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Der Weihnachtsabend.

Beteli:
Ruedeli, 's blangt mi gar grüsli, so i der Chuchi uß z'warte;
'S Wiehnechtchindli macht doch au gar erschröckeli lang.

Ruedeli:
Das ist ebe jo rächt, 's het schynt's vil Sachen ufzstelle,
So vil guldige Chrom, Geißle, Soldate und Nuß.

Beteli:
Jo und es Juntli für mi und schöni, sidigi Bändel;
Lueg au bim Schlüsselloch dert, wien es so hell derdur glänzt!

Ruedeli:
Still! i will düslig derzue und au e chlei weneli güggle,
Nume e wenig; i gseh 's Wiehnechtchindli villicht.

Beteli:
Ruedeli, nei gang ned! Weischt, d' Mueter het der's verbote?
Ha, do chunnt si jo sälbst; 's gschieht der uf d' Nase gar rächt.

Mutter:
Chinder, zanket jezt ned, und du, du Wunderfitz, strych di!
Ha der 's verbote jo hüt – folgest mer jetzt e so nüt?
Wüsset er öppe scho nümme, was 's Wiehnechtchindli mer gseit het?
»Numme wer folget, het's g'seit, numme der ist mer lieb;
»Gfätterzüg han i im Säckli und Güezi für artigi Chinder,
»Aber e Ruete für De, wo siner Mueter nid folgt.«
Und du Ruedi, was meinsch, wenn i ihm jetz alles wott säge?
Wie d' ame 's Beteli schlohst und nit i d' Schul witt goh?
Meinst, es chromti der meh, als e Birkegüezi vom Schwarzwald?

Ruedeli:
Müeterli, säg ihm au nüt, gwüß i bi eisder jetz frei!

Mutter:
Und du, Beteli, dänk, wie d' ame grynist und chibist,
We me der Öppis befihlt, und wie der Ruedi verchlagst.
'S Wiehnechtchindli, ihr Liebe, het gar e schöni Bedütig;
Loset und gänt mer jetz Acht! präget ech's tief y i's Herz!
Wo is der Heiland uf Erde am heilige Wiehnechttag cho ist,
Ist er im Chrippeli gsi, d' Engel händ gsunge und globt;
Alli Welt het si gfreut vo wäge sir Tuged und Frömmi,
Denn vo der Jugedzit a het er keis Sündeli to.
Druf sind drei Könige cho, wit usem Mohreland use.
Die händ ihn z' Bethlehem gsuecht, sind vor sim Chrippeli kneut
Und händ bättet und gsüfzt und händ ihm allerhand mitbrocht:
Gold und Myrrhe, Weihrauch, chöstlichi Sache zum Gschenk.
Sitdem stürt me de Chinder am heilige Wiehnechtfest z' Obe
Immer im christliche Rych, damit es Jedes dra dänk',
Lehr i den Eltere folge und früeh si üebi im Bätte
Und au so fromm und so brav und e so tugendsam wärd.
Chinder, händ er 's verstande? und wänd er 's jetz nümme vergässe?
Säget, isch 's ech au Ernst? Chömet und gänd mer druf d' Hand!

Kinder:
Müeterli, jo mer versprechet 's, es würd is grüseli dure,
Wenn d' nit Freud an is hättsch. Mueter, du bisch jo so guet!

Mutter:
Nu so wämm mer denn luege, was 's Wienechtchindli ech gchromt het.
(Lyseli öffnet si d'Tür:) Chinder, jetz chönet er cho!

(Aargau.)

*

 


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