Walther von der Vogelweide
Gedichte
Walther von der Vogelweide

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Undankbarkeit

L. 100. Ich gesprach nie wol von guoten wiben

   Wenn ich guter Frauen Ruhm gesungen,
Ward ich traurig, ward ich froh:
Hab durch Herzenskummer mich gerungen
Minniglicher nie als so!
   Wohl mir aber, daß so gut
   Ihnen dienen kann mein Singen –
   O, wie mir so wohl das tut.

    Wollte mirs ein selig Weib verweigern,
Trauern würd ich keinen Tag;
Der ich dien, die will mein Glück nicht steigern,
Wie ich sie auch loben mag.
   Ja, es macht sie freudenvoll,
   Aber stets vergißt sie meiner.
   Wo sie mir doch danken soll.

    Danken fremde Fraun mir überschwenglich,
(Möchten sie glückselig sein!)
Freut michs nicht! Denn bleibt sie unempfänglich,
Gilt mirs nur ein »Dänkelein«.
   Sei ihr Wille, wie er sei!
   Gut ist meiner – aber leider
   Das Vollbringen fehlt dabei!


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