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Robert Uraniel und Peter Peter bearbeiten die blaugrauen Spaßmacher. Diese bekennen und entschuldigen sich. Menschen-Gericht und Gottes-Gericht. Der Bote von oben, sein Machtwort voll Heil und Gnade
Am 9. November 1850
1 Die Roten getrauen sich aber dennoch nichts zu unternehmen, da sie nun erfahren haben, daß die beiden eine besondere Kraft haben müssen, die sie so unwiderstehlich zurückgedrängt hat. Aber dafür treten sie recht eng zusammen und halten Rat, was sie nun tun sollen, um ihrem Grimme doch ein wenig Luft machen zu können. –
2 Unterdessen aber wenden sich die beiden an die Blaugrauen und sagen: »Freunde! wie wir es jetzt erfahren haben, so seid ihr dem Reiche Gottes näher, als ihr es bei euch meinen möchtet, aber es geht euch noch so manches ab, das ihr aber sehr leicht gewinnen könntet; und sehet, dieses manche besteht lediglich darin, daß ihr ganz ausschließend der Wahrheit euch bestrebet und fürder keine Lust daran haben sollet, in der Zukunft jemanden anlaufen zu lassen, wie ihr es mit diesen roten Geistern gemacht habet. Sehet, es ist für den Blinden genug des Elendes, daß er blind ist; wozu dann daran eine Lust haben, sich aus der Blindheit des Blinden einen nichtssagenden Spaß bereiten zu wollen, der am Ende dennoch zu allerlei Ärgernissen und Verdrießlichkeiten, die sicher in der wahren Nächstenliebe nicht gegründet sind, Anlaß geben können und oft unausweichlich geben müssen? Also weg mit dem, was weiseren Geistern wie ihr es seid, nicht ziemt!
3 Sehet, die Folge eines oft noch so harmlosen Spaßes oder Scherzes, den man sich gegen einen etwas Schwachsinnigen erlaubt hat, kann nicht selten eine recht bittere sein. Der Gefoppte merkt es am Ende, daß er gefoppt ward, wird darüber erbost und denkt dann nur darüber (nach), wie er sich revanchieren könnte. Er findet bald einen Weg dazu und handelt dann rücksichtslos; denn so ein Esel einmal toll wird, so bringt er den Tiger zum Weichen. So 'was erbittert dann das Gemüt der früheren Spaßmacher ganz entsetzlich, daß sie dann auch schonungslos zuzuhauen anfangen, und die Folge davon ist? Wir brauchen sie euch nicht näher zu detaillieren, denn ihr seid selbst so klug, daß ihr sie in all' ihrer bittersten oft endlosen Ausdehnung übersehen könnet. Daher lasset in der Zukunft das und wendet euch dafür ganz lebhaft zum Herrn, Den ihr recht wohl kennet, und ihr sollet von Ihm in Sein Reich aufgenommen werden.«
4 Die Blaugrauen danken den beiden für diese wahre und sehr freundliche Zurechtweisung und fragen sie aber auch zugleich, was sie nun diesen roten Geistern tun sollen, indem sie dieselben denn doch etwas zu stark haben anlaufen lassen, wie mit dem Weltkriege und am Ende gar mit dem allgemeinen Weltengerichte. –
5 Sagen die beiden: »Das war freilich etwas stark; aber da diese Anlaufenlasserei bei diesen Kriegssuchern denn doch einen gewissen moralischen Eindruck gemacht hat, so kann man es vorderhand dabei bewenden lassen. Bei einer nächsten Gelegenheit wird sich dann das schon wieder gut machen lassen; sie aber jetzt aufzuklären, könnte sehr üble Folgen haben. Es wird nun ein starker Krieg über die Erde zugelassen werden und wird wüten hie und da zum Teile moralisch und zum großen Teile auch natürlich. Also wird sich auch ein besonders starkes Gericht über die Großen und zu selbstsüchtigen Reichen ergießen. Auch werden hie und da große irdische Eruptionen statthaben, und so wird sich diese eure Fopperei für den Sinn dieser Geister bewahrheiten. – – Aber nun ziehet euch zurück und tuet das, was wir euch angeraten haben, so werdet ihr einen großen Vorteil für euer Leben ernten. Ihr seid also näher dem Reiche Gottes, als ihr es meinet. Tuet danach, wie es recht ist nach der heiligen Ordnung Gottes, und ihr werdet in dieses Reich alles Lebens eingehen. Wir waren auch, wie ihr nun seid; der Herr aber hat uns erhoben, und wir sind nun bei Ihm für ewig. Folget uns! und ihr sollet von Ihm nicht verstoßen werden! Denn wahrlich, in Seinem Hause gibt es gar viele Wohnungen!«
Am 11. November 1850
6 Sagen die Blaugrauen: »Wir waren in diesem Orte stets ehrliche Bürger bei unserem Leibesleben sowohl als auch nun als des schweren Leibes entledigte Seelen oder Geister. Nur diese sonderliche Schwachheit hatten wir alle mehr oder weniger, daß wir gerne Kasperladen ausgeübt haben, freilich stets weit entfernt von irgend einer bösen Absicht. Unseres Wissens ist aus all' unseren ausgeführten Späßen auch nie für jemanden etwas Übles hervorgegangen; und hatte sich auch nur irgend ein Schein von einem Schaden gezeigt, so haben wir ihn sicher wieder gut gemacht. Bei manchen etwas stark eingebildeten Leuten haben unsere Stand-, Sach-, Tat- und Wortwitze sogar eine gute moralische Wirkung zuwege gebracht. So manche hoch aufgetriebenen Blasebälge sind dadurch ihrer überflüssigen Hochluft entledigt worden, was da sicher nicht schlecht war, weil sie hernach recht artige und freudliche Menschen geworden sind. Wir wollten durch unsere Scherze auch nie einen auch noch so geringen Menschen entehren; sondern unsere Sache war vorerst freilich nur, einen erheiternden Spaß auszuführen – und danach aber auch so manche gar zu alberne Dummheiten jener vielen Menschen sanft durchzugeißeln und dadurch einen etwas geläuterten Sinn bei den Trübsinnigen zu bewerkstelligen;
7 und so erhoffen wir denn auch, daß Gott der Herr, Der der menschlichen Seele auch den Heiterkeitssinn eingepflanzet hat, mit uns etwa doch nicht gar zu scharfrichterlich umgehen werde. Sagte ja auch der weise Apostel Paulus im Namen Gottes, daß man mit den Heiteren heiter sein solle und weinen mit den Weinenden. Vom Weinen war bei uns freilich wohl gar leicht nicht die Rede, aber heiter waren wir stets, und der zu uns kam, hatte sicher nie eine Ursache zum Weinen gefunden; und hatte er auch vor unserer Türe geweint, so wußten wir ihm seine Tränen auch bald zu trocknen, entweder durch eine Unterstützung oder durch unsere stets ungetrübte gute und heitere Laune. Wir finden daher an uns zwar wohl geradewegs nichts, was man mit gutem Gewissen loben könnte, aber ebenso auch nichts, was da ex fundamento zu verdammen wäre,
8 und erhoffen daher von Gott, dem Allgerechten, wenn schon nichts, das da ein Gesicht wie ein Lohn hätte, so doch aber auch keine ewige Verdammnis. Das ist so unsere Meinung, was saget ihr dazu? – Ob wir also zu reden hier ein Recht haben, das ist freilich eine ganz andere Sache; aber das glauben wir fest und haben es trotz der Höllenpredigten unserer Pfaffen allezeit geglaubt, daß Gott der Herr kein so unerbittlicher Richter sein wird, als wie da waren und noch sind die Richter auf der Welt. Diese richten die Armen schonungslos nach dem Buchstaben des Gesetzes und kennen weder Schonung, Gnade und Erbarmung. Bei Gott aber dürfte es ja doch bei der völligen Besserung einer sündigen Seele etwas gnädiger hergehen.«
9 Sagt Robert: »Allerdings; des Herrn Gericht ist ein angelegter Weg zur Besserung und Vollendung des Geistes; aber der Menschen Gericht gebiert Verderben und den Tod der Seele. Folget uns daher nur auf die Höhe dieses vor uns stehenden Hügels; dort sollet ihr es vom Herrn Selbst erfahren, wie gar sehr verschieden Seine Gerichte von den Gerichten der Menschen sind. Die Gerichte des Herrn sind ein Balsam zur Heilung aller Wunden, die je einer Seele geschlagen worden sind; die Gerichte der Welt aber gleichen den wilden Raubtieren, die ihre Opfer ohne alle Schonung anfallen und dieselben zerreißen und mit großer Gier verzehren, was ich selbst wohl erfahren habe. Folget uns daher nur ganz ohne Furcht, denn hinter uns erwartet euch ein sanfter Richter und keine mit scharfer Ladung zum Tode wohl versehene Schützen.«
10 Sagen die Blaugrauen: »Ihr lieben Freunde! Wenn es zuverlässig also ist, als wie ihr es uns nun kundgemacht habet, da folgen wir euch sogleich ganz unbedingt. Aber da wir schon einmal mit euch reden, so möchten wir denn doch auch erfahren, wer denn etwa die zwei gar wunderschönen Damen hinter euch sind. Wir sahen sie mit euch kommen, auch wichen sie nicht von eurer Seite. Sie besprechen sich untereinander ganz stille; mit euch aber sahen wir sie noch nicht ein Wörtchen wechseln. Das kommt uns etwas sonderbar vor; daher möchten wir wissen, wer die beiden Engelsschönheiten sind? und was sie bei euch zu tun haben? Am Ende sind das etwa so ein paar himmlische Spione, die es sich zum Geschäfte machen, uns zu bespitzeln? und hernach bei der himmlischen Polizei uns anzuzeigen; so uns etwa irgend ein unrechtes Wort über die Lippen geflossen wäre; das wäre so eine ganz verzweifelte Bescherung!«
11 Sagt Robert: »Habet vor diesen beiden Weibern keine leere und törichte Angst; sie sind unsere von Gott dem Herrn uns für ewig angetrauten Weiber und begleiten uns überall auf unseren Wegen und Stegen, die wir allezeit im Namen des Herrn zu machen haben. Von irgend einer Spitzlerei aber kann hier schon darum ewig keine Rede sein, weil für's erste der Herr allwissend und allsehend und allhörend ist, und für's zweite auch wir als Seine Boten jeden Geist, mit dem wir zu tun haben, durch und durch schauen können und daher ganz genau wissen, wie er mit all' seinen Gesinnungen, Gedanken, Worten und Werken bestellt ist. Wir aber gehören noch lange nicht zu den vollendeten Geistern und doch sehen und hören wir sozusagen, das Gras wachsen und verstehen die Sprache der Infusionstierchen, um wie viel mehr versteht das erst der Herr Selbst und Seine vollendeten Geister.
12 Aus dem aber könnet ihr gar überaus klar entnehmen, daß man im Reiche Gottes durchaus keine Denunzianten braucht und keine Ohrenbeicht, um hinter die geheimsten Gedanken, Wünsche und Triebe der noch so gesinnungsverschiedenen Geister zu gelangen. Wir kennen euch nun durch und durch; sähen wir, daß ihr untüchtig wäret zum Gottesreiche, so würden wir euch eben so wenig uns zu folgen bereden, als wie wenig oder gar nicht wir jene roten Geister uns zu folgen bereden, die noch große und sehr bittere Lebensproben durchmachen werden müssen, bis sie fähig werden, in's Reich Gottes aufgenommen zu werden. Da wir aber in euch die Fähigkeit ersehen, vermöge der ihr – nicht etwa »würdig«, sondern einfach bloß nur, wie gesagt, fähig seid, in's Gottesreich aufgenommen zu werden, so bereden wir euch denn auch, daß ihr uns zum Herrn hin folgen sollet, tun euch aber ja keinen Zwang an.
13 Ihr könnet noch immer tun, was ihr wollet; wollt ihr mit uns ziehen, so könnet ihr das ganz frei ohne allen Zwang tun; wollt ihr aber lieber also verbleiben, so steht es euch auch ganz frei. Aber so ihr uns folgen wollet, da müsset ihr euch wohl sogleich dazu bequemen, denn die Zeit fängt an, uns zu drängen. Der Sabbath geht dem Ende zu; die irdische Sonne beugt sich schon sehr stark in ihrer Tagesbahn dem Untergange zu. In dieser Nacht noch geschieht unser Abzug von hier, daher hätten wir nun nur sehr wenig oder nun schon auch keine Zeit mehr, uns für nichts und wieder nichts mit euch noch länger abzugeben; kommet daher sogleich oder bleibet!«
14 Sagen die Blaugrauen: »Wir gehen mit euch ohne alle weiteren Bemerkungen; der Herr wird uns gnädig und barmherzig sein. – Aber da kommt soeben ein Bote von oben herab; den müssen wir denn etwa doch noch abwarten; der könnte vielleicht gar wichtige Dinge uns zu hinterbringen haben. Er sieht zwar sehr freundlich aus, aber in seinen Augen ist dennoch ein gewisser Ernst zu entnehmen, aus dem gar wichtige Dinge hervorgehen können. Er naht sich uns mit schnellen Tritten; er wird sogleich bei uns sein.« – Sagt Robert: »Ja, den Boten müssen wir freilich noch abwarten. Der wird uns wohl das Wichtigste zu berichten haben.« –
15 Der Bote tritt nun in die Mitte der Blaugrauen und sagt: »Seid mit uns voll guten Mutes; denn ihr habet den Weg zum Heile des Heiles gefunden. Eure Gewänder sollen lichtblau werden und eure Herzen beständig in der Liebe zu Gott dem Herrn und zu euren Brüdern und Schwestern. Werdet frei in allem! und tuet Gutes jedermann. Niemand sei euch zu gering, aber auch niemand zu groß. Denn im Gottesreiche herrschet die vollste Gleichberechtigung aller Stände und aller Nationen; daher folget uns ohne Furcht und ohne Zaudern!«