Walther von der Vogelweide
Gedichte
Walther von der Vogelweide

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Vier Worte

L. 63. Die verzagten aller guoten dinge

    Die verzagt sind aller guten Dinge,
Halten mich für ebenso verzagt:
Doch ich hoff, daß sie noch Trost mir bringe,
Der ich meinen Herzensgram geklagt.
   Weigert sie mir Liebes nicht,
Acht ich wenig, was ein Böser spricht.

    Neid zwar will ich immer gern erleiden;
Dazu, Herrin, helf mir deine Huld,
Daß sie mich mit vollem Recht beneiden,
Und mein Glück an ihrem Gram ist schuld.
   Schaffe, daß ich froh besteh,
Mir ist wohl dann, ihnen weh!

    Frau und Freundin möcht ich allzugerne,
Herrin, sehn in dir in einem Kleid.
Ob mir dann die Freude nicht mehr ferne,
Die mein Herz erhofft seit langer Zeit?
   Freundin ist ein süßes Wort,
Aber Frau bringt Ehre fort und fort.

    Herrin, Freudenjubel ließ ich schallen,
Gönntest du die beiden Worte mir,
Laß von mir auch zweie dir gefallen,
Die vielleicht kein Kaiser gäbe dir:
   Freund und Diener sei ich dir,
Und du werde Frau und Freundin mir!


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