Walther von der Vogelweide
Gedichte
Walther von der Vogelweide

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Fluch und Segen

L. 11. Hêr bâbest, ich mac wol genesen

   Herr Papst, was tut dein Bannstrahl mir?
Ich bin doch nur gehorsam dir!
Denn hörten wir dich nicht der Welt gebieten:
   »Gehorsam euerm Kaiser seid!«
Hat ihn dein Segen nicht geweiht,
Daß wir ihn Herr genannt und vor ihm knieten?
   Gedenkt auch euers Spruches:
»Gesegnet, wer dich segne, sei,
Doch wer dir fluchet, der erfahre
An sich die ganze Wucht des Fluches.«
Bei Gott, bedenket, ob dabei
Sich auch der ganzen Klerisei
Ansehn und Ehre wohl bewahre!

Die Sprüche vom Fluch und Segen bis Aar und Leu beziehen sich alle auf Otto IV. Nach Philipps Ermordung war Otto am 11. Nov. 1208 zu Frankfurt einstimmig zum König gewählt worden. Auch Walther wandte sich dem nun rechtmäßigen Herrscher zu. – Das bisherige Einvernehmen zwischen Kaiser und Papst löste sich aber bald, und als Otto im November 1210 in Apulien einfiel, traf ihn der Bannblitz.


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