Franz von Kobell
Gedichte in oberbayerischer Mundart
Franz von Kobell

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(Der Heuretsstoa')

VIII. Wie der Mankeifranz 'n Sepp grausam um's Lebn bringa will.

                Der Mankeifranz is um die Zeit
Hoch auf' an Boivn g'hockt,
Und hat auf d' Gambs mit großn Fleiß
Weit eini g'schaugt in's Hochi-Eis.

Es hat 'n Neu just gschniebn g'habt,
Da sicht ma' d' Gambsein schö',
Und er hat d' Rudl zähln solln,
So hat's der Forstner habn wolln.

Hat aus dem Schnee wohl hübsch 'was g'segn,
Es geit's dort aa' grad gnua,
Und wier er's ghabt hat, is er ro',
Und gegn d' Eiskapelln no'.

So hoaßt ma' dort a' Höhln von Eis,
Die steht Jahr aus, Jahr ei',
Und zwischn himmihochi Wänd
Liegt s' drinn, wo 's Thal scho' schier an' End.

Da fallt a' Schuß von Burgstall her,
»Dees is der Seppi gwest,«
Und 's Echo hi' und wieder prallt's,
Gar lang dort in die Schraakn hallt's.

Da er sicht, daß an' Adler kimmt,
Der allwei' niedrer streicht,
Jetz' fallt er, bei der Eiskapelln, –
»Schau, den ko'st jetz' n' Seppi stehl'n.«

Dees kimmt 'n Franzn glei' in Sinn,
Und schleunt si' auf den Platz,
Da liegt er drobn an der Wand,
Lieget an 're Klamm nett auf'n Rand.

»Schau, waar schier gar da eini g'falln,
»Dees Loch is woltern tief,
Da schaugt er abi in die Klamm,
Geht kirzngrad und ninderscht z'amm.

Und schau, wie oan' der Teufi' reit't,
Was fallt ihm dabei ei'?
Er denkt, dees is a' feini Gruabn,
Da fang' i' 'n geh, 'n Sepp, den Buabn.

G'schwind holt er Aest und Stangln her,
Und deckt mit Schnee schö' ei',
Grad, daß's 'n Adler tragn no',
Und 's Loch koa' Mensch nit mirka ko'.

Und wie dees Alles sauber g'richt't,
So kriecht er ruckwarts ro',
Und hat sei' Fihrt gar guat verkihrt,
Damit 'n nit der ander' spürt.

Na' geht er, daß er 'n no' bigignt
'N Sepp, dees laßt nit aus,
»Heunt, Bruada, schlaf' i' nit bei dir,
»Heunt kriegst an' eisi's Nachtquatier.«

Und wo der Steig a' Reibn macht
Hi' gegn die Kapelln,
Da hat er gwart't und nit gar lang,
So kimmt der Sepp denselln Gang.

»Hast ebba gschoßn, sagt der Franz,
»I' ho' an' Tuscher g'hört,
»»Ja wohl und dees verstehn i' nit,
»»Wie's jetz da ganga hat damit.

»»'Ho' untern Burgstall eina 'birscht
»»Und ho' an' Adler g'segn,
»»Und schleich mi' da gar sauber o',
»»Und hon' ihm do' dees Recht nit tho'.

»»Denn daß i'n 'troffa, woaß i' g'wiß,
»»Er is na' selm nei',
»»Um d' Eiskapelln selm 'rum,
»»'Ho' schaugn kinna grad a' Trumm.

»»Bal' du da herkimmst, muaßt d' ja wohl
»»Was g'segn hamm davo'?««
»Schau, hat mi' dunkt, i' hätt' was g'segn
»Is dort am Schnee a' Brocka g'legn.«

»»Na' is er's scho', na' bin i' froh,
»»Den muaß i' heunt no' hol'n,
»Ja ja, er is's, es feit' si nit,
»Pfüt' Gott, und bring' 'n fei' bal' mit.«

So san s' vonand, da denkt der Franz,
»Heunt gehn i nimmer hoam,
»Sunst müßt' i' sagn 'was davo',
»Wo i' 'n Seppn troffa ho',

»Und morgn gehn i' auf Kühroint,
»Und kehr' bein Miedei ei'. –
»Mit Taubn fangt ma' d' Habicht, gel',
»Mit Adler di', verdraahter G'sell.« –

Der Sepp steigt jetz' auf d' Eiskapelln,
Und kimmt zun Adler hi',
Da legt er Bix und Stecka weg,
Und will 'n hol'n von den Fleck.

A' Schritt dabei, und no' a' Schritt,
O Gott, da bricht er durch,
Und abi geht's, wie Pfeil, in d' Klamm,
Und kracht, als brechet Alles zamm'.

Da leit er d'runtn in der Schlucht
D'erschlagn an Eis und Stoa',
Und in an' eisign Wasser drinn,
Und ihm vergenga alli Sinn'.


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