Autorenseite

 << zurück weiter >> 

Anzeige. Gutenberg Edition 16. Alle Werke aus dem Projekt Gutenberg-DE. Mit zusätzlichen E-Books. Eine einmalige Bibliothek. +++ Information und Bestellung in unserem Shop +++

43. Kapitel

Karla beleidigt mich – Ich entdecke den Schatzsucher und decke ihn – Das Bild verschwindet, und Hanne wird Torhüter

 

Vielleicht kam ich wegen dieses kleinen Zankes nie dazu, Karla zu einem zweiten gemeinsamen Besuch vor Onkel Eduards Bild aufzufordern. Vielleicht störte mich auch der Gedanke, sie könnte, vor dem Bilde sitzend, unsere Gesichter auf Ähnlichkeit vergleichen. Auch hier brachte es der Onkel noch im Grabe fertig, uns Eheleute ein bißchen auseinanderzubringen.

Also machte ich meine Besuche vor dem Bild weiter allein, und Karla machte sie wohl auch allein. Wir sprachen uns darüber nicht aus. Nur einmal sahen wir einander über den Tisch fort groß an; das war, als uns Herr Kalübbe meldete, in die Kapelle, wo der Onkel Eduard lag, sei eingebrochen worden ...

Ich höre schon eine ewige Zeit das Gequatsche, der Onkel Eduard spukt dort! schimpfte der Administrator. Ich habe nichts darauf gegeben. In manchen Köpfen geht eben nie die Sonne auf. Aber daß sie nun einzubrechen anfangen! Es ist nicht das geringste zu holen! Nackter Stein, nichts wie nackter Stein. Und geschuftet müssen sie haben, die Brüder! Die ganzen Granitquadern unter dem Sarg aufgehoben! Als hätten sie was in der Erde gesucht –

Hier also trafen sich Karlas und meine Blicke. In der Erde gesucht auf die der Finger wies! Es mußte noch mehr Leute geben, die mit uns nach des Rätsels Lösung suchten und die sich von dieses Rätsels Lösung etwas versprachen!

Es soll mit dem Bild zusammenhängen, schalt Herr Kalübbe weiter, das damals der versoffene alte Kunst-Anstreicher von Ihrem Onkel gemalt hat! Früher hing es im kleinen Speisezimmer, jetzt habe ich es lange nicht mehr gesehen. Wissen Sie etwas davon, Herr Schreyvogel?

Das Bild hängt oben im Turmzimmer, sagte ich zögernd. Wenn Sie es sich ansehen wollen, Herr Kalübbe?

Tausend Dank. Nein, wirklich, ich danke herzlich. Ich habe Ihren Herrn Onkel in seinem Leben ein paarmal zu oft gesehen, um ihn jetzt noch im Bilde bewundern zu wollen. Nein, ich meinte, ob Sie irgend etwas von den Zusammenhängen zwischen Bild und Grabschändung wüßten?

Keine Ahnung! protestierte ich, sah aber Karla nicht an.

Na ja, es ist schließlich auch egal, wie es in solchen Klotzköpfen funkt! Ich habe die Polizei benachrichtigt, und die hat nächtlich ein Auge auf die Kapelle. Ich selbst werde auch hinsehen, sooft ich gerade vorbeikomme ...

Damit war für Herrn Kalübbe der Fall erledigt. Aber nicht für uns. Einmal hielt Karla mich, ich war gerade auf dem Sprung, mit Böök fortzufahren, an und fragte: Bist du in den letzten Tagen – dort gewesen?

Und sie deutete mit dem Kopf nach dem Turm.

Doch, ja, gab ich verlegen zu.

Und ist dir nichts aufgefallen?

Aufgefallen? Mir? Was denn?

Es hantiert jemand herum an dem Bild. Doch, Maxe, jemand gibt sich Mühe, mit irgend etwas die dunkle Farbe im Hintergrund aufzuhellen. Doch ja. Sieh es dir einmal genau an. Atjüs, Maxe.

Böök fuhr los mit mir. Ich wäre am liebsten sofort ins Turmzimmer zum Bild gestürzt. Während des ganzen Weges zur Stadt, während meiner Besorgungen dort grübelte ich darüber nach: jemand ging jetzt dem Bilde zu Leibe, nachdem er erfolglos die Gruft durchsucht hatte. Es war ein Jemand im Schloß, der es mit dem weisenden Zeigefinger so ernst nahm, daß er dabei Stellung und Gefängnis riskierte.

Ich ging immer wieder alle mir so bekannten Gesichter durch, von Herrn Strabow an bis zum kleinsten Aufwaschmädchen, ich fand keinen darunter, dem so etwas zuzutrauen war. Ich war fest entschlossen, diesem geheimnisvollen Schatzsucher auf den Leib zu rücken. Verdammter Onkel – mit seiner Possenspielerei –!

Während ich über all diese Dinge immer hartnäckiger und immer wütender grübelte – wütend im Grunde nicht so sehr auf den geheimnisvollen Grabschänder als auf den bösen Onkel Eduard –, kam mir dies alles doch wieder ganz lächerlich und unmöglich vor. Wir waren ja nunmehr in das zwanzigste Jahrhundert eingetreten, waren erleuchtet und aufgeklärt, und wie im finstersten Mittelalter sollte ich mich mit Aberglauben und Gespenstern herumschlagen!

Karl! sagte ich bei meiner Rückkunft, und war noch nicht wieder bei dem Bild gewesen. Was ist los mit dem Bild? Stimmt es, daß da jemand dran rumwischt?

Strabow nickte, zwar widerstrebend. Es stimmt, Herr Schreyvogel. Es ist ganz deutlich zu sehen. Alle Tage wird es heller.

Kommen Sie, Karl! rief ich. Sehen wir's uns zusammen an! Haben Sie eine Ahnung –?

Ich rannte ihm voraus, als brennte es. Eigentlich weiß ich nicht, warum ich Strabow mitnahm. Hatte er wirklich eine Ahnung von dem Täter, war er der letzte, mir seinen Namen zu nennen.

Sieht man denn jetzt mehr? fragte ich keuchend. Ist irgend was zu erkennen, Karl? Mensch, reden Sie doch!

Ich bitte um Verzeihung, Herr Schreyvogel, ächzte laufend der Unübertreffliche. Ich bin Laufen nicht gewohnt ... Es nimmt mir den Atem!

Sieht man was –?

Er antwortete nicht, er lag im Rennen drei Zimmertüren hinter mir. Aber ich sah etwas: halb enthüllt stand der Onkel auf dem Tisch, vor ihm lagen und standen ein Fläschchen, ein Läppchen, ein Pinselchen ... Und eine große graue Hand zog die Schranktür von innen zu ...

Ich starrte den Schrank an. Dunkelbraun stand er da, von mächtigen Ausmaßen und strengen Linien, aber drinnen steckte der geheimnisvolle Schatzgräber, der Grabschänder – und ich hatte ihn in der Falle!

Karl, sagte ich und dämpfte meine Stimme unwillkürlich zu einem geheimnisvollen Flüstern. Sehen Sie das! Ich zeigte auf Pinsel, Flasche, Lappen. Er war gerade wieder dabei! Und jetzt haben wir ihn in der Falle!

Strabow sah mich verwirrt an. Sein Blick irrte durch das Turmzimmer, blieb auf den Fenstern haften – sie waren aber geschlossen –, richtete sich zögernd auf den Schrank ...

Ich nickte. Ja, sagte ich. Da drinnen sitzt er, und jetzt – ich drehte den Schlüssel im Schloß – haben wir ihn fest.

Ich steckte den Schlüssel in die Tasche und erhob meine Stimme: Bis die Polizei kommt und ihn holt!

Aus dem Schrank schien ein hohler Seufzer zu dringen, erstarb. Alles war still.

Das Gesicht des Würdevollen, des Backenbärtigen drückte die äußerste Verwirrung aus. Aber Strabow suchte sich zu fassen. Haben Sie ihn – ich bitte Herrn Schreyvogel um Verzeihung, ich bin natürlich nicht berechtigt, Fragen zu stellen –, aber haben Herr Schreyvogel ihn scheuer Blick zum Schrank – gesehen?

Nein, ich habe ihn nicht gesehen, Karl, antwortete ich. Ich sah nur die Hand, die an der Schranktür zog.

Ein Seufzer der Erleichterung bewegte Strabow. Er sagte: Wenn Herr Schreyvogel die Polizei zu benachrichtigen wünschen, ich bin gerne bereit, hier Wache zu halten.

Ich prüfte unterdes das Bild. Nein, es ist wirklich nichts mehr zu sehen, stellte ich fest. Jetzt ist schon die Leinwand zum Vorschein gekommen. Und gut ein Drittel des Fingers von Onkel Eduard hat er auch fortgewischt. Der Schurke! Ich erhob meine Stimme lauter. Du Schurke! rief ich gegen den Schrank.

Die Polizei müßte benachrichtigt werden, wiederholte Strabow ängstlich. Ich würde gerne Wache halten.

Nein, wiederholte ich, den Täter habe ich nicht gesehen, aber seine Hand. Und ich habe, glaube ich, diese Hand erkannt. Es ist eine Hand, Karl, vor der mich schon der Onkel gewarnt hat. Sie öffnet sich gar zu gerne – für den Empfang von Trinkgeldern, sprich: kleinen Bestechungen!

Strabows Augen lagen aufmerksam auf meinem Gesicht, er bewegte die Lippen. Im übrigen sah er ziemlich fahl aus.

Sie wollen hier Wache halten, Karl? fragte ich. Ich werde es tun. Ich fürchte, es findet sich sonst ein zweiter Schlüssel, zum Beispiel in Ihrer Tasche. Gehen Sie, und rufen Sie die Polizei an.

Strabow bewegte wieder die Lippen, aber sagte nichts. Auch ging er nicht.

Nun, was ist noch, Karl? fragte ich. Oder soll ich erst den Schrank öffnen und dann die Polizei rufen?

Einen Augenblick zögerte er, dann sagte er: Ich bitte darum, Herr Schreyvogel.

Auch ich zögerte. Aber dann tat ich, worum er mich gebeten hatte: ich schloß den Schrank auf.

In ihm sahen wir den fetten Torhüter Kleibacke, aber nur seine Gestalt, nicht sein Gesicht. Er hielt es verborgen hinter dem Arm, er machte auch keine Anstalten, sein hölzernes Gehäuse zu verlassen ...

Mein Blick wanderte zwischen dem Erwischten und meinem ersten Diener hin und her, diesem Muster an Untadeligkeit, das durch und durch verdorben war. Ich war überrascht, wie niedrig böse jetzt dies höfliche Gesicht aussah, und ich schrak fast zusammen, als er zu reden anfing, so gemein klang plötzlich die gesalbte Stimme.

Komm doch raus, Erwin! sagte er ungeduldig. Stell dich bloß nicht an! Ich habe dich immer gewarnt, er wird dir noch drauf kommen. Und nun hast du dich also erwischen lassen! Mach los, Erwin!

Der dicke Kleibacke blinzelte hinter dem Arm nach mir. Er sah wohl, daß ich nicht zornig war. Es war mir ganz unmöglich, zornig zu sein, es kam mir alles so dumm und kindisch vor!

Kleibacke trat aus dem Schrank, er schnüffelte mit seiner dicken Nase, er sagte vorwurfsvoll: Ja, jetzt schimpfste, Karl, jetzt, wo's schief gegangen ist! Und wer ist's gewesen, der immer wieder gesagt hat: der Finger hat was zu bedeuten? Ich freß einen Besen, der alte Geizkragen hat dem Herrn einen Streich gespielt und das Beste von der Erbschaft beiseitegebracht! Wer hat das immer wieder gesagt und mir keine Ruhe gelassen: wir müssen es finden, dann sind wir gemachte Leute –?!

Jawohl habe ich das gesagt, gab Strabow ohne Zögern zu. Und ich denke es heute noch. Der Finger hat was zu bedeuten, zehnmal habe ich gehört, wie der alte Herr dem Saufloch von Maler gesagt hat: Malen Sie mir bloß den Finger recht deutlich! Alles andere kann werden, wie es will, aber auf den Finger muß jeder sehen –! Und dabei hat der Alte so gegrinst wie immer, wenn er was besonders Schlechtes vorhatte.

Sie haben sich schon einmal in den Absichten vom Onkel getäuscht, sagte ich. Sie wissen doch, Karl, damals, als Sie sich mit meinem Vetter Friedrich Karl zusammentaten ...

Und diesmal bin ich wieder reingefallen – durch den Dummkopf, den Kleibacke! Immer falle ich durch die Dummheit von den anderen rein! Ich habe es nicht gewollt, daß er in der Grabkapelle sucht. Er hat mir kein Wort davon gesagt, gegen meinen Willen hat er es getan!

Und das Wischen am Bild?

Ein ganz klein bißchen sollte er wischen. Herr Schreyvogel, nur daß es ein bißchen heller wurde, daß man sehen konnte, ob etwas darunter steckt. Und der Trottel wischt die ganze Farbe bis auf die Leinwand und den halben Finger weg!

Er sah verächtlich auf Kleibacke.

Der versuchte sich zu besinnen, er rief kläglich: Ja, jetzt schimpfst du auf mich, aber wir sitzen beide drin, und wenn die Polizei mich holt, so gehst du auch mit, Karl!

Seien Sie doch ruhig, Mensch! rief ich, jetzt ernstlich zornig, denn es ist nicht angenehm zu erfahren, wie Menschen wirklich ausschauen können, mit denen wir alle Tage umgehen.

Strabow sah auch ein, daß es Zeit war, zu retten.

Halt das Maul, Erwin! rief er böse! Du redest bloß Dummheiten und machst alles schlimmer. – Herr Schreyvogel, sagte er dann, und plötzlich hatte seine Stimme all ihre alte würdevolle, geschmeidige Höflichkeit wieder. Was haben Sie davon, wenn Sie die Polizei rufen? Die ganze Gegend lacht über Sie und Ihren Onkel. Ich verspreche Ihnen, wir rühren nichts mehr an. Wir haben genug von Ihrem Onkel ...

Ich glaube, das geht nicht, mein lieber Herr Strabow, antwortete ich. Da ist die Sache mit der Friedhofskapelle – und ich glaube auch nicht, daß Sie sich ändern, Karl. Es ist jetzt schon das zweitemal, daß Sie sich gegen mich verbündet haben –

Ich bitte um Verzeihung, Herr Schreyvogel, sprach Herr Strabow würdig. Ich kann kein Unrecht darin sehen. Wenn der Onkel Ihnen zum Possen etwas von der Erbschaft beiseitegebracht hat und läßt es ausraten, und ich rate es, so habe ich doch nach dem Willen vom Onkel gehandelt und Ihnen keinen Schaden getan! Ist das nicht wahr, Herr Schreyvogel?

Wider meinen Willen sah ich den alten Schurken lächelnd an.

Aber vielleicht irren Sie sich doch, Karl, sagte ich. Vielleicht hat der Onkel mir das Rätsel aufgeben wollen?

Ihnen? Aber Herr Schreyvogel haben doch wahrhaftig schon genug – das hätte ja gar keinen Sinn, wenn der Onkel Ihnen noch was zulegen wollte! Nein, das Rätsel ist uns aufgegeben, und natürlich auch, daß wir Sie dadurch ärgern, so hat er es sich ausgedacht. Bestimmt!

Und Sie wollen das Rätsel nun doch nicht lösen, Karl?

Es bleibt ja gar nichts anderes übrig! Wo der Schafskopf alles verbockt hat! In die Kapelle einzubrechen, daß jetzt die Polizei und Herr Kalübbe die Nase hereinstecken!

Es wird sich nicht vertuschen lassen, sagte ich wieder, auch wenn ich es wollte. Der Kleibacke hat es zu schlimm gemacht.

Den Kleibacke schicken Sie weg, Herr Schreyvogel. Der muß natürlich noch heute ziehen. Stöhne nicht, du alter Dummkopf, fuhr er den Torhüter zornig an, du hast dir genug zusammengescharrt, und Herr Schreyvogel ist anständig, er gibt dir noch ein gutes Zeugnis und ein Vierteljahresgehalt –

Halt, halt, Karl! rief ich wider Willen lachend. Das geht nun doch nicht! Daß ich dem Kleibacke seine Gemeinheit noch bezahlen soll ...

Aber Herr Schreyvogel werden doch nicht kleinlich sein! sprach Strabow vorwurfsvoll. Bedenken Herr Schreyvogel doch, wieviel Ärger Sie sich mit den paar Mark sparen. Kommt es zu einer Gerichtsverhandlung, so packt der Kleibacke doch aus – allen Klatsch von der Welt! Jede Besoffenheit, jeden Streit, alles. Der Kleibacke ist doch kein Gentleman, der ist doch bösartig wie ein Affe, wenn er merkt, es geht ihm an den Kragen ...

Was soll ich noch viel von unserem Hin- und Hergerede erzählen: sie schlugen mich breit. Ich tat ihnen den Willen, ich paktierte mit den Schuften, aber vielleicht tat ich mir dabei am meisten meinen eigenen Willen. Ich lebte damals so in der Verwirrung, daß es sich nicht mehr für mich lohnte, um der Ordnung und Sauberkeit willen Anstrengungen zu machen. Ich log mir vor, es sei unrecht, diese kleinen Lumpen wegen ihres dummen Aberglaubens ins Gefängnis zu bringen. Ich ließ alles treiben.

Der Kleibacke zog, und der Strabow blieb. Schließlich störte er mich nicht. Er paßte in dieses Schloß, das nie mein Heim war und es nie werden würde, und er paßte zu mir, der ich nicht mehr ich selbst war. Ich machte die Augen zu, vor ihm und vor mir!

Ich mußte sie ein wenig öffnen, als ich Karla von der Sache erzählte. Sie sah mich an, lange, nachdenklich. Ich erwartete heftige Vorwürfe, aber sie seufzte nur ein wenig. Schließlich sagte sie bloß leise: Vielleicht ist es wirklich am besten so – für dich.

Sie schwieg, und ich scheute mich zu fragen, wie sie das meinte. Es klang nicht nach Lob, es klang nicht einmal nach Einverständnis.

Dann fragte sie: Und das Bild?

Das steht noch oben, antwortete ich.

Aber ich irrte mich. Als ich mich ein paar Tage später entschloß, wieder einmal danach zu sehen, war das Bild verschwunden. Keiner wollte es gesehen, keiner es fortgenommen haben.

Ein paar Stunden wütete ich; es war nahe daran, daß ich nun doch noch die Polizei rief und Herrn Strabow und Genossen anzeigte. Aber dann ließ ich es laufen. Ich war da schon mitten in meinem Satanabenteuer und nur noch wie ein fremder Gast in Gaugarten. Es war eigentlich recht gut, daß dieses Bild verschwunden war, so hatte man seine Ruhe vor dem Onkel. Mochte es in Kleibackes Umzugsgut bleiben (wie ich annahm).

In das verwaiste Torhäuschen zog Kalübbes Hanne ein – als Zeichen gewissermaßen, daß der neue Besitzer Gaugartens nicht gesonnen war, auch nur den äußeren Schein von Wohlanständigkeit aufrechtzuerhalten. Manchmal, wenn ich durch das Tor fuhr, und sie stand da, etwas verlegen lächelnd, aber doch freundlich, und die Hände über dem immer stärkeren Leib gefaltet, dachte ich: Dies ist unmöglich! Ich muß wirklich sofort ein Inserat nach einem Torhüter aufgeben!

Aber immer schneller kam der Gedanke: Es ist ja gleich. Es kommt nicht darauf an. Die Leute reden doch. Ich werde ihr einen weiten Mantel kaufen, daß man den Leib nicht so sieht.

Aber es kam nicht einmal zum Mantelkauf.

*

 


 << zurück weiter >>