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D'Adlerbrout.

Zwei armi Löüti heind vil Jahr und Tag kei Chind ghan. D' Löüt heind dick zemme gseid: »Es ist doch guet, das die ghein Chind heind, schi ghemen's sous gwüß nid; der lieb Gott weis denn doch Allem etta z'rate und z'helfe.« Der lieb Gott mached's aber dick anderist, as d'Löüt meinend; und so is au da gsin. Uf eimal hed's es Tagsch gheiße, das arem Weibi hei en tolle, wackere rechte Bueb – ja gwüß en rechte Bueb.

Der arem Strauwittlig hed au nid gwüßt, wa um di Gvatterlöüt, und wie er schi denn eso bsinnd, seid denn d' Hebamm (das ist eini gsi, die meh as bis uf Föufi zelle hed chönne): Eimal desselb weiß i. Holsche müeßd er emal gheini; den edde eswer werded er wol überchon. Ganged jetz grad ab an de Weg und warted bis eswer chunnd und den erste beste Reuter gwinned zum Gvattermann. Das hed der Mann eso gmached. Er ist gange und bald drouf chunnd Eine uf eme Roß. Der Mann hed zuegseid, helft der Bueb taufe und gid me en große mechtege Pletsch Gold in d'Fesche und denn natöürli au noch ds Taufgeld, me häd se gwüß as i mer's Lebe hen, grad en hübschen Acher drous chaufe chönne. Und deiched au: der Götti ist en Chünig vamm me – äch, wie seid me jetz au nun – (Dou, Hans, wie seid me au ame Land, wa zringum Wasser hed, dou weis?) – Insle ja, ja Chünig va re Insle ist er gsin. Der Chünig seid denn zu de Löüte – das sol esfiles wahr sein – schi solend der Bueb oufziehn, bis er Achtzechni sei, und denn solem sch' me ne schicke und er well me denn schei Töchter gän.

D'Eltere heind getan, wie me ne befole ghan hed. Wie der Bueb Achtzechni gsin ist, hed e dr Ätti zum Götti gschickt. Bi me Brünneli setzt er schi, nümmt Chäs und Brod und der Hegel fürher und fad an esse und Wasser treiche. Wie er eso da ist, schlöuft zwüsched de Tosse en grousig leide Zwergg fürher, grinzed e an und seid mid ere grousige Tschere: »Wenn d' nid tuest, was i will, und die Chünigstöchter nid mier lascht, se friße 's grad mitsamt Hout und Haar.« Är chönd i deiche, wie dem junge Burscht gsin ist. Nümmen arweigge hed er schi dörfe und er hed müeße bi dem leide Mendli Chnecht sein. Na Lengem sind sch' den uf die Insle chon und der Chünig ist grad arschrocke, er hed's fast nid heirichte chönne, das schein Götti e sotte ungfürmete Chopf ha soll; und bsundersch wenn der Chopf bim Gahn den eso dür und her grodled hed, hed me fast nid luege dörfe, es sotts Gsehn is gsin.

Au der Tochter hed der leid hülpig Chrüppel nid gfalle; allimal hed's ere groused, wenn sch' nun dran gedeicht hed, daß das ir Mann geh söll. Derfür hed ere denn der jung, hübsch Mann besser gfalle; wen er edde mal en bitz mid ere gholded hed, se ist der leid Särblig grad fast vergizled. Er geid und tued en grousage Fluech und varwünscht die Töchter weit weit fort in es Land, wo albig en Döüchli ist wie ire Chue. Zum Chünig seid er, schein Chnecht sei en Hexemeister und hei gmached, das die Töchter ewegg chon sei. Uf das hin hein sch' där Chnecht ingspert. Wie sch' e in d'Schellewerch gfüehrt heind, hed e der Zwergg nun ousgfitzled und den hed er eso im Sand ummar gatared wie die chleine Gofe. Dem schlechte Kerli het der Chünig Alls glaubt und befilt der hübsch Burscht z'töte. In der Nacht chunnd en alte Mann zum Götti vam Chünig und seid me: More edes der Heicher um di chunnd, se darfst noch ettes heusche. Denn heusch Dou drei Schiff voll Fleisch und säg, mit dem wellist Dou Di Töchter sueche. Uf das seid der Burscht: Se gwüß as en Gott im Himmel ist, und es ist eine im Himmel, wil i nid ruebe, bis i die Töchter han, und wen i's nid tuen, se wil i nid selig sterbe und das wil i. Dem Suhn hed me gehn, was er gwünscht hed, und er ist fortgfahre. Zerst chunnd er zu de Bäre. Der Bärechünig seid: »Wer chönnend der währli kein Ouschunft gehn, aber wenn wer der ettes sollend helfe chönne, se muest nun pfeife; wer wöllend gwüß chon.« De Bäre lad er es Schiff voll Fleisch zruck und fahrd zun de Leuwe. Die überchömmend ds zweit Schiff, segend au, schi wellend gere chon, sebald er sch' brouchi. Zletst chunnd er zun de Lemmergeire, wüß der dere große mächtege Vögel, wa sind wie groß Tschüds und weiß Chöpf und dere große mächtege Feggd heind. Weil er da eso mid dem Chünig redt und wundered, wa die Insle sin chond, chommend au die Andere zue ne und luegend da das Fleisch an, under anderne chunnd an alte Geier und seid: »I weis, wa die Insle ist, ase junge bin i emal dirt gsin.« Der Adlerchünig hed an dem Fleisch grad en närschi Freud ghan und seid: Treich us der Gumpe Wasser und denn chast di zu me Vogel mache. Der alt Adler und der Burscht sind denn midenandere fortgschiffet und chommend uf die Insle, wa nie kei Sunna gschina hed. Zerst chommen sch' zum a alte Weib, um die sind albig sibe weiß Möusch ummergaziberled. Das alt Weib gid ne den Ouschunft über Alls, wa sch' wüsse heind welle: »Mei Möusch chönnend i der Weg zeiche, zun der Burg, wa die Fürsti gebannt ist.« Der alt Adler hed's aber nid mögen oushalte, e sotti grousagi Döüchli ist gsin, und flöügd hein. Jez ist der jung Mann elein gsin und d'Möusch heind e zum e große mächtege Felse gfüehrd, der ist noch vil hundert mal höher gsin as der Rappestein im Frauetobel. Uf dem Felse ist en Burg gstande, grad eso eini, wie ds Schloß z'Cäfreißa, wa's au albig heißt es geisti. Die Burg hed nun es einzigs Pfenster ghan und an dem Pfenster ist die Fürsti gseße. Der Burscht mached schi zumm en Adler und flöügt ouf an's Pfenster; dört gid er schi z'archenne und seid ere, was er well. Schei seid: »Dank hajist Dou, aber zerst muest noch der Drache töte, wa albig uf mi lueged und imm e teufe Loch nisted.« Der Burscht hed schi nid lang gsoumt und ist mid amme große mächtege Schwert gan ds Unghöür sueche. Bim erste Streich sprützt 's rezegrad ab; da chunnd dem Burscht denn z'Sinnd, er mües nun pfeife; und bim erste Pfiff chommend die Bäre und d'Leuwe und die Geire und hend de Drach grad zerrupft. Ar hed schi zwar noch töufeli gwerd, aber es hed e nöüd gnützt, er hed halt nid heer gahn möge. Druf nümmd der Burscht d'Liebsti und geid mid ere uf das Schiff. Ja das han i noch vergesse z'sege, ma hed noch Greze und Holz zemme getrage und de Drache verbrennt. Wie sch' ufem Schiff gsi sind, sind da uf eimal reich hübsch, prächtig Here gsin; das sind Alls dere varwünschte Adler und Leuwe oder Bäre gsin. Uf der Insle hed d'Sunne gschune und ds Schloß hed's ghudered und ghacked. D'Löüt sind aber alli zum Chünig hein, ach her jegerli au! hed der nit e Freud ghan! De Chrüppel aber hed der Lohn überchon, me hed e grederet. So, jetz weis i nöud meh, se ganged hein und schlafed wohl.

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