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'S Eiermeitli.

Kann z. B. als Jugendfest-Scherz aufgeführt werden, wofür es der Verfasser auch bestimmte.

(Das Mädchen, einen offenen Korb mit Eiern tragend, singt):

Eier, Eier, schön und groß,
Chaufed frischi Eier!
'S Totzed chostet es Fränkli bloß,
'S Eili nur vier Zweier.

(Geht umher, Eier anbietend.)

Wänd er kei Eier? Lueged, wie schön und luuter, ganz frisch, grad vo der Chue eweg! Und so groß!

Amelette, Eiertätsch
Schmöcked gwüß eu alle,
Und gar Stierenauge – (nies't) ätsch!
Las na d'Zeine falle!

Seh, seh, ihr Lüüt, bruuched er kei Eier? Zwölfi für en Franke? Ist das nüd billig? Wänn er wüßtid, was für schöni Hüener mir händ, er chuffid gwüß! Luuter Italiener, Spanier, Chinese, i meine gar na Mongole, prächtigi Tier, es ist e helli Freud! Und dänn en Staatsgüggel, schöner nützti nüüt, en große Kärli mit Fäderen a de Beine! Er lauft ganz majestetisch, er weißt gwüß, das er de Herr ist; er gaht so stolz wien en ticke Ratsherr oder en Fabrikant, und wänn er's eint Bei ufglupft hät, so bsinnt er si fast e halb Stund, bis er's wider abstellt; ich chönnt ämel nüd so lang uf eim Bei stah. Z'Basel une im Tiergarte han i au e so eine gseh. Ja, de leit – oder halt nei! syni Hüener legged prächtigi Eier. Seh, seh, chaufed!

Eier, Eier, hübsch und groß,
Chaufed frischi Eier!
'S Totzed chost es Fränkli bloß,
'S Eili nur vier Zweier.

Chaufed, ihr liebe Lüüt! Si sind frisch und gsund und ungfälscht, Gsundheitskommission törf s' undersueche, mynetwäge versueche, nu nüd wie de säb Bediente sym Herre d'Zündhölzli probiert hät. De Herr hät resenirt, es gäb ja kein einzigs Füür. »Wol gwüß, gnädige Herr,« seit do de Lappi, »'s händ alli Füür ggeh, i han alli probiert.« Uf die Art lies i s' doch nüd gern probiere. – –

Es chauft mer Niemert ab. I gsehne scho, ufem Land wird i myni Eier nüd los, i meine, d'Lüüt leggid sälber, villicht au öppen emal e tumms. Ja nu, i will i d'Stadt.

Es ist allwäg gschyder, dert lös' i meh. I ha vier Totzet, die müend mer feuf Franke gälte. Feuf Franke! Potz Tusig, das ist e schöns Gält, mit dem cha me Öppis afange. – Was chost ächt au da e so e ... wie seit me dem Ding? 's ist en farbige Sidebändel um de Hals mit eme schöne Lätsch vorne abe underem obere Lätsch, i meine, me seit em Ggawallery – doch nei – das sind ja Husare und Draguner – Gawalliere oder Lawalliere, was für tumm Näme, me chönnt ja au säge Sidelätsch. De chost allwäg nüd feuf Franke, es blybed mer na e paar übrig. Die nächst Wuche gahn i wider, ein Feufliwer um de ander chunnt, i gsehn es scho z'rugele cho. Dänn chauf i es Paar guet goldeni Ohreglanggere, e chly schweri, si werded mer d'Öhrli nüd gar z'lang abezieh. Potz Wält, dänn bin i es Maitli, oder e Jumpfer, nei! pfi Tuusig, das ist gmein! Es Fräulein bin i dänn. Vorwärts, ir Hüener, legged tapfer druf los, i mache d'Eier zu Talere. E gfarbet sideni Jagge mues i ha, dänn folget, wil's halt doch zum ene Fräulein ghört, en schwarz-sidene Rock. Bhüetis! Dänn gsehn i dry wie's Pfarers Tochter, wän i scho nüd Clavier spille cha wie sy. Nei, wie herrli! Das wird schön! Dänn bin i es Fräulein, und dänn – ja! vo dem seit men iez na nüt! – –

Was stahst und stuunist? – Tumme Kärli, marsch, vorwärts! D'Stadt chunnt nüd zu dir.

(Sie nimmt den Korb auf den Kopf und spricht im langsamen Gehen):

Also hütt en Feufliwer, dänn e Gawalliere, dänn es Paar guet goldeni schweri Ohrering, dänn e sideni Jagge, gwüß! d'Freud mag mi fast! Dänn au en schöne Fäderehuet und en ganze sidene Rock! Nei, wie schön, wie schön! Juhee!

(Springt auf, der Eierkorb fällt. Sie steht erstaunt still und schlägt sich an die Stirn.)

Du Lappi du! Da lyt de Totsch!

H. Weber (Zürich).

*

 


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