Autorenseite

 << zurück weiter >> 

Anzeige. Gutenberg Edition 16. Alle Werke aus dem Projekt Gutenberg-DE. Mit zusätzlichen E-Books. Eine einmalige Bibliothek. +++ Information und Bestellung in unserem Shop +++

VIERTES KAPITEL.

EIN GESPRÄCH ZWISCHENGESCHWISTERN.

Mattes Abendroth flimmerte noch über dem Gebirgssaume, als die unermüdliche Kathrine den Hof des Forsthauses wieder betrat. Zwei junge Dachshunde saßen auf dem Fensterbret der Hausflur und begrüßten winselnd die Gebieterin. Diese erkannte an der Unruhe der Hunde, daß schon vor ihr jemand Einlaß begehrt haben mußte, und sie vermuthete aus verschiedenen Gründen, es möge dies ihr Bruder Andreas gewesen sein. Ihre Vermuthung ward zur Gewißheit, als sie den Schlüssel ins Schloß stoßen wollte. Sie gewahrte nämlich ein zusammengerolltes Stück Papier in der Oeffnung, das die mit Bleistift geschriebenen wenigen Worte enthielt:

»Um nicht wie ein Vagabund im Hofe herumlauern zu müssen, bin ich nach Kaltenstein gegangen. Ich kehre zurück, wenn ich mich leiblich gut werde gepflegt haben. Andreas.«

»Prasser!« sagte Kathrine, den Zettel zerreißend. »Mannsvolk bleibt doch ewig undankbar, mag man sorgen wie man will und sich aufopfern, so weit die Kräfte reichen. Ist der Tisch nicht zur fest gesetzten Stunde gedeckt, murrt und knurrt es wie die Hunde.«

Aergerlich stieß sie den Schlüssel ins Schloß und öffnete. Die Dachshunde umsprangen sie wedelnd und leckten ihr die Hände, bis sie die schmeichelnden Thiere mit barschen Worten verscheuchte.

Auf dem Küchenherde glimmten noch ein paar Kohlen unter der Asche. Kathrine entzündete Licht, fachte das Feuer an, und traf Anstalten zur Bereitung eines guten Abendbrotes. Bei dieser Beschäftigung wurden die häßlichen Züge ihres Gesichts freundlicher. Ein Lächeln setzte sich fest in denselben und verrieth, daß ein erheiternder Gedanke sie beherrsche.

»Ich muß doch Bedacht darauf nehmen, mir Andreas gut und geneigt zu erhalten,« sprach sie. »Stimmt er mir bei, so muß zuletzt der rechtskluge Herr Stiftssyndikus wohl nachgeben oder darf seine Pfeife doch weniger gellend blasen ... Narrenspossen! Was verstehen die Männer und, nun vollends so ein alter Junggeselle von Mädchenerziehung! Ich bin es der Nichte schuldig, daß ich mich nach so vielen Verirrungen ihrer annehme, aber Gott weiß es, die Liebe hat wenig damit zu schaffen!«

Kathrinens Züge verfinsterten sich wieder, und je länger der Gegenstand ihres Nachdenkens sie beschäftigte, desto eiserner ward die Härte, die sich auf ihrem Gesichte ausprägte.

Wohl eine Stunde verging, ohne daß die stets thätige Schwester des Försters in ihrer Arbeit gestört ward. Später kam erst das Hausmädchen, sodann der Jägerbursche zurück. Kathrine belobte beide ihrer Pünktlichkeit wegen und trug ihnen selbst das inzwischen bereitete Abendessen auf. Persönlich genoß sie nur wenig, obwohl sich jetzt die Folgen der heftigen Anstrengung mehr und mehr bemerkbar machten.

So oft sich draußen etwas rührte, horchte Kathrine auf, da sie immer glaubte, es müsse Andreas sein. Es kam jedoch die elfte Stunde heran, und noch immer kehrte der Bruder der still Harrenden vom Schlosse nicht zurück. Endlich vernahm sie die ihr wohlbekannten Schritte desselben. An dem festen Auftreten hörte sie, daß er sich nicht übernommen haben könne, und um ihm zu beweisen, wie aufmerksam sie sei, eilte sie rasch nach der Hausthür und öffnete diese, noch ehe Andreas durch Anschlagen des Klopfers seine Ankunft meldete.

»Guten Abend, lieber Bruder,« sprach Kathrine sanft, »du wirst tüchtig ausgehungert sein. Ich habe dir eins von deinen Leibgerichten bereitet.«

Andreas erwiderte den Gruß der Schwester kühl, indem er einen scharfen mistrauischen Blick aus seinen grauen Augen auf sie schoß. Dann sagte er trocken:

»Gegessen habe ich schon längst. Das wußtest du auch, hättest dir also die Mühe, für mich etwas Besonderes zu kochen, ersparen können.«

»Bist böse?« versetzte Kathrine, dem Bruder das grau werdende Haar aus der Stirn streichend. »Ich ging um dich aus.«

»Ich verlange nicht, daß du mir Rechenschaft ablegst,« entgegnete Andreas, indem er sich auf die Bank neben dem Küchentische niederließ. »Gib mir ein Glas frisches Wasser! Mich dürstet!«

Die Schwester reichte dem Bruder bereitwillig das Verlangte.

»Wie geht’s auf Kaltenstein?« fragte sie zögernd, während Andreas langsam das kalte Quellwasser schlürfte. »Ist der alte Baron wieder zurückgekommen?«

Der Förster stellte das halbgeleerte Glas auf den Tisch und sah sinnend in das noch flackernde Herdfeuer. Die Schwester machte sich ihm durch das Auflegen ihrer Hand auf seine Schulter bemerkbar.

»Der Salat ist ausgezeichnet, gelb wie Gold und zart wie Flaum,« sprach sie. »Wenn du ihn zu den Eiern probiren wolltest?«

»Leiste mir Gesellschaft!« sagte Andreas.

»Soll ich in deinem Zimmer aufdecken?«

»Ich bleibe lieber hier.«

Kathrine breitete eiligst ein ganz reines Tuch auf den Küchentisch, brachte Teller, Messer und Gabel, und trug dann die in Butter geschmorten Eier und eine bis zum Rande gefüllte Salatière auf.

»Ich habe einen weiten Spaziergang gemacht,« nahm sie, dem Bruder vorlegend, abermals das Wort. »Kannst du errathen, wen ich besucht habe?«

»Ich begehre es nicht zu wissen.«

»Du sollst es aber wissen! Beim Domdechanten war ich! ... Er hat mir nicht die Thür gewiesen, wie du letzthin meintest, sondern mich ganz ruhig angehört.«

»Dazu gehört viel Selbstüberwindung,« meinte Andreas, »denn wenn du erst recht in den Zug kommst, dauert es meistentheils etwas lange, ehe du dich ganz ausgesprochen hast. War er denn freundlich?«

»Wäre nur der Stiftssyndikus mir nicht in die Quere gekommen!«

»So, so! Also mit dem bist du zusammengetroffen? Sag’ ich’s doch! Es ist nichts zu machen; wir werden uns eben in die Verhältnisse schicken müssen. Der junge Baron stimmt mir vollkommen bei.«

»Hast du mit dem Sausewind gesprochen?«

»Er ist ein anderer geworden seit dem Abend, wo Vater und Sohn im vergangenen Winter hier unsere Gäste waren,« erwiderte der Förster. »Uebermorgen wird er den fremden Herrschaften entgegenreisen. Nach den erhaltenen Briefen ist er dazu genöthigt.«

Kathrine zeigte große Unruhe.«

»Das willst du dulden?« rief sie aus. »Wer gibt ihm das Recht, sich in deine Angelegenheiten zu mischen? Und schickt sich’s etwa, daß ein junger Fant, dem über Nacht eine Baronenkrone auf den Kopf fiel, obwohl er, ginge es in dieser Welt stets nach Verdienst und Würdigkeit, eigentlich die rothgezipfelte Mütze eines Pferdeknechts verdient hätte, einem noch jüngern Mädchen, das nur mit auf den Rücken gebundenen Händen das Vaterhaus wieder betreten sollte, entgegenreisen darf?«

»Du siehst die Sachen mit deinen Augen an, lieb Käthchen,« versetzte Andreas, »und wenn ich dich versichere, daß du in dieser speciellen Angelegenheit in einem Irrthume befangen bist, so solltest du mir gar nicht widersprechen. Ohne Adolar, wer weiß, ob wir heute noch wüßten, wo Hildegarde sich aufhielt!«

»Die Baronin würde schon gebeichtet haben.«

»Vielleicht, wahrscheinlich ist es nicht.«

»Noch nicht? Und doch heißt es, daß sie an einem gefährlichen Uebel leidet?«

»Das Uebel ist gewiß sehr schmerzhaft, auch gefährlich kann es sein, nur pflegen davon Befallene nicht schnell daran zu sterben. Die Baronin gehört aber durchaus weder zu den weichherzigen, noch zu den charakterschwachen Frauen. Ein Geheimniß, das sie nicht verrathen will, könnte sie wohl mit ins Grab nehmen.

Kathrine verhielt sich eine Zeit lang schweigend, dann sagte sie mit voller Ueberzeugung:

»Ich bestehe bei alledem auf meiner Forderung! Das eigensinnige Mädchen thut erst dir und mir Abbitte, und geht dann mit uns nach dem Dechanat, um sich dort noch ein drittes mal zu demüthigen. Das wird ihr den Willen brechen und sie schließlich gefügiger machen.«

»Das alles kann und wird höchst wahrscheinlich geschehen,« versetzte Andreas, »nur muß man die passende Zeit abwarten. Eingreifen will und kann ich nicht, ebenso wenig bist du dazu berechtigt. Wir haben uns vielmehr ganz und gar den Anordnungen der gräflichen Familie zu unterwerfen, bei welcher Hildegarde seit Monaten sich aufhielt, und die sich mit dem jungen Herrn von Kaltenstein in nähere Beziehungen gesetzt hat. Daß dieser Weg der Vermittelung besser ist, als wenn ich direct eingreife, leuchtet mir jetzt vollkommen ein. Ist doch das eigensinnige Kind bis zu dieser Stunde noch nicht zu bewegen gewesen, sich schriftlich an mich zu wenden.«

»Du bleibst in alle Ewigkeit ein schwacher, nachgiebiger Mensch, der allen Leuten selbst die schwersten Beleidigungen verzeiht, und ginge es dir dabei an Kopf und Kragen! Wär’ ich an deiner Stelle, ich wollte diese hochadelichen Strolche nach Noten cujoniren!«

»Um ein Jahr lang hinter Schloß und Riegel zu verleben und die schweren Kosten eines langweiligen ärgervollen Processes zu bezahlen? ... Sehr schön, lieb Käthchen! Daß du es gut meinst, weiß ich, aber Weiber denken, wenn sie sich gekränkt fühlen, immer zuletzt an das Wichtigste. Gesetze lassen sich nicht willkürlich machen, und das Recht mag oft zu beugen, ebenso oft auch zu umgehen sein, willkürlich zu brechen ist es nicht.«

Kathrine geberdete sich sehr ärgerlich. Sie gab sich große Mühe, den Bruder eines Bessern zu belehren, und legte namentlich viel Gewicht auf die Thatsache, daß die intriguante Baronin Hildegarde doch eigentlich ganz und gar auf dem Gewissen habe. Das verlange Strafe, und diese Strafe sie erdulden zu sehen, dahin eben gehe all ihr Dichten und Trachten.

»Die Strafe wird für Clotilde von Kaltenstein nicht ausbleiben,« sagte Andreas, »es scheint mir sogar, als könne sie mehr davon zu fühlen bekommen, als sie zu ertragen vermag.«

»Wenn sie nicht ins Zuchthaus kommt, bin ich nicht zufrieden!« rief die erbitterte Kathrine.

»Wäre dir’s Irrenhaus nicht noch lieber?«

Diese so kalt hingeworfene Frage des Bruders erschreckte Kathrine. Es gab nichts Entsetzlicheres für die alte Jungfrau als das Irrenhaus, und sie konnte seit längerer Zeit begreifen, daß es möglich sei, geistesirr zu werden. Sie hielt sich selbst zwar für kein ganz fehlerfreies Geschöpf, aber sie getraute es sich in allen Tugenden mit jedem andern, sogar mit den Besten aufzunehmen; denn ihr Thun war wohl überlegt und ruhte ihrer eigensten Ueberzeugung nach auf einem tiefsittlichen Grunde. Und dennoch quälten sie Phantasien und sogar Erscheinungen gaukelten vor ihrem Auge, die ihr schon oft das Blut erstarren gemacht hatten. Bedachte sie nun, was die intriguante Baronin im Vergleich mit ihr auf dem Gewissen haben möge, so entsetzte sie sich vor dieser geheim gehaltenen Sündenlast, und die Pforten des Irrenhauses öffneten sich schon vor ihrem Geiste, um die von Gott Gestrafte aufzunehmen.

»Nein! Nein!« rief sie erbleichend, beide Hände gegen den Bruder ausstreckend und sie krampfhaft bewegend, als wolle sie etwas Furchtbares von sich abschütteln. »Nein, nicht ins Irrenhaus! Lieber noch will ich, daß die abscheuliche Person unbestraft in die Grube fährt!«

Andreas reichte seiner Schwester die Hand.

»Ich weiß ja, daß du nichts Unrechtes willst,« sagte er, »siehe nun auch zu, daß du der unrechten Gedanken ebenfalls vollkommen Herr wirst. Glaube mir, Käthchen, auf Schloß Kaltenstein gibt es zur Zeit nicht einen einzigen Glücklichen! Selbst der junge Herr geht herum wie ein Verstörter, ich habe aber nicht erfahren können, was ihn neuerdings so tief erschüttert hat. Auf mein behutsames Anklopfen gab er mir immer nur ausweichende Antworten.«

»Der alte Baron wird ihn malträtiren,« meinte Kathrine. »Ihn reut sein übereilter Schritt.«

»Das kann es allein nicht sein,« erwiderte Andreas. »Ein guter Wirth war der Baron nie, die ganze Verwaltung der großen Herrschaft lag schon längst wieder im Argen, und daß er sich jetzt, wo er für sich selbst ganz ausgezeichnet gesorgt hat, nicht mehr um das Ganze bekümmern muß, ist ihm sicherlich sehr angenehm. Es sind Familienverhältnisse, scheint mir, die den jungen Herrn quälen. Der alte Herr, den sie alle vettern, und das luftige Ding von Tochter, die heute den Aschenbrödel, morgen den Reitknecht und übermorgen die Prinzessin spielt, sind unliebsame Gäste.«

»Mit einem Stück Geld wies ich diesen Unbequemen die Thür,« sagte Kathrine.

Der Förster nickte beifällig.

»Es soll geschehen, das ließ der junge Herr auch heute wieder durchblicken,« fuhr er fort, »so ganz leicht muß aber das Abfinden doch nicht sein.«

»Weil das Mühmchen ein Auge auf den jungen Herrn hat,« fiel die Schwester lebhaft ein. »Um das zu sehen und sich zurecht zu legen, braucht man nicht einmal lesen gelernt zu haben.«

»Meinst du?« sagte der Förster.

»Natürlich! Solche Landstreicher speculiren immer. Und häßlich ist die Krabbe nicht! Könnte ich hexen, ich würde ihr das glatte Gesicht durch einige recht widerwärtige Pusteln entstellen. Dann würdest du Wunder erleben und die lungernden Gäste schon innerhalb acht Tagen aus dem Schloßhofe abziehen sehen.«

Der Förster zuckte die Achseln.

»Ganz kann ich dir doch nicht beistimmen,« erwiderte er. »Zerline ist allerdings niedlich und ihr begüterter Vetter mag ihr nicht gleichgültig sein, Liebe zu dem Mädchen aber quält meinen Herrn nicht. Seine Bekümmerniß entsteigt einer andern Quelle.«

Der Ernst des Försters machte Kathrine doch zweifelhaft

»Hat er dir was anvertraut?« fragte sie ihn. »Um dich herum schwänzelt er seit einiger Zeit wie ein geschlagener Hund.«

»Was ihn drückt, weiß ich nicht,« erwiderte Andreas, »daß es aber mit seinen Familienverhältnissen zusammenhängt, läßt sich errathen. Er verheimlicht das sogar nicht. Auch die Abreise seines Vaters wurde dadurch bedingt.«

»Nach welcher Himmelsgegend ist der Alte denn geflogen?« sagte die Schwester. »Er war doch sonst die langen Jahre her nicht mehr aus seinem Baue zu bringen. Du bist ja vertraut mit ihm wie ein Milchbruder; ihr jagtet und – Gott vergeb’ es dir – zechtet manche Nacht zusammen; sollte denn in der Weinlaune dem Herrn Baron das Herz nicht einmal übergelaufen sein?«

»Ich fühle kein Bedürfniß, mich in anderer Geheimnisse einzuschleichen,« versetzte Andreas, »und der Baron war in manchen Punkten stets gegen mich wie gegen jedermann verschwiegen. Aus diesem Grunde konnte ich über den Zweck seiner Reise, mit dem sein Sohn vertraut zu sein scheint, nichts in Erfahrung bringen. Aller Wahrscheinlichkeit nach hat sie ihn südwärts geführt.«

»Er kam aus dem Süden, als er sich verheirathet hatte,« sprach Kathrine mit vielsagendem Blicke. »Der leidende Vetter und sein gelenkiges Kind sollen auch von dieser Richtung in den Schloßhof gekommen sein. Wer Zeit und Geduld hätte, auf diesem Wege weiter zu forschen, der machte vielleicht recht spaßhafte Entdeckungen.«

»Oder recht grauenvolle,« bemerkte der Förster aufseufzend. »Frohe Veranlassungen sind es gewiß nicht, die den Baron so eilig zur Abreise trieben. Es kamen viele Briefe, der letzte expreß, und die Baronin erfuhr nichts von dem Vorhaben des Barons, bis Kaltenstein schon weit hinter ihm lag.«

Kathrine nickte mit dem Kopfe, als wolle sie des Bruders Bemerkung bestätigen. Dann horchte sie auf das schnarrende Geräusch der großen Wanduhr, die auf die erste Morgenstunde aushob.

»In wenigen Minuten schlägt es ein Uhr,« sprach sie, »nach anderthalb Stunden krähen die Hähne. Du hast am Tage im Forste zu thun, da übermorgen die große Holzfuhre beginnt. Mach’ also, daß du zur Ruhe kommst! Was wir hier untereinander besprochen haben, bleibt unser eigenes Geheimniß. Vielleicht kommen uns beiden im Schlafe gute Gedanken, nach denen wir uns richten können. Denn das sag’ ich dir, Andreas: aus den Händen lasse ich dein Kind nicht mehr, es müßte mich denn für ein böses Ding erklären! Das freilich vergäb’ ich dem Gebilde nicht, denn wer eine Hexe oder eine schlechte Person in mir erblickt, der ist mein Todfeind, und ich würde das Herz haben, ein solches Geschöpf lachenden Auges und kalten Blutes in Jammer und Elend umkommen zu sehen!«

»Na, na, na!« fiel der Förster ein. »Ereifere dich doch nicht über etwas, das ebenso wenig möglich als denkbar ist. Ein zweites mal soll mir von Fremden mein Kind nicht geraubt werden, mögen sie nun Teufels- oder Engelsgestalt annehmen. Was aber von denen beschlossen wird, denen ich die Rettung des unglücklichen Geschöpfes zu danken habe, dem muß ich mich schon aus Erkenntlichkeit fügen.«

Andreas schob die Bank zurück, die ihm bis jetzt zum Sitz gedient hatte. Die Wanduhr schlug eins. Er ergriff das Licht, das die Schwester ihm reichte. Der Blick Kathrinens war finster; dennoch gab sie dem Bruder unaufgefordert die Hand und wünschte ihm mit bewegter, nur halblauter Stimme gute Nacht.


 << zurück weiter >>