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Wiehnecht!

»Willkumme denn, du liebi hailigi Wiehnecht! Jo, Ihr liebe Kinder, Er derfe jetze scho juchzge, denn morn isch si endlich do. Händ Er nit allibott gfrogt: »Mieterli, isch bald Wiehnecht? Mieterli, wie mengmol mueß i no schlooffe, bis's Wiehnechtkindli kunnt?« bis si zlest gsait het: »Jetze waiß i afanga nimmi, wo mer der Kopf stoht mit dem ewige Gfrog! Nimm Du di Schifertafele, Haiggi, und mach Dini Buechstaben und's Mariggeli ruumt 's Doggetekänsterli uff und macht e besseri Ornig. Was mainsch, wenn's Wiehnechtkindli di Grimpel gsäch? ... Zänsle mer der Klai nit, hescht gheert, Niggi? Heb Du lieber dini Bauhelzli uff, 's lyt Alles z'underobsi am Bode ... Und eier Versli, Kinder, Er blybe no allewil stägge; kumm sag mer's scheen uff, Mariggeli, und noche wil i der au brichte, wo di alt Ditti hi ko isch ... So, jetze goht's jo ganz ordelig, und kumm, i sag der's in's Ehrli: Dängg 's Wiehnechtkindli het's gholt« ... Und em Niggi si Wagen au? »Jo im Niggi si Wagen au.« ... Du passisch doch uff, as wien e Häftlimacher; jo Niggi, jo, vo dim Wagen isch just d'Red; de bisch mir e scheene, daß de nen im Regen im Hof losch stoh, daß alli Farb abgangen isch.«

En ander Mol sait si: »Jetzt lehnd mi in Rueh und luege zu, wie's schneit,« und do sind denn d'Kinder uff d'Sessel gaißt und hän ihri Nasen an d'Schybe druggt. Die wyße Veegeli sind in der Luft umezwirblet, und 's Dach vom Nochber isch scho ganz wyß gsi. Uff der Schnee aben isch e Pflotzwetter ko, daß me mit de Glaine nit het kenne zum Huus uus goh. Isch das en Elend gsi! Der Männeli im Degglache het als gege d'Dire druggt, der Niggi und 's Mariggeli hän enander plogt und d' Mueter het pardu mieße Kumissione mache. Z'Immis drno het si em Vatter verzellt, wie Alles in de Spilsacheläde gsteggedig volle sig; me heb fast e kai Bschaid kennen iberko. Und luege haig si mieße, wo d'Tante Luisen au no käm; die Gueti sig eso im Yfer gsi, daß si als mitem offene Baarebli an der Dire borzt heb, bis Aini zuenere sait: »He, mache Si doch zerst Ihnen Ihre Baarebli zue!« Und wie händ die Kinder gluschteret, ob d'Mueter sunst nyt verzellt, was si selber kauft het; aber si het nit derglyche to. Aber emol z'Oben isch e Paggträger hinter em Vatter d'Stegen uff mit ebbis Griens; me het d'Buebn am Grips gnoh und si gschwind in 's Eßstibli gspedirt, aber si hän im Gang nochen e glai Ästli gfunde, und 's sait Ain zum Andere: »Du, 's Wiehnechtbaimli isch scho do!«

Und brav sin sie jetze; me bruucht e kais z'gschende. Sunsch hän d' Bueben enander plogt oder 's Mariggeli mache z'grine; jetz isch ai Liebi, und wenn si's ganz Johr eso wäre, bruuchti me gar nie e Dätsch z'gäh. Und das isch guet, denn d'Mueter het aineweg gnueg z'schaffe gha mitem Guzi bachen und mengmole het si de Kindere gschwind Eppis zum Versueche brocht. Wenn aber z'Nacht alle gschlofe hän, sind Vatter und Mueter in d'Wisitestube gange, d'Fäde sind scho an de Guzi; do isch e Kerbli vollen Epfel, dert lige die goldige Niß, und alli Tag wird 's Baimli scheener. Der Engel isch ganz in der Heechi; d'Glaskugele und d'Sterne hangen in den Äst, und witer usse d'Guzi, und unten isch 's Miesch mit de scheene rote Beeri.

»Was fehlt jetz no zum Guete?
Potztausig, no ne Ruete ...«

Do isch si scho mitem goldige Stil und mitem rote Lätsch dra. Der Vatter tuet sie z'vorderst, daß me sie ämmel au gli gsieht. »'S ka si« ... wissen Er, wie's witer kunnt, Ihr Kinderli?

»'S ka si, si haut Der ...« Gelte, lieber nit; Er wänd jo ordelig si.

»Jetzen isch Alles am Baum und uffem Dischtuech«, sait der Vatter, und doch isch's mer, 's fehl no Eppis... He jo allweg, d' Kerzli! Das isch jo d' Hauptsach; und sige no so scheeni, koschberi Sache dra, wenn me mit de Liechtli schmirzelet, so het's e kai Gattig. Si sin gly abe brennt, säll isch wohr; aber 's isch doch, was aim vo der Wiehnecht am längste blybt. Wenn Er emol groß sin und wohne villichte wit wit eweg vo dehaime; 's isch Nieme's do, won Ech e Baimle zweg macht – do sitzen Er am Hailigen Oben allai in Eierer Stube und dänggen an eppis Guets, mainen Er? O nai! Er dängge: Wenn i nur no e Kind wär und d'Dire gieng uff, und däne wär der Wiehnechtsbaum mit de vile, vile Liechtli, und dä kestlig Gschmagg vo Tannerys und Waggskerzli, wo me sinere Lebtig nimme vergißt!

Gottlob, daß Er ainstwyle no glaini Kinder sin, gälte? Und morn! Morn um die Zit stehnd er im Gang; 's druggt si Ais an's Ander und Er heben enander an de Händli: »'S Wiehnechtkindli wird doch nit eppe selber dinne stoh?« Und jetze, gheren Er's nit? »Glingglang!« und d'Tire goht uff und drinne – me ka's gar nit sage, was das fir e Pracht und fir e Glanz isch! ... »Kemme denn emolen ine, Ihr Baschi!« ... Es glitzeret in de Glaskugelen und in de Sterne, und dert im Spiegel gsiht me der Baum erst rächt und gsiht, wie vil Liechtli dra sin. Und d'Mueter stoht do mitem Männeli uffem Arm: si kann en schier nit erhebe, so tuet er vor Fraid zable.

Jetze wämm mer aber singe: »Ihr Kinderlein kommet.« Sisch gar e lieb alt Liedli ... Nai lose, wie dä Männeli dry gixt! ... Und jetze, 's isch guet; aber Eieri Versli? ... 'S goht jo ganz ordelig ... Und jetze derfen Er der Baum recht aluege. Han i's doch dänggt, was der Niggi zerst erliggt! Gäll, d'Kittenewirstli und d'Guzi? Bschau Du lieber die scheene gstipflete Renette do, und die nätte Borstorfeli mit de rote Bäggli! Haiggi, gib Achtig, dert will e Kerzli abefalle; gäll, dasmol hän mer scheeni, roti, gäli, blaui und veieleti! Und was bringsch Du, Mariggeli? Di lieb alt Ditti; das isch aber emole gmutzt, und het nuggischi Schieli und Strimpfli a, und, nai aber au, Leggli just wie du! Und was saisch zum Schlitte, Haiggi? Jetzt bruuchsch nimmen uffem Schuelsagg 's Rainli ab z'fahre. Gäll, mer wisse's? ... Do hän mer jo au di alti Trumme! Waisch no dä Spetaggel, wo de druff gstande bisch wien uffe Schemel, und plumps, alli beed Fieß unden use! ... Was i sag, foht dä Vatter nit no a trummele: »Drei lädrigi Strimpf.«

Im Niggi si Wägeli isch persee au do, mit zwai neie Reßli und uffem Disch no Helgebiecher und Fedrelädli und Gschirli zum Kecherle. 'S isch vil z'vil fir Eich, was het au 's Wiehnechtkindli dänggt! Und was der Männeli beko haig? Zaig em emole si Bajaß, Vatter; so, do am Schnierli muesch zieh; lueg, wien er mit den Ärm und Bai uffen und abe gumpt. Jetze sag i aber au nyt meh; das Siki will en jo abschlägge ...

Aber jetze gsihn i Ech a, daß Er mied sin; der Niggeli macht jo ganz glaini Aigli. 'S isch au e kai Wunder; denn 's schloht Sibene, und um die Zit sin Er als schon im Guschettli. D'Liechtli sin au bald dunde; aber 's Engeli miend Er mer vorher doch no aluege; 's het's nit emole Kais gachtet und 's het Ech doch die ganzi Zit zuegluegt. Und das han i Ech no welle sagen, Ihr Kinderli, as Er dra dängge: Eier Engeli isch au allewyl bin Ech, wenn Er wach sin oder wenn Er schlooffe; es gsiecht's, wenn Er brav sin; wenn Er aber nit folge, macht's e betriebt Gsicht. I waiß aber, wo's allewyle volle Fraid gsi isch – bin eme Kindli, wo in der hailige Nacht im Krippli glägen isch, und alli Engeli hän e großi großi Fraid gha und sin ganzi Schaare vom Himel oben abe ko; und was hän si gsunge? wissen Er's, Ihr Kinder? ...

»Ehre sei Gott in der Höhe, Friede auf Erden und den Menschen ein Wohlgefallen!«

Und jetz sagen ordelig guet Nacht, und – »Bhiet Ech Gott alli mitenander!«

E. Hetzel (Basel).

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