Autorenseite

 << zurück weiter >> 

Anzeige. Gutenberg Edition 16. Alle Werke aus dem Projekt Gutenberg-DE. Mit zusätzlichen E-Books. Eine einmalige Bibliothek. +++ Information und Bestellung in unserem Shop +++

Chomm Ruedeli!

Wie schön, wie schön! Wie tuet's eim's Herz erfreue,
Wenn lys und still, i lauer Früehligsnacht,
En Öpfelbaum zue voller Bluest erwacht
Und plötzlech prangt als wie en Hochzyts-Mäje.

Chomm, Ruedeli, und loos, was I will säge:
Chomm, lueg das Bäumli, – weist, es ist jo dys –
Wie isch es jetz no so ne munzig chlys,
Doch lueg, wie tuet's scho sini Blüestli träge!

Eins, zwei, drei, vier – min Gott, wer wett si zelle!
'S ist eis am andre, alles präglet voll,
Und wie's o riecht, o, wie tuet's eim so wohl! –
Aha, sechst's Bynli, das hät o scho welle.

»Jo, chomm du noo, i mag der's herzlech gonne!«
So rüeft em's Bäumli, »flüüg du y und uus,
Du bist mer en willkommne Gast im Huus!«
Und's Bynli chonnt und suugt und tued si sonne.

Doch blybt's nöd lang, es tuet si tüchtig tommle,
Es leit no gschwind die gäle Hösli a,
Flüügt heim demet, so gschwind as's flüüge cha,
Zuer Mueter, weist, si tät söß mit em brommle.

Gschwind streift's dört d'Hösli vo de zarte Beine,
Flüügt wider z'rock zuem Bäumli. wohlgemuet,
Und holt si andri; – lueg, wie stond's em guet!
Es tued si o nöd öbel demet meine.

Und hee und her, bald usen und bald ine,
So goht's de ganze, liebe, lange Tag,
Mi Byli flüügt und suugt, so vil as's mag,
'S heißt nöd vergäbis: »flyßig wie'n e Byne.«

Was meinst ächt, Ruedeli, was I hei welle?
Und woför ha di ächt do häret gfüehrt?
Ja gelt, du häsch's scho i der sälber gspüert:
'S send nöd no Gspäßli, wo der will verzelle!

Nei! – Lueg dy Bäumli, 's blüeht so schön, so stille, –
Öb's hüür ächt treit? Es söll mi Wonder neh, –
Nei! 's ist no z'jung, 's cha no kei Öpfel geh,
Doch zeigt's emol de schöne guete Wille.

Soo tuon o du de guete Wille zeige,
Min Ruedeli, bis fröndlech, brav und lern,
Was d'lerne muest, met Yfer, und lern's gern –
Lueg, 's drockt di nünt, sobald's emol di eige.

Fröcht tuet me keini no vo der verlange;
Wie's Bäumli bist no z'jung dezue und z' chly,
Doch volle Blüestli söttist jetz scho sy,
Söll einst din Lebesbaum voll Öpfel hange.

Und's Bynli loß der o als Vorbild diene:
Wie chly als's ist, es sammlet früeh und spoot;
Kei Red devo, daß 's neimen omme stoht
För nünt und weder nünt, es suumt si niene!

Soo sammlen oh, met Chopf und Hend und Füeße!
Was gelt's, du häst bald selber Freud demet?
Wenn d'Arbeit o nöd luuter Honig gett,
So tuet si eimel's Lebe doch versüeße.

A. Halder (St. Gallen).

*

 


 << zurück weiter >>