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E Brief vom Chrischchindli a die chline Büebli und Meiteli.

D'Wiehnecht ist vor dr Tür. Us de Wälde sind d'Tannli scho ghaue
Und mit Chramänzel verziert, mit rotem und gälem und grüenem;
D'Kerzeli steckid scho dra und erwartid, aß me si azündt.
D'Nüßli sind kauft und si glänzid wi Gold und wi d'Stärnen am Himel;
D'Birewegge sind zwäg, und Basler Läckerli han i
Hundert Hutteli voll, Läbchuechen und anderi Guetli;
Rösseli han i au gnueg und Wägen und Geislen und Dampfschiff,
Lokomotiven und Pflüeg und Trummen und Pfyffen und Diddi,
Geißen und Schof und Busi und Hünd und anderi Tierli,
Süberli gschnitzlet und dreit, me cha si ned zelle, so vill sind's;
Strümpfli und Schueh, Belzstößli und Hüet mit mächtige Strüße,
Die sind für d'Büebli, wo gärn Soldätlis machid im Husgang.
'S Allerischönst chunnd zletst: das sind Büecher mit prächtige Helge,
'S Äschebrödeli drin, d'Frau Hulle mit gräßlige Zände,
Risen und Zwärg, 's Dornrösli im Schlof und dr gstrubelig Peter,
Und no vill Anders derzue – i darf iez ned Alls scho verrote.

Grüstet ist au im Chnächt, dm Schmutzli; är möcht scho uf d'Reis goh;
D'Chräzen ist gfüllt, und dr Stäcken ist zwäg, d'Belzchappen und d'Holzschueh.
»'S wär mer doch rächt«, so dampet er gäng, »wenn i einist chönnt afoh;
D'Chindeli plangid scho lang und rüefid mer: »Schmutzeli, chumm au!«
Aber en andere Chnächt, der Ruprächt, stampfet und trablet;
»Isch nonig Zit?« frogt mängist dä Schalk, und 's prässirt em gar grüsli.
Das ist ke früntliche Ma, nei wägerli, schwarz wi der Tüfel,
Auge hed er wi Für und e Stimm wi ne lötigen Ysbär;
Ruete treid er es Pack, e Goliath möcht si chuum gschleppe.

»Wartid e chli!« so han ene gseid; »morn z'Oben am Föufi
Gömm mer uf d'Reis; gänd ordeli Acht de und machid mer d'Sach rächt!«

So! iez han i no Zit es bitzeli z'frogen, ier Chinde.
Sägid, wi hend'r ech ghalte dur 's Johr uus, i frog ech uf 's Gwüsse.
Lügid mer ned! i weiß ech jo Alls; i ha flyßig vom Himel
Nidsi gugget uf d'Wält und gluegt, was er tribid und schaffid.
Vill hend ordeli to; es freut mi, aß i's cha rüeme.
Ufstoh öppe zur Zit, es Gebättli verrichte mit Andacht,
D'Händli schön inenand und zum Himel ue Äugeli grichtet!
Wäschen und strähle dernoh und sech alegge wi's Bruuch ist,
Druf zum Mueterli goh und zum Vatter und ordeli d'Hand gäh
Mit eme früntliche Grueß: »Guet Tag au, Vatter und Mueter!«
So isch es rächt, und das gsehn i so gärn, und es dued mer im Härz wohl.
Und de am Tisch eso heiter und froh bim gfuerigen Ässe:
Gsägn ech's Gott! E chreftigi Chost ist besser as Schläckzüg.
Milch und Brod, Härdöpfel und Fleisch und vom Brunnen es Glas voll,
Das macht rüstigi Lüt, di cha mer de bruuche zum Wärche.
Schaffele düend si scho gärn, wenn d'Händli und d'Beindli no chly sind,
'S Stubeli wüschen und d'Gäng, Holz trägen und Wasser i d'Kuchi,
Gras usjätten im Garten und Stei ufläsen im Mattli,
Kumissione verrichte, zum chlynere Brüederli luege,
Aß es ned fallt und ke Nodlen erwüscht und ned d'Stägen abtrolet.
Wägerli jo, z'due git's e so vill, und doch fragid no mängsmol
Flyßigi Chind: »Säg, Mueter, was hest is de öppe no z'mache?
Gib is en Uftrag! Lueg, 's ist gmacht, was d' vorig verlangt hest.«
»Jo,« seid d'Mueter im Witsch, »gschwind bringid der chränkliche Husfrau,
Wo det am Ächerli wont, es Ankestöckli, es Halbbrod,
Mähl, es Budälleli Öl und es Stückeli Fleisch, aß si gsund wird!
Packid's i Chorb und iez gönd! ier wüssid doch rächt, wär i meine?«
»Jo,« seid eis, »e die Frau, wo die härzige, härzige Chind hed!
'S Betheli hed erst nächti es Tschuppeli Nägeli prunge.«
Säg, was hend si im Sinn? Die Fratzeli rönnid i d'Stube,
Düend 's Schublädeli uuf, 's Sparhäfeli schleipfet si füre,
Fingerlid Batzeli druus, die Frau und die härzige Chindli.

'S Schaffen ist doch e herrlichi Sach, es bewahrt eim vor Sünde,
Macht eim heiter und froh, wohltätig und fridli und höfli.
Achtid ech nur, wi 's Büebli prässiert, sis Chäppeli abznäh,
Wenn 's dr Inspäkter gsehd, dr Pfarer, der Lehrer und sunst no
Gachteti Lüt, und es seid: »Grüeß Gott!« und gid nen e Titel.
'S Maiteli lauft, was 's mag, und streckt scho sis Händli vo witems,
'S rächt natürli – es weiß's und vergißt's gwüß nümmen im Yfer.
Gönd sie i d'Schuel, so lehrid si brav, gänd ordeli Achtig,
Was me ne säg, und si bhaltid's im Chopf und es gfallt ne gar grüsli;
Und so wärded si gschyd, und si wüssid, was rächt und was lätz ist.
Settigi Chind sind e Säge für 's Huus und was d'Sunne für d'Ärde.
Chumen a's heimelig Huus und böppele hübschli am Pfeister;
Gschänkli bring ene mit, 's sind prächtigi Sachen und nützli,
Öppis z'schläckelen au, – nur einist im Johr, das verschändt nüd.

Aber es gid au Chind, wo mer anderst mueß mit ene rede:
Buebe mit schmirrigen Gsicht, wo verliederlet ume vagierid,
D'Chleider verryßid im Strit und d'Schueh i de Pfütze verhergid.
Rede düend si so wüest, aß en ehrlige Möntsch ned cha lose,
Fluechen und schweeren und d'Lüt usspotte, die besten am ergste.
Schaffe, das mögid si ned, und 's Lehre chund ene dumm vor;
'S Schuelhuus hassid si gar und d'Chile wie Gift; wenn dr Vatter
Oder d'Mueter si mahnt, so laufid si, aber dr lätz Wäg.
Gid me nen öppis z'tue, so vertändlet si d'Zit, aß e Gruuß ist;
'S luegt nüd use debi, und Alls ist verchehrt und verpfuschet.
Aber bi lumpige Streiche, do sind si buschber und häluf:
D'Trübeli stälen am Hag und Pflümeli bängle vom Bäumli,
D'Glogge zieh ame Huus, Hünd ploge und Vögeli mörde,
Und de no lüge dezue und laugne bis usen und use:
Jo, das chöned si guet, Hauptkärli sind si im Bosge.
Aber i will ech ned Alls ufzelle, 's Register wär z'trurig;
D'Auge wärdid eim naß, wemm mr dänkt, wi die lockere Burste
'S Glück wägstoßid mit Gwalt und schnuerstracks rönnid i Abgrund.
D'Wiehnecht ruckt, und de chunnd dr Ruprächt mit ere Ruete
Settige Chinden i's Huus, und er list ne de Täxt, aß si's merkid.
Anders verdienet si nüd. Ruuch mueß mer verchehre, wenn d'Güeti
Nümi vermag. Wenn's nur battet und hilft! 'S ist besser, dr Ruprächt
Zeigi bizite, wi's gieng: i dr Juget ist d'Besserig liechter.

Läbid iez wohl, ier Chinde, bis morn! De mach ech es Bsüechli,
Braven e Freud und de schlimmen e Strof, grad wie si's verdienid.
'S gfiel mer gar grüseli wohl, wenn einist dä gschluderig Ruprächt
Nümme so wättere müeßt, und wenn ene nümme müeßt mitnäh.
Chunnd's ächt emol dezue? – Das wär mer e fröhlichi Wiehnecht!

J. Bucher (Luzern).

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