Walther von der Vogelweide
Gedichte
Walther von der Vogelweide

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An die Neugierigen

L. 63. Sî frâgent unde frâgent aber al ze vil

    Sie fragen hin und her, ihr Fragen endet nie,
Nach meinem Lieb und wer sie sei?
   Des bin ich müde längst – wohlan: ich nenne sie,
So endet doch die Quälerei!
   Ungnad und Gnade heißt der Herrin Doppelnam,
   Doch beide Namen sind einander wenig gleich:
Macht jener arm, macht dieser reich;
Wer mir da nimmt den reichen,
Den armen habe der mit Scham!

   Das unverschämte Volk – ließ es mich doch in Ruh!
So hätt ich weder Haß noch Neid.
   Nun laß ich sie allein, wies guter Zucht kommt zu,
Und ihnen bleibe Schmach und Streit.
   Denn seht! so wars bestellt, als Sitte noch befahl:
   Es wehrten hundert einem unbescheidnen Mann,
Bis daß er besser sich besann
Und sich besinnen mußte –
So groß war der Verständgen Zahl.

Es war bei den Minnesängern ein Gebot der Sitte, den Namen der Geliebten zu verschweigen; vgl. Seite 49, wo er am Schluß ebenfalls die Zudringlichkeit und Neugier scherzhaft abfertigt.


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