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Drittes Kapitel

Als am nächsten Morgen die alte Frau erwachte, fand sie ein Blatt Papier mit Stecknadeln an ihre Bettdecke geheftet, worauf in großen Lettern zu lesen stand:

»Liebe Großmutter, Anton ist hinaus in den Wald gegangen und wird vor Abend nicht zurückkehren. Mach' dir keine Sorge um mich. Die Einsamkeit soll mir gut tun. Morgen bin ich wieder fleißig bei meinen Körben.«

Wer ihn gesehen hätte, den guten Anton, als er beim ersten Schimmer des Tages von seinem schlaflosen Nachtlager emporsprang und kaum angekleidet das Weite suchte, der würde wahrlich in ihm den heiteren, fröhlichen Knaben von gestern kaum wiedererkannt haben. Die Geschichte von seiner Geburt und von dem geheimnisvollen Ende seiner Mutter schien ihn völlig umzuwandeln. Auf seinem sonst so freundlichen Angesicht lag ein Ausdruck von Zorn und Wut, wie man nur bei recht verwilderten, bösartigen Menschen wahrzunehmen pflegt. Im Herzen des kräftigen Jungen kämpften sichtbar heftige Entschlüsse, deren Widerstreit sich bisweilen in tief ausgestoßenen Seufzern oder in einzelnen abgerissenen Worten kundgab. Seine Hände waren krampfhaft zusammengeballt. Von Zeit zu Zeit streckte er sie drohend gen Himmel. Als er heftigen Schrittes den sogenannten »Fuchswinkel« erreichte, einen düsteren, unzugänglichen Platz im großen Walde, warf er sich, wie wenn er jetzt erst sicher vor jeder Begegnung mit einem menschlichen Wesen und seinem Grame nun ungestört überlassen sei, laut heulend zu Boden und begann das bunte Waldmoos um seine Lagerstätte her auszurupfen und zu zerstören. Eine ganze Nacht hindurch hatte er seinem Schmerze Gewalt angetan und sich männlich beherrscht, um die Großmutter nicht zu beunruhigen. Jetzt wußte er sich jeder Fessel entbunden und durfte sich austoben. Rasende Flüche, gegen jenen gerichtet, der ihm das Dasein gegeben, schäumten von Antons Munde. Eine Verwünschung drängte die andere. »Rache, Rache für meine Mutter!« So lauteten die letzten Worte, die er abgemattet und erschöpft hervorbringen konnte. Dann sank er bewußtlos in dumpfen Schlaf, der anfänglich ihm finstere, blutige Bilder zeigte, später jedoch sanftere Träume vor ihm aufsteigen ließ, daß die Fieberqual entwich und ein ruhiger, stärkender Schlummer über ihn sich ausbreitete.

Stunde für Stunde zog der schönste Sommertag um den Schläfer hin, der ihn in seinem Innern fühlte und durchlebte. Balsamische Düfte senkten sich von den hohen Tannen herab, daß er sie einatme und seine von Jammergeschrei wunde Brust ausheile. Er wußte, daß er schlief. Er empfand, daß der Schlaf ihn segnend abtrennte von den Leiden des Lebens. Deshalb gab er sich willig der süßen Lockung hin, die sommerlau auf ihm lag. Und da kam auch die Mutter. Sie neigte das Angesicht über ihn – aber es glänzte, daß er ihre Züge nicht sehen konnte – und lispelte ihm wie singend ins Ohr: »Habe Friede, mein Sohn!« Es war kein Traum mehr. Zu erwachen wähnte der Ärmste. Ihre langen Locken berührten seine Augenlider. Sehnsüchtig schlang er die Arme, sie zu umfangen – doch als er die Augen geöffnet, als er wirklich erwachte, leuchtete ein fremder Feuerblick ihm entgegen und an seiner Seite kniete ein in schlechte Lumpen gehüllter Bettler. Der schwarze Wolfgang war es, in der ganzen Gegend allzusehr bekannt und übel verschrien als Taugenichts und Umhertreiber.

»Was willst du von mir?« rief Anton dem Wolfgang zu. »Was verfolgst du mich hierher, wo ich Einsamkeit suchte? Soll man auch im dicken Walde keine Ruhe finden vor den Menschen.«

»Was haben dir denn die Menschen zuleide getan?« sagte Wolfgang. »Dir, der bei seiner Großmutter lebt im wohnlichen Hause; der sein Bett hat und seine Suppe? Im Winter seine warme Kleidung? Der sich redlich ernährt mit seiner Hände Arbeit? Was haben sie dir getan?«

»Hast du danach zu fragen?« erwiderte Anton mürrisch. »Geh' deiner Wege und laß mich hier liegen.«

»Ich will nicht!« war Wolfgangs trotzige Antwort. »Bei dir zu sein, bin ich dir nachgeschlichen und kauere an deiner Seite, so lange du schläfst, um dir die Bremsen zu verjagen, die dich stechen und deinen Schlaf stören wollten. Alle Menschen möcht' ich vergiften; lebendig schinden könnt' ich sie, wenn ich die Macht dazu hätte. Nur dich hab' ich lieb, Korbmacherjunge.«

»Wie komm' ich zu der Ausnahme?« fragte mit fast spöttischem Lächeln unser Anton, während er seinen Oberkörper zur Hälfte von dem bemoosten Erdboden aufrichtete und, auf den linken Arm das Haupt gestützt, dieses dem schwarzen Wolfgang zuwandte.

»Das weißt du nicht mehr? Ich weiß es desto besser und will's dir wohl sagen. Vor einem Jahr, oder ist's noch länger, gingst du einmal mit den Töchtern eures rotnasigen, versoffenen Barons und mit des Pastors Söhnen ums Dorf herum gegen Abendzeit. Ich saß hinter einer Schlehdornhecke und sah euch kommen. Ich war voll von Bosheit und Hunger. Beim Pastor wie beim Gutsherrn hatten sie mich von der Tür gewiesen, und die älteste von den Schloßfräulein, die ihrem Vater so ähnlich sieht, schrie mir nach: »Hab' ich dir's nicht oft genug gesagt, nichtsnutziger Schlingel, du darfst die Woche nur einmal betteln!« Dumme Gans! Wenn sie mich überall auf Sonnabend bestellen nach ihrem armseligen, verschimmelten Stück Brot, wovon soll ich denn die andern Tage leben? Soll ich das verdorrte Zeug, woran sich jeder rechtschaffene Kettenhund die Zähne ausbeißt, auch noch lange mit herumschleppen? Wie gesagt, ich war voll von Bosheit, und wie ihr so bei den Hecken vorbeistricht und das häßliche Weibsbild seine Schnauze nach der Seite drehte, wo ich saß, da konnt' ich's nicht lassen, ich mußt' ihr einen Stein ins Gesicht werfen. Und der flog ihr so hübsch zwischen Nase und Maul, daß sie einen Satz machte wie eine Krähe, die angeschossen ist, und Zeter brüllte aus ihrem blutigen Schnabel. Ich wollte ausreißen, aber die Pastorjungen hatten mich entdeckt, holten mich ein und fielen über mich her; zwei über einen. Sie schlugen mich auf den Kopf und wo sie hintrafen mit ihren Knütteln, die sie Schuljungenstöcke heißen oder Ziegenhainer. Da warfst du dich zwischen sie und mich, bedecktest mich mit deinem Leibe und batest, nun möcht' es genug sein; und wie sie immer wieder auf mich eindrangen, fingst du an, mit ihnen zu kämpfen, hieltest beide zurück, daß ich unterdessen entfliehen konnte. Seitdem lieb' ich dich, Anton, dich allein, wie ich sonst alle hasse.«

»Ich besinne mich jetzt«, sagte Anton; »es ist gerade ein Jahr her. Es war der letzte Spaziergang, zu dem sie mich abriefen. – Du bist in meinem Alter?«

»Ich glaube. Gewiß weiß ich's nicht.«

»Du weißt nicht? Kannst du nicht deine Eltern befragen?«

»Ich habe keine Eltern.«

»Auch nicht? Armer schwarzer Wolfgang! Aber doch Verwandte?«

»Niemand. Meine Mutter ist im Zuchthause gestorben, eh' ich sechs Jahre alt wurde. Mein Vater ward in Böhmen gehenkt.«

»Gott erbarm' sich, das ist ja schrecklich.«

»Warum denn schrecklich? Lustig ist's. Sie wissen nirgend, was sie mit mir anfangen sollen, weil ich nirgend eine Heimat habe. Ich bin hinterm Zaune auf die Welt gekommen, wie eine Katze. Neulich hat mich der Landdragoner festgenommen, hat mich an seines Pferdes Schwanz gebunden und hinein aufs Amt geliefert. Der Landrat lachte, wie er mich erkannte, und sprach: ›Was soll ich mit dem anfangen? Wohin ich ihn mit dem Schub schicke, wird er mir ewig wieder zurückgestellt; sie behalten ihn an keinem Orte, weil er an keinem Orte zu Hause ist. Es ist einmal unser Vagabunde, laßt ihn laufen!‹ – ha, so lauf' ich nu!«

»Ach, wie unglücklich mußt du sein!« rief Anton, der seine teilnehmende Rührung kaum zurückdrängen konnte.

»Unglücklich? Daß ich nicht wüßte. Ich kenn's ja nicht anders. War's doch von jeher so mit mir beschaffen. Früher, eh' ich dich lieb hatte, war mir wohl manchmal, als ob ich's nicht aushielte. Seitdem du dich für mich hast prügeln lassen, weiß ich doch einen Menschen auf der Welt, an den ich denken mag, ohne daß mir die Lust in den Gliedern zuckt, ihm wehe zu tun oder einen Possen zu spielen. Bis dahin spürt' ich immer nur Haß, und das zehrt einem förmlich am Leben. Jetzt ist mir manchmal zumute, als ob ich auch ein Gefühl haben könnte, wie andere Leute. Und vorhin, wie du hier lagst und schliefst, und ich mich über dich bog und sah dich im Schlafe mit den Lippen zucken, als wolltest du lachen, da war mir eben, wie wenn ich weinen müßte. Aber es war mir gut dabei. So weich und gut, inwendig, verstehst du mich, ums Herz herum; siehst du, hier auf der Stelle.«

Bei diesen Worten ließ der Landstreicher sein grobes, sackleinenes Hemd von der sonnverbrannten Brust und zeigte dem staunenden Anton jenen Fleck, wo man des Herzens stürmischen Schlag wild gegen die Brust pochen sah, daß sie hoch emporbebte.

»Du mußt krank sein, Wolfgang«, rief Anton mitleidig aus, »so wütend hämmert keines gesunden Menschen Pulsschlag.«

»Den Teufel, mag ich nicht krank sein? Freilich bin ich krank. Ich komme aus dem Fieber gar nicht heraus. Aber wenn ich einen tüchtigen Schluck Kornbranntwein hinuntergießen kann, wird mir gleich wieder besser; dann bin ich stark wie der Gesündeste und nehm' es mit jedem auf. Jetzt sollten die verfluchten Pastorjungen nur über mich herfallen, ich wollte sie zusammenhauen samt ihren Ziegenhainern!«

»Hast du Schnaps getrunken?« fragte Anton errötend; »heute, zum Sonntag?«

»Freilich, hab' ich, sonst wär' ich nicht so rüstig, und meine Augen täten nicht so brennen. Ein fremder Herr, der während der Kirche mit einer Kutsche in euer Dorf einfuhr, Postpferde vor den Wagen gespannt, hat mir einen Groschen zugeworfen. ›Nicht mehr?‹ schrie ich, nachdem ich die Münze aufgelesen, steckte dem geizigen Kerl die Zunge heraus, schickte ihm ein paar herzhafte Schimpfwörter auf den Weg nach und bin saufen gegangen.«

»Aber Wolfgang«, flüsterte Anton, »da bist du ja wirklich ein schlechter Mensch.«

»Das will ich ja sein«, rief jener trotzig. »Und wenn ich nur nicht immer krank wäre und nicht immer das ewige Fieber hätte, da wollt' ich schon noch viel schlechter sein! Soll ich etwa auch nicht? Weshalb sollt' ich's mit den Menschen gut meinen? Sind sie gut gegen mich? Von meiner Mutter hab' ich nichts als Fußtritte gehabt; meine Nahrung mußt' ich mir selbst zusammenbetteln oder stehlen; und dann nahm sie mir fort, was mir gehörte. Der Vater trieb sich mit Dirnen herum; sobald ich ihn um etwas bat, schlug er nach mir, gleichviel ob mit der Faust oder mit einem Stück Holz. Als sie ihn drüben aufgehenkt hatten, weil er einen Landjuden totgestochen und beraubt, bin ich von Tür zu Tür gekrochen und hab' gebeten, sie möchten mich aufnehmen, mir Brot geben; ich wollte für sie arbeiten. Zuerst, wenn sie mich neugierig betrachtet, zischelten sie untereinander: das ist ein schöner Junge! Wenn sie mich aber nach meiner Herkunft fragten, und ich sagte ihnen die Wahrheit, da schrien sie auf: ›Was? den Sohn eines Mörders ins Haus nehmen? Geh' an den Galgen zu deinem Herrn Papa!‹ Und sie hetzten mich mit Hunden. Damals wollt' ich gut tun: die Menschen wollten's nicht haben. Jetzt will ich nicht.«

»Du wirst dich aber zugrunde richten mit deinem häßlichen Saufen, du wirst immer kränker werden und in den schönsten Jugendjahren sterben«, sagte Anton.

»Weiß ich's nicht?« antwortete der Wolfgang, »begehr' ich denn was anderes? Auf dem Miste werd' ich sterben, am Feldwege, im nassen Graben. Desto besser! Wer jung stirbt, braucht alt nicht zu hängen wie mein Alter. Hu – – ich seh' ihn noch baumeln! Halb war ich ohnmächtig vor Grauen, und halb war ich lustig vor Freude, daß er mich nicht mehr prügeln würde. Schrecklich war's doch, und ich möchte nicht hängen! Blieb ich aber am Leben, so käm' ich in jedem Falle an den Galgen oder aufs Rad; das spür' ich. Also wie gesagt: besser, ich sterbe auf meine eigene Hand und durch mich allein. Das hab' ich dir jetzt gesagt, Anton: ich hab' dir gesagt, daß du der einzige bist, den ich nicht hasse, gegen den ich keine Wut fühle. Nun mußt du mir dafür versprechen, daß du mir die Augen zudrücken willst, wenn's aus mit mir wird. Willst du?«

»Tust du doch«, sprach Anton gerührt, »als wüßtest du im voraus, wann dein Stündlein schlagen soll?«

»Beinah' weiß ich's auch. Und ich werde dich rufen, wenn es Zeit ist.«

»Mich rufen? Wenn du im Sterben lägest? Wie wolltest du das anfangen?«

»Das laß meine Sorge sein. Ich bin ein halber Zigeuner; kann ein bissel hexen. Du wirst gerufen werden – und damit gut. Jetzt leb' wohl. Ich geh' allein aus dem Walde, damit dich niemand mit mir reden sieht. Will dir die Schande nicht antun. Auf dem Schlosse möchten sie dir den Umgang mit mir übel anrechnen. Leb' wohl – bis zum Tode!«

Ehe noch Anton ein Wort der Entgegnung gefunden auf diesen gewaltsamen Abschied, war Wolfgang schon im dichten Gebüsch verschwunden. Unser junger Freund blieb sich und seinem Nachdenken überlassen. Er verglich sein Schicksal mit dem des unseligen Landstreichers und mußte zugeben, daß es, gegen jenes gehalten, ein beneidenswertes sei. Doch dann verglich er ihre Väter: »Wolfgangs Vater war ein roher, rauher Kerl, das ist richtig«, sagte er zu sich selbst. »Doch wird er es auch wohl von Kindheit auf nicht anders gesehen haben und gelernt, so wenig als sein armer Sohn. Folglich darf man von ihm nichts Besonderes verlangen. Mein Vater jedoch ist vornehmer Leute Kind und reich und ein gebildeter junger Herr gewesen und hat meine Mutter dennoch betrogen, im Stiche gelassen, in Tod und Verderben gestürzt. Wer ist nun schlechter? Der gemeine Herumtreiber, der den Sohn mißhandelt, wenn dieser ihm ungelegen kommt, oder mein eigener Vater, der niemals nach seinem Sohne fragt, so daß dieser sich nicht einmal rühmen darf, auch nur einen Schlag von der väterlichen Hand empfangen zu haben?«

Der Vergleich fiel nicht zu Graf Guidos Gunsten aus. Ja, wir wollen es eingestehen, Anton verirrte sich, von liebendem Bedauern für seine Mutter und von inniger Dankbarkeit für die Großmutter angetrieben, so weit in rachsüchtigem Grolle gegen den, der ihm das Dasein gegeben, daß er ihn im Geiste an den nächsten hohen Baum aufknüpfte und eine Minute hindurch mit schauerlichem Behagen den passendsten Platz für seinen armen Sünder aufsuchte. Doch hielt diese Verwilderung eines ursprünglich zarten Gemütes nicht lange an. »Weh' über mich«, rief er aus, »was sind das für schändliche Bilder? Wer weiß, wie oft der junge Mann doch an mich gedacht hat? Vielleicht konnte er damals nicht anders, in der Klemme zwischen Liebe und kindlichem Gehorsam? Und später hat er mich vergessen. Das ist natürlich. Er hält mich für tot, wie meine Mutter. Gewiß hat sie ihm sterbend verziehen. Ich will es lebend. Ich will ihm verzeihen – und tot sein für ihn. Nein, er soll nicht dort oben hängen an dem schönen, alten Baum!«

Während Anton diese versöhnenden Worte dem Walde kundgab, erblickte er auf einem Aste der mächtigen Eiche, dicht an einer spaltigen Öffnung des Stammes, mehrere wilde Turteltauben, die da drinnen nisteten. Es schienen die Eltern und ein paar Junge zu sein. Eins der letzteren war offenbar der Liebling der Alten, denn es empfing volle Nahrung von beiden, während das andere, sobald es sich nähern wollte, unsanft zurückgestoßen wurde und sogar Bisse von den Schnäbeln ihres Vaters und ihrer Mutter erhielt. Einer dieser Stöße war zu stark für das kleine Tier; es wankte, verlor den Halt, und noch nicht völlig flügge, fiel es – ohne sich Schaden zu tun – halb schwebend vor Antons Füße.

Der Eindruck, den das einfache Ereignis auf unseren Helden hervorbrachte, ist nicht zu beschreiben. Er gab sich ihm kindlich hin. Sorgsam ergriff er die kleine Ausgestoßene, bedeckte sie mit Küssen und Tränen, verhieß ihr freundliche Pflege. Seine Liebkosungen taten ihr wohl; sie ruhte friedlich in seinen Händen.

Mittlerweile wurden die ungerechten Eltern doch besorgt um ihr verlorenes Kind, stießen allerlei rufende Töne aus und schwangen sich dem Platze, wo Anton lag, immer näher. Er aber, schnell emporspringend, verscheuchte sie. »Nicht mehr euer Kind!« rief er laut, daß es im Walde nachhallte. »Sie ist mein! Ich erziehe sie!«

Mit diesem heroischen Ausruf erhob er sich, um den Wald zu verlassen und zu seiner Großmutter heimzukehren.


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