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Eine echtrömische Geisterszene vor der Pfarrkirche in Frohnleiten
1 Wir aber befinden uns nun im Flecken Frohnleiten, allwo uns eine Menge Geister aus der dortigen Pfarrkirche zulaufen und uns sorgfältig ausforschen, woher wir kämen, wohin wir gingen und wer wir wären. –
2 Tritt Petrus vor und sagt: »Wir kommen von oben her und ziehen auf eine kurze Frist nach unten, um die verlorenen Schafe und Lämmer zu suchen, die Böcke zu züchtigen und die Wölfe zu verderben.« – Sagen die Geister: »Aha, aha, ihr seid also sicher wirkliche Missionare aus Rom, also vom Papste selbst für dies hochwichtigste Amt geweiht?!« –
3 Sagt Petrus: »O meine Lieben! wir sind wohl Missionare, aber nicht von eurem blinden Papste dazu verordnet und geweiht, sondern von Gott dem Herrn Jesus Christus unmittelbar Selbst. Wer von euch uns folgen will, der wird von uns sogleich aufgenommen für das wahre Reich Gottes; der uns aber nicht folgen will, aus was immer für einem Grunde, der wird auf der wüsten Erde belassen werden. Frage uns aber ja keiner mehr, wer wir seien oder wie wir heißen; denn wer hier nicht unbedingt dem folget, das wir verlangen, der wird nicht angenommen werden.«
4 Sagen die Geister: »O so ihr nicht vom heiligen Papste aus geweiht und gesandt seid, da können wir euch unmöglich folgen, denn Gott der Herr hat ja alles ihm in die Hände gelegt. Was er bindet auf Erden, das ist auch gebunden im Himmel und was er löset auf Erden, das ist auch gelöset im Himmel. Wenn ihr also nicht vom Papste aus hierher gesandt seid, so könnet ihr um so weniger von Gott gesandt sein, sondern von der Hölle, von der alle Ketzer und Protestanten ausgehen, und auch frevelhaftigst sagen, sie gehen von Gott aus und Er sei ihr Vater, während doch nur der »Gott steh uns bei« ihr Vater ist. Ziehet nur wieder weiter; denn in diesem Orte wächst für euch eben so wenig ein Geschäftchen, als für die Rongeaner.«
5 Sagt Petrus: »Woher wisset ihr denn, daß der Papst von Gott dem Herrn eine so ungeheure Macht überkommen hat?« – Sagt ein Weib mit einem zweipfündigen Gebetbuche in der Hand: »Nun, das weiß doch die ganze Welt! Gott hat dem Petrus alle Gewalt gegeben, und Petrus hernach einem Papste um den anderen; und darum ist ein jeder Papst gleich so viel wie der heilige Petrus selbst. Hat der Herr das verstanden?« –
6 Sagt Petrus: »Das klingt sehr spaßhaft, und das namentlich vor meinen Ohren, indem ich doch selbst ebenderselbe Petrus bin, in dessen Hände Gott der Herr die geistigen Schlüssel zum Himmelreiche geleget hat. Ich weiß nichts von solch einer Übergabe der mir von Gott erteilten Macht an den römischen Papst, wie ich auch nie in Rom war. Paulus, als ein Apostel der Heiden, hat wohl längere Zeit sich in Rom und zwar unter der tyrannischen Regierung des Kaisers Nero aufgehalten; aber ich, als der wahre und wirkliche Petrus, nie. Wie sollte ich dann einen Papst zu meinem Nachfolger ernannt und ihm alle mir von Gott Selbst eingeräumte Macht übergeben haben?«
7 Schreiet das Weib: »Hinweg Satan! Da schaut's einmal den Kerl an! Jetzt will der sogar der heilige Petrus selber sein! Na, so was ist in der Welt doch noch nie erhört worden. Nicht genug, daß sie die Lehre Christi, die der Papst allein hat, als grausliche, höllische Ketzer verachten; sie wollen am Ende noch der liebe Herrgott selber sein! Jetzt aber schaut's nur, daß ihr weiter kommet, sonst werdet ihr mit Gewalt hinausgestäubt!«
8 Sage Ich: »Bruder Simon! da ist vorderhand jede Mühe vergeblich; die brauchen noch 200 Jahre, bis sie etwas heller werden. Diese sind von den Liguorianern gehörig vernagelt worden. Begeben wir uns daher nur wieder weiter! Nur werde Ich dich eher auf ein paar Augenblicke himmlisch erglänzen lassen und zulassen, daß diese Vernagelten dich erkennen; dann aber werden wir vor ihren Augen plötzlich verschwinden. Dies Gesicht solle ihnen ein Leitstern sein, bei dessen Schimmer sie nach und nach den wahren Weg des Lebens finden sollen.« –
9 In diesem Augenblick erglänzt Petrus gleich der Sonne am reinsten Mittage. Alle die Geister fahren vor Schreck auf und zusammen; wir aber verschwinden. Als diese Geister wieder aufwachen und vor uns niederfallen wollen, sehen sie niemanden mehr. Da fangen sie alsbald zu weinen und zu heulen an und verwünschen ihre Blindheit.
10 Aber ein ganzes Gremium von den Liguorianern begibt sich, der Kirche enteilend, zu diesen Weinenden, Heulenden und Klagenden und belehrt sie auf streng päpstliche Weise und erklärt ihre ausgesagte Erscheinung für ein Spukwerk der Hölle. Die Geister aber vergreifen sich an den Mönchen und wollen sie massakrieren; die Mönche aber nehmen ganz lustig Reißaus und fliehen gleich den Orangutangs in ihr Kloster. Die Geister lachen sie aus und entfernen sich dann von diesem Orte und begeben sich auf die Berge.
11 So endet die Szene in Frohnleiten; wir aber ziehen nun weiter und werden abends um 6.00 Uhr in die Nähe von Graz kommen und zwar Platz nehmen am sogenannten Rainerkogel, allwo die vier Vorangegangenen schon Quartier gemacht haben.