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Fünfzigstes Kapitel

Was gibt es dort, wo die Leute sich zusammendrängen?

Ist ein Unglück geschehen?

Eine Prügelei vielleicht!

Oder ein Diebstahl!

Sie sind so keck, diese Spitzbuben! Hat man den Täter ergriffen?

Nicht doch, es ist ein Kranker!

Oder ein Trunkenbold!

Ein junger Mensch, wie bleich er aussieht!

Wie er die Augen verdreht!

Er leidet wahrscheinlich an Krämpfen!

Er kommt aus einem Estaminet So wurden zur Zeit schmählicher Tyrannei diejenigen Kaffeehäuser in Paris genannt, wo Tabak geraucht werden durfte – ausnahmsweise. Jetzt soll das anders sein und überall die Freiheit herrschen, Gestank zu verbreiten und Qualm..

Hahaha, er hat zu starke Zigarren geraucht!

Ob man ihn denn nicht fortschaffen wird?

Ah bah, er soll seinen Rausch im Freien ausschlafen!

Jawohl, unter blauem Himmel.

Der Abend ist mild.

Doch wir werden Gewitter haben!

Desto besser, so erfrischt ihn der Regen.

Seht, was dringt da durchs Gewühl?

Zwei fromme Schwestern!

Gehorsamer Diener, das ist die neue Schwester, die Antonina!

Sie soll übers Meer gekommen sein, eine Missionärin, sagt man.

Die Erste dort?

Die sich Bahn bricht zu dem Kranken.

Wahrlich, das ist sie! Gottes Segen über diese. Sie ist eine Heilige!

Ob sie eine Heilige sein will, weiß ich nicht; aber daß sie eine Wohltäterin der Kranken und Armen ist, weiß die ganze Stadt.

Seht, sie kniet bei ihm nieder.

Sie ergreift seine Hand.

Sie streichelt ihm die Locken aus der Stirn.

Sie flüstert ihm ins Ohr.

Er schaut sie an.

Heilige Mutter Gottes, er lächelt.

Still, jetzt spricht er.

Habt Ihr vernommen, Nachbarin, was er sagte?

Deutlich jede Silbe.

Nun, was war's denn?

Ich bin im Himmel, hat er gesagt; Gott sendet mir seine Engel.

Der arme Mensch, er phantasiert!

Er weiß nicht, was er redet!

Doch, wenn er jene einen Engel nennt, weiß er wohl, was er redet.

Schwester Antonina erhebt ihre Stimme.

Seid ruhig, laßt sie sprechen.

Wie?

Ob wir ihn tragen wollen?

Ja, gern.

Wenn es die fromme Schwester wünscht, herzlich gern.

Da, Frau, nimm meinen Stock.

Greift an, Gevatter Bonnard.

Und auch Ihr, Mathieu!

Das versteht sich, für Schwester Antonina durchs Feuer!

Es lebe Schwester Antonina! – –

Und ihrer vier trugen Anton mitleidsvoll und vorsichtig. Schwester Antonina schritt neben ihnen her.


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