnis dennoch ein Herz voll Unflates haben, aus dem fortwährend böse Dünste in die Kammer des Willens aufsteigen, und stets allda einen Rücktritt (Rückschritt) bewirken, wo der bessere aber schwächere Willensanteil einen Fortschritt tun wollte. Es geht ja vielen auf der Welt auch so, sie kennen das Gute und das Wahre, und nehmen sich auch immer vor, es auszuüben; aber gemeiniglich in den Momenten, da sie das Gute und Wahre in ihren Willen aufnehmen wollen, da dunstet dann auch ihr Fleisch am meisten; sie werden schwach, und kommen trotz ihres Strebens nicht vom Flecke; und so ist denn der Geist stets willig, aber das Fleisch ist schwach, und da an diesem Kado habt ihr nun ein lebendiges Beispiel, wie ein Mensch oder Geist aus seiner eigenen Kraft nichts vermag ohne Mich; mit Mir aber vermag er alles!«

6 Der Miklosch beobachtet jetzt nur hauptsächlich den Hügel, auf dem der Kado also zusammengekauert liegt, als wäre er tot; aber da die schreckliche Flut denn doch über des Kados beiläufige Berechnung nicht an seine Haut gelangen will, so fängt er langsam sich wieder emporzurichten an, um zu sehen, was es denn nun da mit diesem Zornsturme aus der Gottheit Rachekammern für einen Fortgang nehme. Er ersieht zwar noch das Feuermeer in seiner gleichen wogenden Tätigkeit, nur merkt er, daß es sich nicht mehr weiter ausbreite und auch nicht höher steige, als wie es sich gleich anfangs ausgebreitet hatte über eine unübersehbare weiteste Fläche und gestiegen ist zu einer bedeutenden Höhe.

7 Diese Erscheinung flößt dem Kado mehr Mut ein, und er spricht nun bei sich: »Was haben nun alle diese Esel und Ochsen davon, daß sie sich wieder einmal den argen Spaß gemacht hatten, mit der allmächtigen Gottheit einen Kampf zu wagen? Aber ich selbst bin eigentlich auch ein Esel und Ochse zugleich; warum habe ich denn ehedem den Antrag jener zwei Boten nicht angenommen, denen es von der Gottheit gegeben war – mich zu retten von dem schaudervollsten Untergange. Wo sind diese Herrlichen nun? Rings um mich her ist Nacht, nur das glühende Feuermeer wirft einen matten Zornschimmer über mein verfluchtes bärenzottiges Wesen. Gegen Morgen dort, in weitster Ferne, wie es mir vorkommt, entdecke ich einen freundlicheren Schimmer, als wie dieser da hier ist, der vom Spiegel dieses Qualmeeres über mein Wesen sich verbreitet. Wie es etwa doch wäre, so ich längs dieser Hügelzunge mich dahin zöge? Denn schrecklicher und gefährlicher kann es doch nirgends mehr sein, als eben hier in der Mitte der untersten Hölle.«

8 Nun macht sich Kado auf die Beine, und fängt ganz rasch an sich gegen uns her zu bewegen; aber, wie ich's merke, so gibt seine Bewegung eben nicht sehr aus, und es hat das Ganze seines Bewegens ein Aussehen, als ob er sich selbst mit seiner Schnellfüßlerei foppen möchte; denn er zippelt und zappelt fast immer auf einem und demselben Punkte. Was wohl kann davon die Ursache sein, daß er bei seinem sicher festen Willen nicht weiter kommen kann?«

9 Rede Ich: »Der Grund davon liegt in dem, daß solche Geister auch bei den besten Vorsätzen und bei guter Erkenntnis dennoch ein Herz voll Unflates haben, aus dem fortwährend böse Dünste in die Kammer des Willens aufsteigen, und stets allda einen Rücktritt (Rückschritt) bewirken, wo der bessere aber schwächere Willensanteil einen Fortschritt tun wollte. Es geht ja vielen auf der Welt auch so, sie kennen das Gute und das Wahre, und nehmen sich auch immer vor, es auszuüben; aber gemeiniglich in den Momenten, da sie das Gute und Wahre in ihren Willen aufnehmen wollen, da dunstet dann auch ihr Fleisch am meisten; sie werden schwach, und kommen trotz ihres Strebens nicht vom Flecke; und so ist denn der Geist stets willig, aber das Fleisch ist schwach, und da an diesem Kado habt ihr nun ein lebendiges Beispiel, wie ein Mensch oder Geist aus seiner eigenen Kraft nichts vermag ohne Mich; mit Mir aber vermag er alles!«


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