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Em Karli si Briefli.

Jo, 's isch endli ko, dänggen au, Ihr liebe Kinder; im Blettli frili nit, aber dur dr Briefträger, und wenn's Ech eppe Wunder nimmt, was dä Karli fir e Biebli isch, kan i Ech e wenig us sim Briefli brichte. Ich kenn en selber no nit, aber er schint mer e munter Birschtli z'si, wien er mer vo sim Osterhaas verzellt. Er het denn au e Gärtli, und do sig akkurat Alles eso zuegange, wien em's d'Mamme grad us der Zittig vorglese heb: Bluest an de Baimen und Aurikeli und Dulipa und Zinggen alles voll. Nur Ebbis heb i vergesse gha, das sin d'Vogelschyche, wo dr Großvatter vo Schindle zämme bäschelet und in d'Muesgländer gsteggt heb, will di wieste Spatzen Alles eweg fresse. Mitem Wetter, maint er, isch's prächtig ytroffe; e so kestlig warm, daß e Maiekäfer uff gflogen isch und putsch em Schwesterli an's Kini; das het gixt! Und z'Immis sin si zue's Großbabbe's ggangen und wer treffe si a?... 's Häsli, mainen Er? Nai, ainstwilen alli drei Gusynli, jedes mit eme Krättli am Arm; si sin au zuem Kaffe yglade gsi. Nochen isch denn au's Häsli ko, und wo das ibere gsi isch, het's Danteli mit ene gspilt: Ellemässerli's und 's kunnt dr Her mit aim Bandoffel. 'S het alli herli lustig dunggt, nur findet dr Karli, 's gieng gar lang, bis wider Ostere sig. 'S kunnt Eich gwis au eso vor und wenn Ihr Maister wäre, mießt alli Bott ebbis los si, und Eieri Mamme, wo nyt lieber gsicht als lustigi Kinderauge, tät's Ech jo au gern gunne. Aber dr Hebel sait:

»'S isch gnueg, du Mueterherz!
Vil Sieß macht numme Schmerz.
Gib's sparsam, wie dr liebi Gott,
Nit all Tag helset er Zuggerbrod.«

Und hän Er nit aineweg luter Fraidetäg? Scho demorge frieh, wenn er d'Aigli kuum ufmache, wer stoht am Bettli und frogt: »Bisch au verwacht, mi liebe Schatz?« Das isch die gueti, liebi Mamme, und in den andre Guschettli stregge si au d'Näsli iber's Rähmli use, Biebli und Maiteli, und 's Glainst, wo no nit recht schwätze ka, rieft: »Dag, Dag.« Und wenn alli aglegt sin, goht's an's z'Morgetringge; zerst git men aber non im Babben e Schmitzli; denn me gsicht en erst z'Immis wider. Do sich aber denn e Gragehl; die greßere nämmen em dr Baarebli und rutschen em dr Sessel an Disch; die Glaine hängge si wie Däschen an si Arm und 's Wuseli paggt en am Bai. Z'Obe goht's ehnder dussemang zue; do sin alli daig und wil si parduh warte wänd, bis dr Babbe vom Biro kunnt, so laitsche si in allen Eggen umme. Deßwege sait er au, kum, daß er do isch: »Allee, vorwärts mit Eich in Kratte; Er falle jo schier um vor Schlof.«

Ah – isch das kestlig, wenn me si mied Kepfli uff das appetitlig wyß Kisseli ablege ka, und d'Mamme goht no bi allen ume, fir mit ene z'bätte:

»Lieber Heiland, mach mich fromm,
Daß ich zu dir in Himmel komm'.«

Und d'Aigli scho halber zue, gspirt me no, wie si aim mit dr lingge Hand iber d'Bäggli strycht und sait: »Bhiet Di Gott.« Er sin's eso gwohnt, mit de Liebeswertli vo dr Mueter yzschlofe, daß Er's efange gar nimme mergge tiend, isch's nit eso?

Und vom Sunntig hän mer jo no gar nit gredt; do isch Alles no vil scheener as andri Däg. Uffem Sessel lyt 's frisch Plinderli, vom Hemmeli bis zue de Strimpfli abe, und 's Sunntigsreggli und dr gstiggt Kittelmantel. Und wenn's z'Morgetringge iberen isch, gitt d'Mamme die scheene Spilsachen use, wo me nie ummefahre loßt, d'Helgebiecher, d'Dittistube, 's Waxditti, wo Rosa haißt und Papa und Mamma sage ka. Dr Karli het mr au vo sine Schetze brichtet: si hän en Arche Noah, und Bleisoldaten und e Tram; au ne Musigg, mit eme Glegglispil und no anderi Sache vo zwai und drei Wiehnechtskindli her, wo d'Mammen allewil guet versorgt het; wenn ordligi Kamerädli kemmen oder d'Gusynli, derfe si mit gfätterle, so lang si wänd. Bim scheene Wetter aber goht men am Sunntig au spaziere, wil dr Bappe di ganzi Wuchen uffem Biro isch. Das isch derno erst e rechti Fraid; me mueß nur luege, wie sich die Buebe mit ihrem Vatter maine. 'S isch aber au so ne Respeggtsperson und wenn d'Kinder nit folge wänd, wie sait als d'Mamme: »Warte nur, das will i scheen im Babbe sage!«

Daß er bi allem Gligg aber doch no ne Schmerze het, das het mer dr Karli au brichtet. Er mecht bi allem wisse, worum? und plogt d'Mamme drmit: »Worum isch's jetze Tag und nit Nacht? Worum isch's hitte kalt und gestert het d'Sunne gschine? Worum das? worum säll?« ... Mengmole git si nem Bschaid; oder si sait: »De kasch's doch nit bigryffe; De bisch no z'glai;« oder: »De muesch warte bis speter; bis De's besser verstohsch ...« Am maiste steggt's en a, wenn si sait: »Worum? – dorum.« Wenn als nur au dr Babbe do wär, daß er ihn froge kennt; aber z'Immis fallt's em scho nimmen y und bis am Sunntig het er's selber ganz und gar vergesse. Mainen Er nit au, es sig nur so ne Gwohnet, das ewig Froge: Worum? Dr Karli maint fryli, er well speeter en Ufschrybbiechli aschaffe, fir daß em dr Babbe iber alles Uskunft gäh kenn. Vordrhand pressirt's nit drmit, denn er kan erst e bitzeli Buechstabe mache und si Mamme het jo 's Briefli fir en schrybe mieße, und 's isch ere gwis nit so licht worden im Baselditsch; denn si sig als in dr Schwiz obe dehaime gsi und wenn si au viel Baslerischs agnoh haig, heb si doch ehnder (wie dr Her Doggter Gsell emole gsait het) e helvetischi Sprooch.

Em Karli aber und den andere Kindre schigg i vil Grieß, und wil si's gern wisse mechte – 's tät mi gar fraie, wenn si mi käme goge bsueche.

E. Hetzel (Basel).

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