Franz von Kobell
Gedichte in oberbayerischer Mundart
Franz von Kobell

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(S' schö Lisei)

Wie die Birsch bei die zwoa Buabn ausganga, und was weiter g'schegn is.

                'S is gwest a' stilli schöni Nacht,
Und hell hat gscheint der Mo',
Da geht der wildi Jagabua
Dem wohlbekannt'n Büchl zua.

Und wier er ani kimmt am Steig,
Und zu die erstn Staudn,
Da schallt a' Rech, und er fahrt 'zamm,
Dees hat er sunst nit mögn hamm.

Sunst hat er nie koan' Schricka kennt,
Was is's denn deesmal gwest,
Da hat er gräa so für ihm g'lacht:
Der Teufi hat die Rech da gmacht.

Und wier er weiter geht 'n Weg,
Da glanzt im Mondschei' 'was,
»A' Kreuz? wie kimmt a' Kreuz da 'rei',
»Dees fallet oan' in' Traam nit ei',

»Mei Lebta woaß i' da koa' Kreuz,
»Des is a' Teufisgschpiel,
»Soll mit der Bix da nit vorbei
»Soll z'ruck vontwegn der Narretei,

»Dees thua i' nit, und dengerscht, halt!
»Waar' ebba do' was dro'? –
»Brauch' nit den Weg da 'naus in Schlag,
»Es werd so g'schwindi' no' nit Tag.«

Da kehrt er um in oan' Verdruß,
Muaß wieder woltern z'ruck,
Denn übrall, wo er auffi will,
Is's z' dick und Laab und Reiser z'viel.

So muaß er aba, auf a' Straß',
Die um den Büchl geht,
Vo' da geht no' a' Steig in Schlag,
Den nit a' jeder find'n mag.

Er laaft und schleunt si', was er ko',
Und wie si' d' Straß'n biegt,
Wo's aufi gaang, da hört er G'sang,
Da macha Leut an' Kirchagang.

A' Kreuz voro' begegnt ihm,
Da steht er, wie vo' Stoa',
»Is All's verschworn gegn mi',«
So knirscht er wild und fürchterli'.

»Und waar's mei' End, da muaß i' hi',
»Es bricht der Tag schon o',«
Da is er, d' Bix fest in die Händ,
Am Kreuz vorbei verzweifit g'rennt,

Und 'nauf 'n Steig, und da is's gwen,
Als kaam ihm ebbes nach,
Als wur's auf oamal wieder Nacht,
Und in die Baam hat's g'rauscht und 'kracht,

Und bloachi Gsichter hat er g'segn,
Die ihm in d' Augn gschaugt,
Allbot an' anders, fürchterli',
Da rennt er blind, woaß nit wohi'.

Und wier er rennt und wier er keucht,
Da packt's 'n, wier a Sturm,
Und vor ihm thuat si' auf a' Klamm,
Da stürzt er voller Graus'n z'amm. – – –

Und drob'n über'n Sunnaschlag,
Da glanzt a' glocknheller Tag,
Da funklt All's in Morgnschei',
Und d' Vögl singa lusti' drei'.

Und in den Schlag, so zeiti fruh',
Da kniet und bet't a' Jagabua,
Der Stephi is's und dankt 'n Herrn,
Der hoch regiert dort bei die Stern,
Froh dankt er für die Morgnbirsch,
Denn vor ihm liegt verend't der Hirsch.

Und wer 'was kennt von Jagerei,
Wer glückli' gfreit hat um sei' Wei,
Und wer no' denkt sei' jungi Zeit,
Der denk' ihm jetz' den Buabn sei' Freud.

Und wier er na' zun Lisei kimmt,
N' Hirsch mit auf 'n Wagn nimmt,
Wie 's Lisei gjuchezt hat und tho',
Da roacht koa' B'schreiberei nit dro'!

O Lieb', du wunderbarli's Gschick,
O Lieb', wie feierst du dei' Glück,
Da geit's koa' Fest, dees so oan' gleich,
Koa' Kaiser is dageg'n reich,

Es is, als kaam die Frühlingszeit
In's Herz mit ihra Herrli'keit,
Als kaam der Himmi selber 'nei'
Und wollt dahoam da drinna sey'!

    Und weil der Alt' sei' Wort hat g'acht't,
    Hat 's Lisei aa bald Hochzet gmacht,
    Und hat na' kriegt der Stephi gwiß,
    Als wier er's g'sunga, sei' Paradies. –

    Wie's aber 'n Oswald ganga no',
    Da sagt die Gschicht' nix mehr davo'
    I' denk' mir halt und bild' mir ei',
    Gar guat werd's ihm nit ganga sey'!


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