Autorenseite

 << zurück weiter >> 

Anzeige. Gutenberg Edition 16. Alle Werke aus dem Projekt Gutenberg-DE. Mit zusätzlichen E-Books. Eine einmalige Bibliothek. +++ Information und Bestellung in unserem Shop +++

2.

»Großmieterli, wottsch waidli ko!
Lueg, in der Haselstude do,
Vo Laub und Zwygli ganz verdeggt
E Vogelnestli z' mitze steggt.

»Und Eili sind drin, gsiehsch si nit?
Ach läng mer 's use, wenn de witt,
Mer kennte 's in der Kratte näh,
I mecht 's dehaim im Fritzli gä!« –

– »Nai, Meieli, mer wänd 's lo stoh,
Die Alti wird bald wider ko;
Und fänd si nit ihr Nestli meh,
Dängg au, es wurd ihr windeweh.

»Si het e großi Mieh mit gha,
Me gsieht's im Nestli wäger a,
Wie mengmol isch si gfloge nit,
Kunnt haim und bringt e Rysli mit.

»Und wo si vorher fir ihr Huus
Het gspionirt e Plätzli uus,
An dem 's nit Jede finde ka,
Do foht si nohe z' bauen a.

»Was sind die glaine Fießli gschiggt!
Und an de Hälmlene, wie zwiggt
Nit 's Schnäbeli und biegt si do,
Und tuet si dert lo use stoh!

»Si baut und flechtet ohne Rast,
Vergißt im Yfer 's Ässe fast,
Und 's Nestli wachst, bis daß am End
Z' ringsum erbaut sind alli Wänd.

»Und sowit fertig wär 's jetz scho,
Doch 's fehle d' Kummligkaite no:
E Bettli, wo me laitsche ka
Und waichi Kissi nebena.

»Au do und dert am Nestli noch
Isch öppen in der Wand e Loch;
Verstopfe mueß me's hintedry,
Sunst zieht der Durluft us und y.

»Und 's Vegeli, es bsinnt si nit,
Het 's au kei Geld zum Kaufe, 's gitt
E große Heer, der schänggt im scho
So vil 's nur bruucht, zu dem will's goh.

»Es hängt e Fleggli an de Häg,
Es lyt e Roßhoor uffem Weg,
Es waiht e Fädemli im Wind –
Es fangt 's und trait 's in's Nestli gschwind.

»'S Aint dohi kunnt und 's Ander dert
In 's Nestli yne, wo sy 's ghert;
Und isch druff Alles, wie 's soll sy,
Do sitzt 's no selber z' mitze dry.

»Und 's isch em wohl im aigne Huus,
Es luegt mit nufern Auge druus,
Eb 's regnet und eb 's kuttet z' Nacht,
Im Nestli nimmt 's es nit in Acht.

»Am Nestli het 's si gresti Fraid,
In's Nestli het 's au Eili glait;
Und schliefe Junge druus am End,
Im Nestli drin si d' Haimet händ.

»Du gunn ihm d' Fraid, mi Kind, und los:
Syg brav und flyßig, und bisch groß,
Will 's Gott, sitz'sch au nemol e so
Vergniegt im aigne Nestli do!«

Th. Meyer-Merian (Basel).

*

 


 << zurück weiter >>