Walther von der Vogelweide
Gedichte
Walther von der Vogelweide

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Abzählspiel

L. 65. In einen zwîvellîchen wân

    Ich war in zweifelvollem Wahn
Recht tief befangen und gedachte,
   Du bleibst ihr nicht mehr untertan,
Als mich ein Trost ihr wiederbrachte.
   Doch nein! Trost kanns nicht heißen – sei es drum!
Und ists auch nur ein Tröstlein schwach und klein,
So klein – wenn ich euchs melde – lacht ihr mein –
   Doch freut sich niemand, der nicht weiß warum?

    Ein kleines Hälmchen macht mich froh,
Es sagt: es soll mir Gunst geschehen.
   Ich zähl die Knoten an dem Stroh,
Wie ichs bei Kindern oft gesehen.
    Nun hört und zählet mit, ob sie es tu?
Sie tuts – tuts nicht – sie tuts – tuts nicht – sie tuts!
Wie oft ich zähl, stets kommt heraus was Guts –
   Mein Trost ists; Glaube nur gehört dazu!

    Wie lieb sie mir von Herzen sei,
So möcht ich dennoch dies erleiden:
   Auch andern steht der Zutritt frei –
Ich darf sein Werben keinem neiden.
   Jedoch soweit ich sehn kann, glaub ich nicht,
Daß einer mir sie wankend machen kann,
Ich wünscht, – hört sie noch lang die Gecken an –
   Daß sie betrög bald ihre Zuversicht.


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