Franz von Kobell
Gedichte in oberbayerischer Mundart
Franz von Kobell

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Der Wald.

                      Es is a' Jaaga 'gange in sein' Wald
Und schaugt die Baam so nachanander a',
Gar viel' Bikannti san da d'runter gwest,
Die ihm wohl oft bei'n Regn an' Gfalln 'tho'.

An' alti Buach, dieselbi kennt er guat,
Hat abag'schoßn diem an' Auerho',
A' krummbi Oach, a' Fuchsbau d'runter drinn,
An' Ahorn, schö' wie mar oan' segn ko',

Die golder' Lerch, der hohli Felberbaam,
Sie freu'n 'n alli, wier er s' so bitracht'
Und seini Feichtn na' mi'n dicke' Dach,
Wo's d'runter schier bei'n Tag is finstri Nacht.

So geht der Jaager in Gedanke' furt
Tief 'nei in' Wald, na' endli' rast't er aus
Und legt si' bei'n an' Jungholz hi' in's Gras,
Wer woaß, es ziegt vielleicht a' Rechbock 'raus.

Und wier er da so recht gemüthli' ruat,
So denkt er ihm: »Was Schöns is's um an' Baam,
»Und dengerscht, Langwei' muaß er habn g'nua,
»Steht halt so da und rührt die Blattln kaam.

»Jahr aus Jahr ei', allwei' am altn Fleck,
»Dees is scho' dalket, wann i' z'schaffa hätt',
»So müßtn s' aa' geh' kinna um und um,
»A' selli Trübsal machet i' scho' net.«

Und hat a' Weil' so 'kritlt und so g'spott',
Da hamm si' auf amal die Staudn g'rührt,
Und daß am Bodn 'was lebendi' werd,
Dees hat der Jaaga jetza deutli' g'schpürt.

Was is's denn da, es ruckt ja d' Staudn weg,
Und horch, was rauscht und thuat denn so der Wald,
All's rührt si' dort und geht ja do' koa' Wind,
Jetzt aber überlaaft's 'n eisi' kalt,

Denn schau, der ganzi Wald fangt a' zu'n geh'
Die stirkstn Baam drinn wandln, o der Graus!
'N Bodn reißn langi Wurzn auf
Und überall wie Schlangen schliefe's 'raus.

Dees knarrt und kracht und schiebt si' in anand,
Der Jaager rumpit auf und will davo',
Wo aber hi', sie kemma übralln her,
Die nachstn Stangen stößn 'n schon o'.

Dees klemmt und druckt und wischt mit 'brochni Aest,
Er springt und schlieft und plagt si' hin und her,
Und allwei dicker werd dees ganzi Gwirr,
Da reißt's 'n 'zamm, er sicht koa' Rettung mehr.

O Gott verzeih' mar's, ruaft er voller Angst,
O Herr d'erbarm' di' meiner arma Seel' –
Und jetz' werd's wieder still, All's halt' und steht,
Koa' Baam, koa' Boschn rührt si' vo' der Stell'.

Gott sey's gedankt! – Da 'tracht' der Jaager hoam,
Er moa't allboth, sie fanga wieder a',
Wo is der Steig? sunst hat er 'n so guat g'wißt,
Jetz' hat er si' erschreckli' mühsam 'tho',

Denn schau, sei alti Buach, sei' krummbi Oach,
Die find't er nimmer auf denselbn Fleck,
Die golder' Lerch, der großi Ahorn aa'
San alli jetz' von ihnri Platzln weg.

»Na, na! koan' Wald mehr will i' wandln segn,
»Es is scho' g'recht wie's is, du lieber Gott« –
Am andern Tag is All's gwest wie voneh,
Der Jaaga hat nie 'kritlt mehr und g'spott'.


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