Walther von der Vogelweide
Gedichte
Walther von der Vogelweide

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Der Kirchgang zu Magdeburg

L. 19. Ez gienc, eins tages als unser hêrre wart geborn

    Zu Magdeburg am Tag,   da Jesus Christ geboren
Von einer Magd, die er   zur Mutter sich erkoren.
Ging König Philipp schön und tadelsohne:
Da gingen König, Kaisers Bruder, Kaisers Kind
   In einem Kleid, ob auch   der Namen dreie sind.
Er trug des Reiches Zepter und die Krone.
Gemessnen Schritts ging er dahin,
   Ihm folgte demutsvoll   die hohe Königin,
Dornlose Rose, Taube sonder Gallen.
Solch einen Kirchgang sah man nirgendwo,
Es dienten dort die Sachsen,   die Thüringer ihm so,
Daß es den Weisen mußte wohlgefallen.

Es war am Christtag 1199; König wird Philipp genannt, well er noch nicht in Rom gesalbt war, Kaisers Bruder als Bruder Heinrichs IV., Kaisers Kind als Sohn Barbarossas, Friedrichs I. Irene, des byzantinischen Kaisers Isaak Angelus Tochter, seit dem 25. Mai 1197 Philipps Gemahlin, erhielt in Deutschland den Namen Maria, daher belegt sie Walther hier mit Namen, wie sie sonst nur der Jungfrau Maria zukommen. Herzog Bernhard trug das Reichsschwert dem König voran, und in seinem Gefolge befand sich Hermann von Thüringen, der von Otto abgefallen war und seit dem 15. August 1199 auf Philipps Seite stand.


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